Gaelen Foley - Knight 03
die Lippen. „Ein ... beträchtliches Vermögen?“
Endlich einmal eine intelligente Frage von diesem Nar- ren. Algernon verzog die Lippen zu einem schmalen Lä- cheln. „Sind dir fünfzigtausend Pfund beträchtlich ge- nug?“
Sein Sohn riss die Augen auf.
„Also dann, mein Junge, auch wenn Gott dir nicht mehr Verstand geschenkt hat als einem Huhn, hat er dich mit gu-
tem Aussehen reichlich gesegnet. Du wirst diesem Mäd- chen den Hof machen und es für dich gewinnen, sonst sind wir erledigt. Hast du mich verstanden? Ich, du, deine Mut- ter, deine Schwestern. Dann müssen wir ins Schuldgefäng- nis.“
Auf dem Gesicht des Jünglings spiegelte sich erst Schre- cken, dann Entschlossenheit. „Ich werde sie für mich ge- winnen, Vater, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“ „Sie wird gut behütet und hat eine Menge Verehrer.“
„Und wenn sie die jungfräuliche Schwester des Sultans wäre und in einem Elfenbeinpalast lebte, der von einer Horde Janitscharen bewacht wird – irgendwie werde ich sie für mich gewinnen. Ich weiß, dass ich dich schon oft enttäuscht habe, aber das hier werde ich schaffen. Du brauchst mir nur ihren Namen zu nennen, Vater, und schon gehört sie mir.“
Algernon musterte ihn befriedigt. „Sie ist deine uneheli- che Kusine, Miss Miranda FitzHubert. Und ich will nichts davon hören, dass Ehen zwischen Vetter und Kusine neu- erdings aus der Mode kommen. Sonst werfe ich dich aus dem Fenster. Es ist eine aristokratische Tradition und voll- kommen legal.“
„Ich habe schon von ihr gehört. Sie soll sehr schön sein.“ Algernon schwieg.
„Ist sie nicht Colonel Lord Winterleys Mündel? Sein Bru- der, Lord Alec Knight, ist mein Freund. Durch ihn könnte ich mit ihr bekannt werden ...“
„Nein. Du machst es genau so, wie ich es dir nahe gelegt habe. Vor allem wollen wir nicht über Gebühr interessiert erscheinen. Ich sehe schon, dass ich die Sache von Anfang bis Ende für dich deichseln muss.“
„Vater?“
Algernon überlegte einen Moment, den Blick auf die Wand gerichtet, dann nickte er und sagte rasch etwas, als spräche er mit sich selbst: „Wir schicken deine Mutter und deine Schwestern auf einen Antrittsbesuch zu ihr, genau, erst die Frauen. Wenn von mir etwas käme, würden sie Ver- dacht schöpfen. Du begleitest sie einfach. Und dann laden wir sie im Gegenzug zu uns zum Dinner ein. Zu einem for- mellen Empfang. Natürlich. Wir sind ihre Verwandten, oder nicht? Da schickt es sich, sie zu akzeptieren, auch
wenn sie illegitim ist.
„Wenn die Knights ihr ihren Segen geben, bleibt uns schließlich gar nichts anderes übrig.“
„Genau. Endlich fängst du an, die Dinge von meiner Warte aus zu betrachten. Und, Crispin, wenn sie dann zum Dinner kommt ...“
„Ja, Vater?“
„Blende sie, mein Lieber, wenn du weißt, was gut für dich ist.“ Mit einem harten, warnenden Blick richtete er sich auf, kehrte seinem Sohn den Rücken und ging hinaus, um seinem hohlköpfigen Weib ein paar Befehle zu erteilen.
Kurz nachdem Miranda aus dem Stall geflüchtet war, hat- te Damien sich wieder gefasst und einen von Roberts bra- veren Wallachen gesattelt, da er nicht in der richtigen Stimmung war, mit seinem temperamentvollen Hengst Kämpfe auszufechten. Während er sein Pferd durch die dunklen Straßen zu Luciens Haus in der Upper Brooke Street lenkte, versuchte er nicht mehr an das schmerzliche Gespräch zwischen ihm und seinem Mündel zu denken, sondern wandte sich wieder dem Verdacht zu, der sich in ihm zu regen begonnen hatte, als Miranda in den Stall ge- treten war.
Das Pferd hätte nicht durchgehen dürfen. Vor dem Kauf hatte er sich extra vergewissert, dass er ein ausgeglichenes Reittier erwarb – die Stute war heute davongeprescht, als wäre sie von einer Biene gestochen oder von einem kleinen Geschoss getroffen worden, etwa einem Stein aus einer Schleuder. Er hatte die Stute von Kopf bis Fuß untersucht und keinerlei Mal oder Verletzung finden können, die auf ein derartiges Einwirken schließen ließen. Natürlich hätte es ein schwerer Treffer sein müssen, wenn er das dichte Winterfell durchdringen wollte.
Damien hatte die Stallburschen befragt, die Miranda be- gleitet hatten, aber sie hatten nichts Ungewöhnliches be- merkt, hatten allerdings auch versichert, dass Miranda nichts getan habe, was das Pferd hätte erschrecken kön- nen. In letzter Zeit häuften sich die Unglücksfälle, so dass Damien nicht mehr geneigt war, an Zufälle zu glauben. So absurd es
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