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Gaelen Foley - Knight 04

Gaelen Foley - Knight 04

Titel: Gaelen Foley - Knight 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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dem Mann herzlich auf die Schulter, als er an ihm vorüberging.
    „I...immer zu Diensten“, stammelte der verblüffte Butler, während Blade die Treppe zu seinen Zimmern hochstieg.
    Er hatte den ersten Stock erreicht und wollte gerade wei- tergehen, als er eine schwache Stimme seinen Namen rufen hörte.
    „William.“
    Beim Klang der hilflosen Stimme überschwemmten ihn sofort wieder die bitteren Gefühle aus Kindertagen. Doch Blade blieb stehen und wandte sich zu seiner Mutter um, die so lautlos aus dem Salon kam wie ein Schatten.
    Mit fünfzig war die dünne, einst so elegante Marchioness of Truro and St. Austell eine zerbrechliche, verblassende Schönheit, die stets etwas gehetzt wirkte. Als Junge in den Londoner Straßen hatte Blade sich manchmal nach dem Duft seiner Mutter gesehnt, oder besser gesagt nach dem ih- rer Kosmetik: die schwarze französische Tusche, mit der sie Brauen und Wimpern färbte, das Henna, mit dem sie ihr Haar akzentuierte, das Talkum für ihre milchweiße Haut oder das Rouge, das sie mit einem dicken Kamelhaarpinsel auftrug. Hilflos gegenüber den Gewaltausbrüchen ihres Mannes hatte die Marchioness sich vor ihrem zerrütteten Familienleben in eine übertriebene Pflege der äußeren Er- scheinung geflüchtet.

Rackford würde ihr nie verzeihen können, aber er wagte es nicht, seinem Ärger Luft zu machen, weil er Angst hatte, dass die zerbrechliche Gestalt dann vor seinen Augen zu- sammenbrechen und zu Staub zerfallen könnte.
    Er verbeugte sich höflich. „Guten Abend, Ma’am.“
    „Du bist früh zu Hause.“
    Zu Hause, überlegte er bitter. Bin ich da wirklich?
    Sie glitt auf den Flur hinaus, wo die Kerzen in den Wand- haltern die tiefen Schatten unter ihren hohen Wangenkno- chen betonten. „Hat es dir auf dem Ball von Devonshire nicht gefallen?“
    Blade schaute sie an und biss sich auf die Zunge. Am liebsten hätte er sie angebrüllt, sie solle sich zum Teufel scheren und ihn in Ruhe lassen, dass es zu spät sei für Freundschaft, aber stattdessen zuckte er nur die Schultern. „Ich habe leichte Kopfschmerzen.“ Das äußerte er mit einer gewissen Ironie, aber sie verstand sie nicht.
    Als sie ihn sein Unwohlsein erwähnen hörte, hob sie inte- ressiert die Brauen, denn Krankheiten waren ihr zweites Hobby. Starke Kopfschmerzen waren immer ihre Entschul- digung gewesen, wenn sie gespürt hatte, dass sich ein Sturm zusammenbraute. Sie hatte oft gesagt, dass ihre Nerven all das Geschrei nicht aushielten, aber dieses Argument ver- stand Rackford erst jetzt. Was sie nicht sah, fand für sie auch nicht statt.
    „Ich lasse ein Pulver für dich kommen ...“
    „Nein, danke, Mylady. Ich brauche nur ein wenig Ruhe.“
    „Oh.“ Enttäuscht ließ sie die Schultern sinken, weil sie ihn nicht bemuttern durfte. „Wie du willst, William.“
    „Gute Nacht, Madam.“
    „Gute ... Nacht“, antwortete sie schwach, als er sich ab- wandte und die restlichen Stufen nach oben stieg.
    Blade schüttelte ihr Bedürfnis nach seiner Nähe unbehag- lich ab, als er leise seine luxuriösen Räume im zweiten Stock betrat. Kerzenlicht erhellte den Salon mit seinen klauenfü- ßigen Beistelltischen.
    Blade schloss die Tür, ging durchs Zimmer und zog die Klingel. Sein Kammerdiener Filbert würde auf diesen Be- fehl warten und dem Marquis Bericht erstatten. Alles muss- te so sein wie immer.
    Prompt erschien der emsige Mann, um Rackford zu ver-

sorgen, noch mehr Kerzen anzuzünden, die Abendkleidung wegzuhängen, die Rackford auszog. Als er nur noch in Un- terhose und Wollstrümpfen dastand, hielt Filbert für ihn schon den blauen Morgenrock aus Satin bereit. Rackford schlüpfte hinein. Dann griff er sich das Buch über Indien, das er gerade las, um die Gesellschaft im Glauben zu lassen, dass er dort die vielen Jahre gewesen sei, und ging durch das Zimmer, einen Kerzenhalter in der Hand.
    Geistesabwesend bat er Filbert um einen Cognac, den die- ser ihm sofort einschenkte. „Das ist alles“, entließ er den Diener dann kühl.
    „Sehr gut, Mylord.“ Filbert verbeugte sich und ver- schwand.
    Rackford neigte den Kopf und lauschte, ob er Filberts Schritte hörte, aber der war offenbar vor der Tür stehen ge- blieben und horchte, was Rackford so trieb. Also ging Rack- ford weiter im Zimmer auf und ab, blätterte immer mal ei- ne Seite um und nippte an seinem Cognac. Schließlich war der Kammerdiener sicher, dass Rackford nichts vorhatte, was der Marquis wissen müsste. Sobald Rackford die Schritte seines

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