Gaelen Foley - Knight 03
Röte in die Wangen gestiegen. Vielleicht war es nicht der richtige, sondern nur der einfache Weg, sie auf Armeslänge von sich entfernt zu halten. Was wusste er schon? Er war zwar ein Mann, der mit gefährlichen Situa- tionen zurechtkam, aber diese junge Frau hatte die Macht, ihn in einen ungeschickten Idioten zu verwandeln.
„Alles, was du machst, überrascht mich“, murmelte er. „Ach ja? Aber das war doch alles noch gar nichts.“ Sie
warf ihm einen schalkhaften Blick zu und setzte sich dann in ihrem Sessel zurück, um sich auf den Rest der Vorstel- lung zu konzentrieren.
Am nächsten Nachmittag lag vor den Fenstern frischer Schnee, und im Inneren des Hauses drang aus der Küche der Duft von Zimt und Nelken in alle Räume. Zu ihrer Freude durfte Miranda der Herzogin, Lizzie und Jacinda helfen, die Fensterbretter und Kaminsimse von Knight House für die Weihnachtsfeier der Familie am Samstag- abend zu dekorieren. Zusammen schmückten sie die Ka- minsimse mit Immergrün, Kiefernzapfen und mit goldenen Schleifen gebundenen Stechpalmensträußchen. An die Tü- ren hängten sie Kränze, in die Fenster spitzenzarte Wind- lichter.
Miranda schmückte die große Messingreplik des von Da- mien in der Schlacht erbeuteten französischen Adlers, die im Prunkzimmer ausgestellt war, mit Bändern und Mistel- zweigen. Die Herzogin bat den Butler, über dem Klavier ihres Gatten einen Mistelzweig zu befestigen, um ihn fröh- lich in die Falle zu locken, und dann stürzte Jacinda sich auf die Idee, nach dem Dinner Samstagabend im Salon ein Theaterstück aufzuführen. Miranda stimmte mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen ein und half Jacinda bei der Planung der komischen Vorführungen.
Während sie so im Salon herumging, legte sie zu Ehren der Frau, deren Gemälde über dem Kamin hing, ein paar Extrazweige auf dem weißen Sims ab. Man hatte ihr ge- sagt, dass es ein Porträt von Damiens Mutter war, der vo- rigen Duchess of Hawkscliffe. Miranda betrachtete das Bildnis eine Weile. Mit der ausladenden weißen Perücke, dem Reifrock und dem tiefen Ausschnitt sah die vorige Herzogin wie eine Macht aus, mit der zu rechnen war. Die Kinnlinie verriet Stolz, in ihren tiefblauen Augen funkelte Intelligenz, und das sternförmige Schönheitspflästerchen über dem sinnlichen Mund kündete von ausgeprägtem Hu- mor.
In diesem Moment kam Mr. Walsh herein und meldete Miranda zu ihrem Entzücken, dass noch mehr neue Kleider aus den Läden in der Bond Street geliefert worden waren. Die Dienstboten brachten die weißen Schachteln in das
elegante Schlafzimmer, das man ihr zugewiesen hatte, und Lizzie und Jacinda kamen die Treppe heraufgestürmt, um die Sachen zu bewundern. Miranda hob die Deckel und schob das Seidenpapier über drei neuen Hauskleidern bei- seite.
„Und was ist da drin?“ fragte Lizzie aufgeregt.
Miranda öffnete eine vierte Schachtel und hielt den Atem an. „Ein Promenadenkleid, glaube ich. Ach, ich komme mir jetzt schon vor wie Weihnachten!“
„Mach mal das hier auf“, drängte Jacinda und schob die letzte Schachtel zu Miranda hinüber.
Die hob den Deckel an und zog das Kleid vorsichtig he- raus. „Oh! Mein Reitdress!“
„Vielleicht wäre es jetzt Zeit für die erste Reitstunde“, sagte eine tiefe Stimme von der Tür.
Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Das elegante braune Kleid gegen die Brust gepresst, drehte sie sich um. Damien lehnte lässig im Türrahmen, den Daumen in die Westenta- sche gehakt. Sie blinzelte. Träumte sie, oder hatte er sie wirklich gesucht?
„Ehrlich?“
Er nickte. „Ehe Sie nicht mit einem Pferd umzugehen ge lernt haben, ist Ihre Erziehung nicht vollständig.“
Langsam breitete sich ein Lächeln in ihrem Gesicht aus. „Ich komme gleich. Möchten Sie meine neuen Kleider se- hen?“
Jungenhaft schüchtern zuckte er mit den Schultern und schlenderte ins Zimmer. Während sie ihm die Kleider vor- führte, nickte er, vermutlich mit gespieltem Interesse. Dann ging er wieder, damit sie sich umziehen konnte.
Kurz darauf nahm Damien sie mit in den Green Park zur ersten Reitstunde. Immer wieder schaute sie ihn auf dem Weg dorthin freudig an. Sie konnte einfach nicht fassen, dass er sich tatsächlich um sie bemühte. Die Reitstunde machte sie nervös, doch im Augenblick kümmerte es sie nicht, ob sie sich den Hals brach. Es wäre ihr die Sache wert: Endlich wollte Damien bei ihr sein.
Während der Stallbursche wartend daneben stand, wur- de Colonel Lord Winterley ganz geschäftsmäßig
Weitere Kostenlose Bücher