Gaelen Foley - Knight 03
an? Mein Gott, ich kann es nicht riskieren, dich zu zerstören.“
Sie hielt sich an den Gitterstäben fest und fixierte ihn. „Warum glaubst du, dass das geschehen würde? Warum hast du solche Angst? Verrat es mir. Du weißt, was mir zu- gestoßen ist. Schlimmer als das, was Mr. Reed mir angetan hat, kann es auch nicht sein. Rede mit mir. Warum können wir nicht zusammen sein?“
Voll Schmerz schloss er die Augen, und dann rang er sich zögernd ab: „Am Guy-Fawkes-Abend ist etwas mit mir passiert, Miranda. Die Kanonenschläge, das Feuerwerk – ich kann es nicht erklären.“ Mühsam schlug er die Augen auf und schaute sie voll Verzweiflung an. „Ich habe verges- sen, wo ich war. Ich war in Knight House, bei Alice und Harry; Lucien war unterwegs – er hatte mich gebeten, mich um die beiden zu kümmern –, und dann bin ich irgendwie durchgeknallt.“
„Durchgeknallt?“
„Ich dachte, ich wäre wieder im Krieg. Frag nicht, was geschehen ist, denn ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich, als ich wieder zu mir kam, ein Messer in der einen und eine geladene Pistole in der anderen Hand hielt. Ich kann mich nicht entsinnen, sie genommen zu ha- ben. Verstehst du nicht? Ich hätte jemandem wehtun kön-
nen, Miranda. Ich hätte jemanden umbringen können. Zum Beispiel Alice, eine wehrlose Frau. Oder Harry. Ich hätte dem Kind wehtun können“, wisperte er, und seine Stimme brach.
Sie sehnte sich danach, ihn in die Arme zu nehmen, zu trösten, und so begann sie sich am Schnappriegel der Box zu schaffen zu machen, doch Damien hielt sie auf, packte sie am Handgelenk.
Erschrocken sah sie ihn an.
Entschlossen erwiderte er den Blick. „Geh wieder ins Haus. Du kennst meine Gründe. Und jetzt geh.“
„Nein“, sagte sie leise. „Ich möchte dir helfen.“
„Ich will deine Hilfe aber nicht.“
„Ich habe deine Hilfe zuerst auch nicht gewollt. Du musst mir vertrauen. Ich weiß, was richtig ist. Ich möchte dich festhalten.“
„Halt dich lieber von mir fern“, flüsterte er.
„Hör auf, mich dauernd abzuweisen!“ rief sie mit rotem Gesicht.
„Was glaubst du denn? Dass du mich gesund pflegen kannst, als hätte ich eine Erkältung?“ fragte er spöttisch. „Ich reiße dich nur mit mir hinab. Es gibt keine Heilung. Ich sollte das ja wohl wissen, ich habe alles versucht.“
„Allein! Du hast nicht versucht, dich von jemandem lie- ben zu lassen, dich umsorgen zu lassen.“
„Das brauche ich auch nicht. Habe ich nie gebraucht.“
„Wie arrogant“, zischte sie erbost. „Da sei der Himmel vor, dass der große Winterley je irgendjemanden brauche. Du dummer Kerl! Du bist wie ein Löwe, der sich einen Dorn eingetreten hat und ausgerechnet die Person beißt, die ihm helfen will.“
„Ich könnte sehr viel Schlimmeres tun, als dich zu bei- ßen, meine Liebe. Ich könnte dir den hübschen Hals bre- chen. Ist dir das eigentlich klar?“
„Mir machst du keine Angst“, entgegnete sie. „Lieber nehme ich das Risiko auf mich, als dass ich davonlaufe und dich deinem Schicksal überlasse. Du bist nicht der Einzi- ge, der dem Tod ins Gesicht geschaut hat, Damien Knight. Ich habe mit ansehen müssen, wie meine Eltern ertrunken sind, und konnte nichts tun, um ihnen zu helfen, aber ich werde nicht zulassen, dass ich dich auch noch verliere. Du
musst es versuchen. Du musst dagegen ankämpfen – aber nicht allein. Du bist Soldat, du weißt, dass unsere Truppen nie gewonnen hätten, wenn sie nicht von ein paar Männern koordiniert worden wären.“
„Von ein paar Männern. Genau. Unsere Frauen setzen wir solchen Gefahren nämlich nicht aus.“
„Warum musst du nur so störrisch sein? So verrückt kannst du doch nicht sein, sonst hätte dich Onkel Jason doch nicht zu meinem Vormund ernannt.“
„Er wusste nichts davon. Ich habe es geheim gehalten“, knurrte er. „Ich habe es vor allen verborgen. Nur Lucien weiß Bescheid. Alice ahnt etwas, denn sie hat es ja damals mitbekommen, aber du bist die Einzige, die die hässliche, ungeschminkte Wahrheit kennt.“
„Dann bin ich offensichtlich auch die Einzige, die dir helfen kann.“
„Mein Gott, warum willst du denn nicht zuhören?“ schrie er und stieß sich so abrupt von den Gitterstäben ab, dass die Stute erschrak. „Wann kriegst du das endlich in deinen Schädel hinein, Mädchen? Ich habe dir die Wahr- heit gesagt. Noch deutlicher kann ich es dir nicht erklä- ren.“
„Ja, du hast es mir gesagt“, konterte sie tapfer, „aber du
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