Gaelen Foley - Knight 04
Als Jacinda sich finster ab- wandte, ergriff er ihren Arm. „Ich will dich“, sagte er leise. „So oder so, ich werde dich haben.“
„Versuch es, und du bekommst es mit meinen Brüdern zu tun. Jetzt bist du in meiner Welt, und wenn du dich mit mir anlegst, Lord Rackford, bist du derjenige, dem das noch Leid tun wird!“ Damit schleuderte Jacinda die rote Garde- nie zu Boden und eilte durch das feuchte Gras zurück in den glitzernden Ballsaal, ehe man noch nach ihr suchte.
Rackford fluchte leise, weil er die Sache so vermasselt hat- te, und blickte Jacinda nach, wütend, dass sie ihn einmal mehr zurückgewiesen hatte, und ohne einen Schimmer, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Das Mondlicht schimmerte auf ihren goldenen Locken, als sie sich dem Haus näherte, und ihr seidenes Kleid schmiegte sich eng an ihre Figur. Dann lief sie die Stufen zur Veranda hinauf und war gleich darauf im Haus verschwunden.
Aufstöhnend wollte Blade sich durchs Haar fahren, aber dann fiel ihm ein, dass er es sich ja hatte kurz schneiden las- sen müssen.
Lord Drummond, dachte er wütend, wer zum Teufel ist das?
Ungeduldig lockerte er sein Krawattentuch und stürmte zurück ins Haus, wobei er die Gardenie in den Boden stampfte. An der Schwelle der Terrassentür blieb er kurz stehen und dachte einmal mehr, wie schwerfällig er sich in dieser glitzernden, gefährlichen Welt bewegte, die er nicht verstand.
Während er den Ballsaal nach seiner goldhaarigen Beute absuchte, streifte sein Blick die Stelle, wo vorhin Jacindas Familie gestanden hatte. Blade wollte unbedingt dieses Muster von Mann kennen lernen, den sie als Ehemann für
würdig hielt, und vorsichtig schob er sich durch die Menge, bis er seinen Gastgeber im Gespräch mit einigen Gästen sah. Devonshire konnte ihm sicher sagen, wer dieser Drummond war. Als er Devonshire erreichte, musste er zunächst eine weitere Vorstellungsrunde über sich ergehen lassen, den Männern die Hand drücken und ihren diamantenbehängten Frauen versichern, wie entzückt er war, ihre Bekanntschaft zu machen. Alle maßen ihn mit demselben berechnenden Blick und erwähnten beiläufig ihre Töchter und Nichten, aber insgeheim hatte er seine Braut längst gewählt, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
Nach ein paar belanglosen Gesprächen zog er Devonshire unauffällig beiseite und stellte ihm die alles entscheidende Frage. Als der Herzog ihm mitteilte, was er wissen wollte, und mit einer Kopfbewegung auf den Knight-Clan deutete, konnte Blade seinen Augen nicht trauen.
„Sie scherzen“, wandte er sich an seinen Gastgeber.
Devonshire schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf.
„Das ist ... der Lord Drummond aus dem Innenministeri- um?“ vergewisserte er sich noch einmal, um ganz sicherzu- gehen.
„Ja.“ Der Herzog nickte.
Der Name hatte Blade nichts gesagt, bis er den Mann ge- sehen hatte. Es konnte nicht möglich sein. Jetzt weniger als vorher. Was zum Teufel hat sie vor? Rackford kniff die Au- gen zusammen.
Die strahlende junge Schönheit Jacinda, die er bereits als die Seine betrachtete, klammerte sich fast verzweifelt an den Arm eines Mannes, der mindestens siebzig Jahre alt war. Sie hielt sich an dem Mann fest, der als einer der schlimmsten in Lord Liverpools Regierung galt. Und sie flirtete ganz offen mit diesem alten Tyrannen. Das erkannte er an ihrem sorglosen Lachen, dem Klimpern der Wimpern, dem Neigen des Kopfes und der Bewegung ihres Fächers. Er traute seinen Augen nicht.
Sie muss verrückt geworden sein, dachte er. Diesen alten Zausel zieht sie mir vor?
Nun, es würde ein Kinderspiel sein, sie dem Tattergreis auszuspannen. Schwer gebaut und mit seinem entschlosse- nen Kinn war Lord Drummond kein gebrechlicher Mann, aber seine Haut war verwittert und zerfurcht und sein Haar
genauso grau wie sein Rock. Die runde Brille reflektierte das Kerzenlicht.
Blade kam es so vor, als ersönne Lord Drummond selbst jetzt ein neues Strafverfahren oder einen weiteren Weg, um die Armen zu quälen.
Als sein staunender Blick wieder zu Jacinda wanderte, dachte Blade an die eindringliche Art, wie sie ihm in seinem Zimmer von ihrer Sehnsucht nach Freiheit erzählt hatte, und ihm fiel wieder ein, wie er sie geneckt hatte, das sie doch einen alten Mann heiraten solle. Langsam begriff er, was sie vorhatte.
Du kleine Intrigantin. Du berechnender, verrückter Schelm. Verblüfft musterte er sie. Dann hast du also den Schlüssel zu deinem Käfig doch noch gefunden.
Es hatte ganz den Anschein, als
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