Gaelen Foley - Knight 04
bin gekommen, um dir ein Geschenk zu machen“, beruhigte ihn Rackford.
„M...mir? Warum?“
„Weil du und ich einen gemeinsamen Feind haben.“
„Was meinst du?“
„Das wirst du bald genug herausfinden. Hier. Nimm das als Zeichen meines guten Willens.“ Sacht ließ er Baumers Geldbörse vor den Augen des benommenen Mannes hin- und herbaumeln, dann warf er sie ihm zu. Mit leisem Auf- schlag landete sie zwischen Fred und seiner Pfeife auf dem Boden.
„Für mich? Danke, Blade! Warum schenkst du mir et- was?“ Fred krabbelte unsicher los und sammelte das Geld ein. „Niemand schenkt mir etwas“, murmelte er dabei vor sich hin.
„Glaub mir, du hast es verdient.“
„Toll!“ Fred starrte gebannt auf den Goldregen, als er die Münzen zwischen seine Füße schüttete.
Rackford nutzte den Moment, um rasch die Holzkiste mit dem Opiumvorrat einzustecken.
Dann verließ er das Zimmer und deponierte die Opium- kiste im größten Zimmer des Hauses – in dem, das einst sei- nes gewesen war und jetzt O’Dell gehörte.
Nicht viel später lief Rackford voller Freude über seinen gelungenen Coup die Straße entlang. Schon bald würden die Jackals die Diebstähle bemerken und einander dafür an die Kehle gehen.
Falls der Blutige Fred den anderen erzählte, dass er Billy Blades Geist gesehen habe, würden sie das für die Halluzi- nation eines abhängigen Rauschgiftsüchtigen halten. Einen Moment lang fühlte Rackford sich im Triumph der Stunde wieder wie früher, aber zugleich vermisste er ganz schreck- lich seine Kameraden, allen voran Nate. Rasch schüttelte er den Schmerz ab. Er konnte sich das nicht leisten. Er hatte für sie getan, was er konnte. Und doch hinterließ die Tatsa- che, dass er vollkommen allein war, abgeschnitten von allen, denen er vertraut hatte, bei aller Siegesfreude einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
Wie früher als Junge schwang er sich unbemerkt auf das Heck eines vorbeirollenden Wagens und kam zwanzig Mi- nuten später vor dem Haus seines Vaters an. Dort kletterte er über die Gartenmauer und kehrte gehorsam in seinen sei- denbespannten Käfig zurück.
10. KAPITEL
Am nächsten Morgen machte sich Jacinda gleich nach dem Frühstück auf den Weg zur Leihbücherei an der Ecke St. James und Pall Mall, um ihre eigenen Nachforschungen zu Lord Rackford anzustellen, indem sie im Handbuch des Adels nachschlagen wollte, Debrett’s Peerage. Jede gewitz- te junge Dame von Stand hatte die Gewohnheit, ihre Vereh- rer und andere Personen von Interesse in diesem geschätz- ten Werk nachzuschlagen, um etwas über deren Abstam- mung und Hintergrund zu erfahren. Jacinda blätterte die dünnen Seiten des dicken Buches durch – eine Frau mit ei- ner Mission.
Da Lucien immer noch verreist war, stellte dieses Buch ih- re größte Hoffnung dar, um herauszufinden, ob Blades Ge- schichte ein Fünkchen Wahrheit enthielt. Hinter ihr eilten ältere Damen leise zum Schalter, um ihre ausgewählten Bände verbuchen zu lassen. Miss Hood las einen Artikel im jüngsten Exemplar der La Belle Assemblée, die Haube adrett unter dem Kinn gebunden und mit einem Sonnen- schirmchen über dem Arm – jeder Zoll eine Dame. Lizzie hatte es geschafft, sich lange genug von Alec loszueisen, um Jacinda zu begleiten, denn Lizzie ließ nie eine Chance aus, ein Haus zu betreten, das voller Bücher war.
Sie spähte durch ihre Lesebrille und suchte die Regale nach den neuesten Bänden deutscher Dichter ab. Als sie et- was Neues von Goethe entdeckte, stürzte sie sich mit einem kleinen Freudenschrei, der die Ruhe der Bücherei störte, auf das Buch.
„Pssst“, ermahnte sie die Bibliothekarin.
„Verzeihung.“ Lizzie errötete.
Jacinda warf ihr einen belustigten Blick zu, als Lizzie jetzt den Band in die Luft hielt und aufgeregt darauf deute-
te. Kopfschüttelnd dachte Jacinda, was für ein hoffnungslo- ser Blaustrumpf ihre Freundin doch war, aber dann lächel- te sie. Jetzt, wo sie Lizzie alles erzählt hatte, wurden die Dinge zwischen ihnen langsam wieder normal.
Als sie gestern Abend nach dem Ball der Devonshires nach Hause gefahren waren, hatte Alec sie unablässig wegen ih- res Walzers mit Lord Rackford geneckt, der offenbar ein paar Augenbrauen in Bewegung gesetzt und Roberts Miss- fallen erregt hatte.
Jacinda hatte sich sicher gefühlt, nachdem Bel den Herzog besänftigt hatte, aber als sie sich später in ihrem Zimmer für die Nacht fertig gemacht hatte, war Lizzie hereinge- schlichen und hatte begonnen, sie
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