Gaelen Foley - Knight 04
Schuldbewusstsein in den klaren blauen Augen des jungen Mannes aufflackern.
„Wen haben wir denn da?“ meinte Alec.
„Würden Sie uns bitte einen Moment entschuldigen?“ wandte Rackford sich an die wenig Vertrauen erweckenden Kumpane Alecs.
Die blickten einander entrüstet an und musterten den Neuankömmling empört, aber Alec bedeutete ihnen mit ei- ner lässigen Handbewegung, dass sie verschwinden sollten, was sie auch taten.
„So“, stieß er gelangweilt hervor, als Rackford sich auf den schimmernden Mahagonitisch stützte. „Meine kleine Schwester hat also ihren Schäferhund auf mich gehetzt. Wollen Sie mich zum Duell fordern, Rackford?“
„Warum sollte ich das tun?“
„Keine Ahnung. Das ist ja das Problem. Keiner weiß, wo- ran er bei Ihnen ist oder wie Sie reagieren könnten. Sie sind ein ziemlich undurchsichtiger Bursche und lassen sich nicht so leicht in die Karten schauen.“
„Wenn ein Spieler Ihres Kalibers das behauptet, betrach- te ich das als Kompliment.“
Alec verzog spöttisch den Mund. „Ein Spieler meines frü- heren Kalibers, wollten Sie wohl sagen. Das Glück hat mich verlassen, Rackford. Anscheinend bin ich nur noch imstan- de zu verlieren.“
„Wenn Sie nicht auf der Stelle nach Hause gehen und die Sache mit einer gewissen jungen Dame in Ordnung bringen, hat sie nicht nur Ihr Glück verlassen.“
„In Ordnung bringen? Was denken Sie wohl, was zum Teu- fel ich gerade getan habe?“
„Sie haben ihr das Herz gebrochen. Sie weint sich die Au- gen aus.“
Alec schwieg einen Moment lang. „Lizzie Carlisle hat ei- nen weitaus besseren Mann als mich verdient.“
Rackford griff sich einen sauberen Cognacschwenker von einem Tablett in der Ecke und goss sich einen großen Schluck Cognac ein. „Ich könnte Ihnen vielleicht helfen. Falls es eine Frage des Geldes ist, könnte ich Ihnen ein Dar- lehen ...“
„Vielen Dank, aber die Situation hat sich geändert. Haben Sie davon noch nicht gehört?“ unterbrach ihn Alec mit schneidendem Zynismus. „Keine schlechte Arbeit für einen Mann, finden Sie nicht auch?“
„Wenn der Mann sich hinterher noch in die Augen schau- en kann.“
„Sollten Sie glauben, dass ich es bereue, dann täuschen Sie sich.“
„Warum wollen Sie ein Mädchen loswerden, das Sie wirk- lich und aufrichtig liebt?“
Alec stöhnte ungeduldig auf und legte den Kopf zurück. „Bitsy ist eine erstklassige, gutgläubige, naive Unschuld, Rackford. Sie ist intelligent, besitzt aber kaum gesunden Menschenverstand.“
„Das stimmt nicht. Miss Carlisle ist eine sehr kluge junge Dame.“
Alec schnaubte. „Nicht, wenn sie mich liebt. Sie wird jetzt bestimmt klüger werden, das garantiere ich Ihnen.“
Rackford richtete sich langsam auf und ließ Alec nicht aus den Augen. „Kommen Sie zu sich, Mann, seien Sie kein Narr. Wenn Sie das Mädchen jetzt gehen lassen, werden Sie es für den Rest Ihres Lebens bereuen.“
Alec sank in sich zusammen und starrte blicklos vor sich hin. Dann schüttelte er langsam den Kopf und seufzte resig- niert. „Richten Sie ihr aus, dass es mir Leid tut, ja?“
„Sagen Sie es ihr selbst.“ Rackford drehte sich um und ging.
„Du solltest jetzt nicht allein sein“, meinte Jacinda, als sie und Rackford Lizzie einen Tag später zur wartenden Post- kutsche begleiteten.
„Ich muss allein sein, sonst drehe ich noch durch. Wer weiß, was mich da draußen in der Welt erwartet? Außerdem fahre ich ja nur nach York“, erwiderte Lizzie. Sie umarmte die Freundin, drückte sie fest an sich und lächelte sie tapfer an. „Es ist an der Zeit, dass ich das Hawkscliffe-Nest verlas- se.“
„Aber nur für kurze Zeit“, entgegnete Jacinda. „Versprich mir, dass du mir schreiben wirst.“
„Natürlich.“
„Es tut mir Leid, dass ich ihn nicht umstimmen konnte, Miss Carlisle“, entschuldigte sich Rackford leise. „Wenn Sie mich fragen, ist er verrückt, blind und ein vollkommener Narr.“
Sie lachte traurig auf und umarmte ihn. „O Lord Rack-
ford, wenn doch alle Männer so wären wie Sie. Sie haben es wenigstens versucht, und allein deswegen sind Sie zumin- dest für mich ein Ritter in schimmernder Rüstung.“
Ihre freundlichen Worte berührten Rackford tief, und rasch küsste er Lizzie auf die Wange, ehe er ihr in die Kut- sche half. Jacinda musterte besorgt die anderen Passagiere. Lizzie war so störrisch, dass sie Jacinda nicht einmal er- laubt hatte, eine richtige Reisekutsche für sie zu mieten. Stattdessen hatte sie so
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