Gaelen Foley - Knight 03
blit- zenden Augen. „Er war in der Kavallerie.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Wie hieß er?“
„Patrick.“
„Und weiter?“
„Das ist mir entfallen. Aber er trug eine blaue Uniform. Ich fand ihn damals sehr flott.“
„Du lügst, mein Kind.“
„Warum soll ich keinen Beau gehabt haben? Ich wollte glauben, dass mich wenigstens irgendjemand liebt, nach- dem dein Major Sherbrooke mich ja offensichtlich verges- sen hatte.“
Er wandte den Blick ab, etwas aus der Fassung gebracht von dem trostlosen Ausdruck in ihren Augen, der so gar nicht zu ihrem brüchigen Lächeln passen wollte. „Und was ist aus deinem Beau geworden?“ brummte er.
„Ich hab mich geweigert, ihm zu geben, wonach ihm ver- langte, und so hat er sich nicht mehr gemeldet. Ich war da- mals sechzehn.“ Sie senkte die Lider und saß ganz still.
Erzürnt schüttelte er den Kopf. „Die Kavallerie taugt nichts.“
Sie sah auf, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen. „Das stimmt, getaugt hat er nichts, aber küssen konnte er gut.“
Er presste die Lippen aufeinander und wandte sich ab. Gleich darauf schaute er sie erbost an. „Hör sofort damit auf.“
„Mylord?“
„Du willst mich doch nur provozieren.“
Unschuldig lächelnd legte sie den Kopf schräg. „Ach, nun sei doch nicht sauer, Damien. Er hat nicht halb so gut geküsst wie du. Vermutlich hast du mehr Übung.“
„Wenn du nicht gleich anfängst, etwas mehr Respekt vor dem Alter zu entwickeln, leg ich dich übers Knie, mein Mädchen.“
Sie lachte ihn an, und der Ausdruck in ihren Augen ver- riet, dass ihr das vielleicht sogar gefallen könnte. Ohne den Blick abzuwenden, nahm sie langsam und genüsslich einen Schluck Wein. Er starrte sie an wie ein Mann kurz vor dem Verhungern, wie benommen von der Erinnerung an den Anblick, den sie in ihrem spärlichen lavendelblauen Kleid geboten hatte, an die üppigen Kurven, die sich unter dem papierdünnen Stoff abgezeichnet hatten. Gott, wie sehr er sich wünschte, sie hinzulegen und sie von Kopf bis Fuß mit Küssen zu bedecken, jeden Zoll von ihr zu vereinnahmen, bis sie sich vor Vergnügen wand.
Der Kellner kam gerade rechtzeitig mit dem Essen, um der knisternden Spannung an ihrem Tisch ein Ende zu be- reiten. Vor ihnen wurde ein veritables Festmahl aufge- tischt, bestehend aus Rindersteak, Taubenpastete, Brot- pudding und diversen Gemüsen.
Als sich das Personal zurückgezogen hatte, sprach Mi- randa das Tischgebet, wobei sie die Augen schloss und den Kopf senkte. Damien sah sie an, und irgendwie zerstob in ihrer Nähe jeder Gedanke an das Schankmädchen. Es war ohnehin ein unwürdiges Vorhaben gewesen. Das war ihm vollkommen klar. Doch als Miranda die Augen wieder auf- schlug und „Amen“ sagte, verbarg er vor ihr seinen Sin- neswandel über das Stelldichein.
Sie brauchte nicht zu wissen, welche Macht sie über ihn hatte.
Nach dem Essen kehrten sie in ihre Zimmer zurück und wünschten sich über den Flur hinweg freundlich gute Nacht, obwohl es erst sieben Uhr war. Damien behauptete, er sei müde. Sie widersprach nicht, kannte sie doch den Grund, warum er sich so früh zurückzog. Er kann es ein- fach nicht erwarten, sich die Schlampe aus dem Schank- raum ins Bett zu holen, dachte Miranda düster, während sie allein unter die Decken schlüpfte.
Da sie in der letzten Nacht kaum geschlafen hatte, war sie bald eingeschlummert, doch war ihre innere Unruhe so groß, dass sie nach kaum zwei Stunden wieder erwachte. Müde kämpfte sie sich aus dem gemütlichen warmen Bett. Es war neun Uhr – Zeit zu verschwinden.
Nach ihrem gestrigen Erlebnis war sie nicht sehr erpicht darauf, ohne Damien durch die dunkle kalte Nacht zu stapfen, aber es blieb ihr ja nichts anderes übrig. Sie hatte immer noch ihre Gage, und nachdem sie auf dem mächti- gen Zeus geritten war, fühlte sie sich einem braven Miet- pferd aus den Ställen durchaus gewachsen. Auch in der langsamsten Gangart war ein Pferd schneller als ein Mensch, doch befürchtete sie, dass der Ruhm ihres Vor- munds ihre Flucht behindern könnte. Das gesamte Perso- nal des Gasthofs katzbuckelte vor dem großen Kriegshel- den und hatte sie an seiner Seite bemerkt. Wenn sie ein Pferd zu mieten versuchte, würde der Stallbursche ver-
mutlich darauf bestehen, erst ihren Vormund zu Rate zu ziehen.
Nun, anscheinend sind wieder einmal meine Schauspiel- künste gefordert, dachte sie, während sie sich vor dem Spiegel die Haare richtete. Hastig zog sie sich den Mantel über,
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