Gaelen Foley - Knight 04
reagieren sollte. Plötzlich erkannte sie, dass es nichts mehr gab, was zwi- schen ihnen und ihrem unterschwelligen Verlangen stand: Lizzie war weg; es gab keine Anstandsdame oder einen Ball- saal voller adleräugiger Gäste.
Rackford beobachtete Jacinda aufmerksam. Dann beugte er sich vor und senkte seinen Mund hart und leidenschaft- lich auf den ihren. Jacinda konnte nicht mehr denken, als sein Mund ihre Lippen sanft auseinander zwang. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, um den verwirrenden Gefüh- len zu trotzen, die auf einmal auf sie einstürmten.
Anschließend schlang sie ihm die Arme um den Hals und erwiderte seinen Kuss mit brennender Leidenschaft. Rack- ford drückte sie langsam auf ein Bett aus Gänseblümchen, Löwenzahn und himmelblauen Vergissmeinnicht hinunter. Gemeinsam überließen sie sich im hohen Gras ihren Ge- fühlen, und jede sinnliche Berührung seines Körpers ließ Ja- cinda erbeben. Leidenschaftlich umklammerte sie seine Schultern und ließ ihre Hände in den weißen Handschuhen dann sinnlich über seinen Rücken wandern, tiefer und im- mer tiefer. Sein leises, heiseres Aufstöhnen ermutigte sie. Sie küsste ihn noch leidenschaftlicher und liebkoste dabei seine harten Brustmuskeln, genoss seine Kraft und seine Stärke.
Wollte sie wirklich wie Lady Campion sein? Immer allein leben und nur um ihr eigenes Vergnügen kreisen, ohne sich darum zu kümmern, wem sie mit ihrem Verhalten wehtat? Genau wie Mama.
Jacinda strich ihm mit den Fingern durchs Haar, als er plötzlich zusammenzuckte und einen leisen Schmerzens- schrei ausstieß.
Erschrocken hielt Jacinda inne. „Was ist los?“ fragte sie atemlos.
„Nichts. Küss mich.“ Wieder griff er nach ihr, aber Jacin- da wehrte ihn ab, weil sie leider wieder zur Vernunft gekom- men war.
„Liebling, das dürfen wir nicht.“
„O doch.“
Jacinda musste lächeln. „Was, wenn uns jemand sieht?“
Rackford machte ein finsteres Gesicht. „Oh, nun gut.“
„Hast du dir den Kopf gestoßen?“ erkundigte sich Jacinda und setzte sich auf.
„Es ist nichts, vergiss es. Wirklich.“ Mit einer rührend jungenhaften Geste fuhr er sich mit der Hand prüfend über den Hinterkopf.
„Oh, Rackford, was hast du jetzt wieder angestellt? Lass mich mal schauen“, bat Jacinda.
Er murmelte etwas Unverständliches, behauptete, dass es keine Rolle spiele, aber als Jacinda sein dunkelblondes Haar beiseite strich und die frisch verheilte Wunde an seinem Hinterkopf entdeckte, keuchte sie erschrocken auf.
„Billy! Oh, mein Liebling!“ Schützend schlang sie die Ar- me um ihn. „Erzähl mir auf der Stelle, was mit deinem ar- men Kopf passiert ist.“
„Es ist nichts, nur eine Kleinigkeit“, wehrte er ab und küsste sie rasch.
„William!“
„Es bringt mich nur in Verlegenheit.“
„William Spencer ...“
„Ich bin rückwärts gegen ... gegen einen Nagel gelaufen.“
„Einen Nagel?“
Er nickte mit unschuldigem Blick. „Im Stall. Mein Pferd hat mich angestoßen und aus dem Gleichgewicht gebracht. Da war der Pfosten mit dem großen Nagel dran, an den der Reitknecht immer das Zaumzeug hängt. Ich bin dagegen ge- fallen. Ich habe dir ja gesagt, dass es dumm von mir war.“ Jacinda musterte ihn scharf. „Ist dein Vater dafür verant- wortlich?“
„Wie bitte?“
„Dein Vater.“
„Nein, keinesfalls.“
„Schwörst du das?“
„Mein Vater hat nichts damit zu tun.“
„Oh, du dummer Junge.“ Sie umarmte ihn, und dann leg- te er ihr seinen Kopf zufrieden in den Schoß. „Du musst in Zukunft besser aufpassen.“ Jacinda betrachtete ihn und ließ ihre Finger sanft über seine gebogene Nase nach unten gleiten, dann beugte sie sich hinunter und küsste seine lin- ke Augenbraue.
Rackford schloss die Augen und seufzte zufrieden.
Als er so in ihren Armen lag, fiel ihr wieder ein, wie sie ihn damals kennen gelernt hatte. Wie sehr er sich mir doch ge- öffnet hat, überlegte sie. Er scheint mir zu vertrauen, wo ich mir doch selbst kaum traue. Doch noch immer spürte sie, wie verletzlich er war. Sie sehnte sich nach ihm, nach seiner Berührung. Auch wenn ihre Gefühle für ihn sich langsam wandelten, war sie noch immer ängstlich und unsicher. Wel- ches Recht hatte sie, diesen Mann zu lieben? Liebe bedeute- te so unendlich viel Verantwortung. Was wusste schon eine unbedeutende, verwöhnte kleine Debütantin wie sie über aufopfernde Gefühle? Besaß sie überhaupt die Größe dafür? Du bist höchst ungeeignet für die Liebe, raunte ihr
Weitere Kostenlose Bücher