Gaelen Foley - Knight 04
besu- chen, Lord Rackford?“ fragte Daphne. „Ich bin am Boden zerstört, weil Sie mich bisher so vernachlässigt haben.“
„Sie tun mir Unrecht, Miss Taylor. Ich habe es ja versucht, aber ich schaffe es nie, mich durch die Menge Ihrer anderen Verehrer zu kämpfen.“
„Das stimmt nicht! Sie haben es noch nie versucht. Das weiß ich genau.“ Daphne schwieg kurz und fuhr dann fort: „Stattdessen lungern Sie immer in der Nähe von Knight House herum. Dabei halten Sie sich dort in gefährlichen Ge- wässern auf.“
„Wie meinen?“
„Sie haben doch sicher von der berüchtigten früheren Du- chess of Hawkscliffe gehört und erfahren, was für eine lose Frau sie war, oder?“
„So etwas ist mir in der Tat zu Ohren gekommen.“
„Wenn meine Mama und ihre Freundinnen nicht gewesen wären, würde diese schreckliche Frau vielleicht noch heute die gute Gesellschaft mit ihrem unschicklichen Verhalten quälen“, verkündete Daphne und rümpfte abfällig ihre hüb- sche Nase. „Es ist schon schlimm genug, dass wir ihre Toch- ter unter uns dulden müssen.“ Sie warf ihm einen lauernden Blick zu, aber er sprang auf den Köder nicht an.
Rackford hatte genug Erfahrung mit Frauen, um zu wis- sen, dass es Daphne nur noch mehr gegen Jacinda aufbrin- gen würde, wenn er sich jetzt als deren Verteidiger aufspiel- te. Doch das Mädchen gab sich mit seinem diplomatischen Schweigen nicht zufrieden.
„Jeder sagt, dass ihre Tochter genauso wie die Herzogin
werden wird. Nur ein Narr würde sich so eine zur Frau neh- men.“
„Oft genug erweist sich, dass ,jeder’ Unrecht hat.“
„Ach, armer Lord Rackford, Sie haben sich doch nicht et- wa von ihrem Charme einwickeln lassen? Hinter äußerlicher Schönheit versteckt sich oft ein verdorbenes Herz.“
„Wie wahr“, erwiderte Rackford spöttisch, aber Daphne kam offenbar gar nicht in den Sinn, dass er sie damit mei- nen könnte. Rackford schaute sich im Ballsaal um und stell- te zufrieden fest, dass die Aufmerksamkeit Jacindas nun voll und ganz ihm galt.
Erst als die Musik verstummte, merkte er jedoch, dass er auch Acer Lorings Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Der junge Mann war gerade erst eingetroffen – angetrun- ken, schlecht gelaunt und im Gegensatz zu sonst recht unor- dentlich gekleidet. Langsam bahnte sich Acer einen Weg durch die Umstehenden und kam zielstrebig auf Daphne und Rackford zu. Sein finsterer Gesichtsausdruck verriet, dass er keine Lust mehr hatte zuzusehen, wie Daphne sich dem barbarischen Eindringling an den Hals warf.
Als der Mann sich finster entschlossen und mit glasigem Blick Rackford näherte, verspürte dieser plötzlich densel- ben Hass auf Acer wie auf seinen Vater. Truro war weiß Gott oft genug auf genau diese Art und Weise auf ihn zugekom- men, zuletzt erst vor ein paar Tagen. Verwirrt von der Paral- lele zwischen Gegenwart und Vergangenheit reagierte Rackford zunächst nicht, als Acer ihn aggressiv schubste.
„Warum lassen Sie sie nicht in Ruhe?“
„Acer!“ rief Daphne, und ihre Wangen röteten sich erfreut bei der Aussicht, dass zwei Männer um sie kämpfen würden. Rackford nahm wie aus weiter Ferne Auf keuchen und Ge- murmel wahr, als die Leute um ihn herum zurückwichen.
„Haben Sie nicht gehört?“ schrie Acer. „Ihr Titel ist mir egal. Sie sind ein ungebildeter Barbar, und Sie werden die Finger von ihr lassen.“ Als Acer ihn erneut schubste, brach sich Rackfords lange angestaute Wut Bahn.
Mit einem Faustschlag traf er den Dandy am Mund, der in die Arme des Herzogs von Wellington taumelte, der zufällig in der Nähe stand.
Daphne schrie auf und fuhr entsetzt herum. „Sie haben Acer geschlagen!“
„Er kann von Glück sagen, dass ich ihn nicht umbringe, wenn ich bedenke, wie er mich die ganze Saison über be- handelt hat.“
„Tun Sie sich keinen Zwang an“, presste Acer hervor und wischte sich ein schmales Blutrinnsal vom Kinn. Er starrte Daphne betrunken an. „Lieber sterbe ich, als zuzusehen, wie du einen anderen heiratest, vor allem, wenn es so ein Halunke ist.“
„Soll mir recht sein“, knurrte Rackford, der viel zu wü- tend war, um sich um den Herzog von Wellington und die anderen Männer zu kümmern, die ihn baten aufzuhören.
Er stürzte sich auf Acer und schickte ihn mit einem mäch- tigen Schlag zu Boden. Rundum schrien die Leute auf, die Damen flohen von der Tanzfläche, und einige Männer keuchten auf. Rackford hatte jetzt die Oberhand und holte erneut aus, um dem arroganten Bastard,
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