Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
Vom Netzwerk:
Kopf gehen, nach welch strengen Maßstäben er ihre Verehrer beurteilen wollte, als sie das Schweigen brach.
    „Ich dachte, Colonels wären immer alt.“

„Ich bin ja auch alt“, erwiderte er mit einem Lächeln. „Jedenfalls fühle ich mich so.“
    „Sie sind doch nicht alt.“
    „Eigentlich haben Sie Recht – unter Umständen wird man erst am Ende seiner Laufbahn zum Colonel ernannt. Ich hatte das Glück, auf Grund des Ansehens, das meine Familie genießt, bevorzugt behandelt zu werden, aber ich habe mich zurückgehalten, solange ich noch unerfahren war. Es gibt nichts Schlimmeres als einen unerfahrenen Offizier.“
    „Onkel Jason hat mir geschrieben, dass Sie Captain der Grenadiere im Hundertsechsunddreißigsten Regiment wa- ren.“
    Er nickte. „Diesen Posten hatte ich fast meine ganze Spanienzeit über inne, doch nachdem mein Bruder 1812 die Armee verlassen hatte, bin ich rasch zum Major und dann zum Lieutenant Colonel aufgestiegen, weil meine Vorgesetzten ständig auf dem Schlachtfeld blieben. Wissen Sie, die Sterblichkeitsrate unter Offizieren ist recht hoch.“ „Warum denn?“
    „Zuerst schießt man auf die Offiziere. Das Fußvolk ist ohne Kommando verloren.“
    Sie schauderte in seinen Armen. „Hatten Sie denn keine Angst, zur Zielscheibe zu werden?“
    „Irgendjemand muss das Kommando ja übernehmen. Natürlich hatte ich Angst.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Angst macht einen besseren Soldaten aus einem. Man gewöhnt sich daran und tut, was getan werden muss. Das ist alles.“
    „Ich glaube nicht, dass ich mich daran gewöhnen könn- te. Ich würde weglaufen.“
    „Dann würde ich Sie wegen Fahnenflucht erschießen lassen müssen“, erwiderte er mit schwarzem Humor.
    Ihre Zöpfe glitten ihr wie dunkle seidene Taue über die Schultern, als sie sich zu ihm umwandte und ihn unsicher unter der Hutkrempe hervor betrachtete. „Aber das wür- den Sie doch nicht tun, Ihre eigenen Männer erschießen lassen, oder?“
    Er sah sie nur an.
    „O nein!“ sagte sie entsetzt.
    „So sind die Regeln.“

Sie schüttelte den Kopf. „Sie sind ein harter Mann.“
    Ihm war nicht ganz klar, ob das als Kompliment oder als Beleidigung gemeint war. Dann wechselte sie das Thema. „Wie geht es Ihrem Arm?“
    „Nicht allzu schlecht.“
    „Ich fühle mich schrecklich deswegen.“
    „Kein Grund.“
    „Sie hätten getötet werden können ...“
    „Sie sind in Sicherheit, das allein zählt.“
    Einen Moment schwieg sie, dachte vielleicht über seine Worte nach.
    „Damien? Entschuldigung ... ich meine, Lord Winter- ley?“
    Seinen Namen von ihren Lippen zu hören rief ein seltsam angenehmes kleines Flattern in seinem Bauch hervor. „Von mir aus darfst du mich gern Damien nennen und mich du- zen“, murmelte er, „aber nur, wenn wir allein sind. In der Öffentlichkeit sollten wir formeller miteinander umge- hen.“
    „Verstehe. Was glaubst du, was genau haben diese furchtbaren Männer gestern Abend gewollt?“
    Seine Miene verfinsterte sich. Er hielt sie noch fester. „Was sie hätten kriegen können, nehme ich an.“
    „Aber mein Geld haben sie nicht genommen. Ich hatte gerade meine Gage bekommen.“
    „Dazu hatten sie keine Zeit. Aber ich glaube auch nicht, dass sie auf dein Geld aus waren, meine Liebe.“ Er war wirklich sehr froh, dass er die Männer umgebracht hatte.
    „Vielleicht nicht, aber irgendwie kann ich mir nicht vor- stellen, dass einfache Landstreicher aus Mud City so gut organisiert sind. Die hatten ja sogar Pferde.“
    „Wahrscheinlich gestohlen. Hast du einen der Männer erkannt?“
    „Nein. Aber, Damien ...“ Sie wandte sich zu ihm um und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. „... wenn die Männer nun Mädchenhändler gewesen sind?“ flüsterte sie zutraulich. „Du weißt schon – solche, die Mädchen fangen und dann an Bordelle verkaufen?“
    Er lachte, von ihrem ernsten Blick ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. „Aber Miranda, du hast zu viele Melodramen gesehen.“

„Was meinst du damit?“ rief sie. „Miss Brocklehurst hat immer gesagt, wenn wir nicht brav sind, müssen wir die Nacht draußen verbringen, und dann holen uns die Mäd- chenhändler.“
    „Und du hast ihr das geglaubt?“
    „Ja.“
    Freundschaftlich drückte er ihre Taille. Was für eine selt- same Mischung aus vorgespielter Tapferkeit, Misstrauen und Naivität sie doch war! „Keine Angst, Miranda. Wenn noch mehr Mädchenhändler kommen, schlage ich sie für dich in die Flucht.“

Weitere Kostenlose Bücher