Gaelen Foley - Knight 04
hör- bar.
Rackford legte den Arm um sie und zog sie an sich. Jacin- da seufzte leise. Er presste sie eine Weile tröstend an sich und strich ihr liebkosend über den Arm, ehe er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Locken drückte. „Komm, lass uns zu ihr gehen.“
Jacinda nickte. Während sie ihn zu Lizzie brachte, dachte Rackford über das nach, was Jacinda ihm gerade berichtet hatte, und fragte sich, ob man überhaupt etwas tun konnte und wenn ja, was?
Wenigstens hatte Alec Lizzie die Sache persönlich erzählt, statt zu warten, bis sie es selbst herausfand oder von ande- ren davon erfuhr. So grausam der Schlag auch sein mochte, den Alec Lizzie versetzt hatte, Rackford konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sehr Lizzies Geschenk Alec beschämt ha- ben musste – es war der greifbare Beweis dafür, wie tief er gesunken war.
So gesehen war es besser, das zu opfern, was von Alecs Selbstachtung noch übrig geblieben war, indem er der wil- lige Bettgenosse der reichen, weltgewandten Baronesse wurde, als allen Anspruch auf Ehre dadurch aufzugeben, dass er sich Vorteile durch die selbstlose Anbetung eines un- schuldigen jungen Mädchens verschaffte und sie dadurch mit sich in den Abgrund zog.
„Ich denke, du wartest besser hier“, sagte Jacinda, als sie am Fuß einer Treppe ankamen. Sie strich sich das Haar hin- ters Ohr und wandte sich mit rot geränderten Augen ab. „Unsere Zimmer sind gleich oben. Ich werde versuchen, Lizzie dazu zu bewegen, nach unten zu kommen.“
Rackford nickte und wartete, während Jacinda die kleine Treppe hochstieg. Von oben hörte er Jacindas bittende Stim- me. Lizzie antwortete in kurzen, ungeduldigen Sätzen, die immer wieder von herzzerreißendem Schluchzen unterbro- chen wurden.
„Bitte, Lizzie, komm mit und sprich mit Rackford ...“
„Ich kann nicht. Ich muss packen. Bitte sag ihm, dass es mir Leid tut.“
„Wo willst du denn hingehen?“
„Ich werde Mrs. Hastings in York besuchen.“ Lizzies Stimme klang leblos und brüchig, dass es Rackford fast das Herz brach, aber dann schrie die junge Frau wütend: „Ich werde antiquarische Bücher verkaufen! Er wird schon se- hen, dass ich es schaffe! Ich werde es ihm zeigen. Und wenn ich erst einmal reich bin, dann wird er auf allen vieren an- gekrochen kommen, diese – diese männliche Hure, und dann werde ich ihm ins Gesicht lachen! Wartet es nur ab!“
„Du lieber Himmel“, flüsterte Rackford.
Jacindas Anweisungen ignorierend, stürmte Rackford die Treppe hoch und trat in Lizzies Zimmer.
„Hallo“, begrüßte er sie freundlich.
Lizzie drehte sich um, musterte ihn und brach erneut in Tränen aus. Rackford schwieg, ging zu ihr, umarmte sie und ließ sie sich an seiner Schulter ausweinen.
Jetzt trat auch Jacinda hinzu und versuchte, ihre Freun- din zu trösten.
„Ich wünschte, ich hätte ihn nie gesehen! Er steht viel zu hoch über mir; das habe ich ja die ganze Zeit gewusst“, stammelte Lizzie unter Tränen. „Er ist der Sohn eines Her- zogs, und ich bin nur die Tochter eines Verwalters. Ich weiß sehr wohl, warum er mich immer Bits nennt. So sieht er mich nämlich, als klein und unbedeutend. Ich bedeute ihm nichts und habe ihm auch nie etwas bedeutet. Ich hätte mich nie über meine gesellschaftliche Stellung erheben dürfen und ...“
„O Lizzie, du weißt ganz genau, dass Alecs wirklicher Va- ter nur ein Schauspieler war“, schalt Jacinda sie zärtlich und tätschelte mitfühlend Lizzies Schulter.
„Wo ist Alec jetzt?“ wollte Rackford wissen.
„Bei White’s“, antwortete Lizzie weinend.
„Ich werde hingehen und mit ihm reden.“
„Es gibt nichts mehr zu sagen.“
„Lass es ihn versuchen, Lizzie“, bat Jacinda. Als sie mit ihren großen blauen Augen zu Rackford aufblickte, spürte er neue Entschlossenheit in sich aufkeimen. Er wollte es schaffen, ihr Held zu sein.
Rackford beabsichtigte, all die Umgangsformen, die die Mädchen ihm beigebracht hatten, jetzt einzusetzen. Er führte Lizzie zu einem Stuhl in der Nähe, drängte sie, sich ein wenig auszuruhen, und überließ sie dann Jacinda, wäh- rend er selbst sich auf die Suche nach Alec machte, um den dummen Jungen wieder zur Vernunft zu bringen.
Da der White’s Club nur ein paar Schritte entfernt lag, hatte Rackford ihn schnell erreicht. Er entdeckte Alec rasch. Er saß mit ein paar jungen Dandys an einem Seiten- tisch und trank Cognac. Langsam schlenderte Rackford zu ihnen hinüber. Alec schaute auf, und Rackford sah einen Anflug von
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