Gaelen Foley - Knight 04
und ihnen zu einem anständigen Beruf verhelfen. Wenn sie ihre Strafe abgebüßt haben, sind sie anschließend in der Lage, sich ein ehrenhaftes Leben aufzubauen, ohne weiter auf Verbrechen angewiesen zu sein.“
„Hm. Ich fürchte, dass ihnen das zu viel Mühe wäre. Sie sind keine Kinder mehr. Die Zeit ihrer Ausbildung liegt Jah- re zurück, und ich denke nicht, dass man einem alten Hund noch neue Tricks beibringen kann ...“
„Mein lieber Lord Rackford, wenn Lizzie eine Idee hat, dann funktioniert sie meistens auch. Ich finde, sie hat Recht“, widersprach Jacinda. „Ich weiß sogar einen Grund, der deine Kameraden dazu bringen würde, sich doch noch zu ändern.“
„Und welcher sollte das sein?“
„Frauen“, verkündete Jacinda. „Besorge ihnen Frauen.“
Lizzie und Rackford begannen zu lachen.
„Frauen, Jacinda?“ fragte Lizzie ungläubig.
„Warum nicht? Ein Mann, der zu Hause Frau und kleine Kinder hat, überlegt es sich zweimal, ob er seinen Hals für irgendein dummes Verbrechen riskieren soll“, beharrte Ja- cinda, obwohl die anderen beiden begonnen hatten zu la- chen. „Wenn sie etwas zu verlieren haben, wette ich, dass sie nach mindestens fünf Jahren anständige Bürger geworden sind.“
„Das könnte sogar klappen“, räumte Rackford ein. Die Vorstellung, dass Nate, Sarge, Flaherty, Andrews und all die anderen verheiratete Männer mit kleinen Kindern waren, erheiterte ihn. Er schaute Jacinda an, die sich ihren Rock glatt strich und höchst zufrieden mit sich selbst wirkte. „Ich glaube, ihr seid beide Genies“, verkündete er.
Bei diesem Kompliment tauschten die Mädchen einen fröhlichen Blick.
12. KAPITEL
Zwischen ihnen bestand eine wundervolle Freundschaft.
In den folgenden Wochen tat Jacinda, was sie konnte, um Lord Rackford in einen gesellschaftsfähigen Menschen zu verwandeln – doch in Wirklichkeit wollte sie ihn gar nicht gezähmt sehen. Dafür genoss sie seine gefährlich aufregen- den Avancen viel zu sehr. Wann immer er die Gelegenheit dazu hatte, flirtete er ganz offen mit ihr, und auch wenn sie jedes Mal vorgab, darüber höchst verstimmt zu sein, so stieg es ihr doch ganz gewaltig zu Kopf, zu wissen, dass sie es war, die im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stand.
Jacinda hatte sich vorgenommen, seine kühnen Versuche, sie zu umgarnen, nicht allzu ernst zu nehmen, aber ihr heimliches Flirten hatte ihrem Leben eine Würze verliehen, die vorher ganz eindeutig gefehlt hatte. Wann immer sie bei- de allein im Zimmer waren – und war es auch nur für einen kurzen Moment –, nutzte er die Gelegenheit, um sie zu be- rühren, und wenn es auch nur ganz leicht war – hier eine Liebkosung der Wange, da ein spielerisches Zupfen am Haar oder ein galanter Handkuss. Jacinda dagegen fiel nie ein guter Grund ein, weshalb sie dagegen Einspruch erhe- ben sollte, auch wenn sie bei seinen kühnen Anspielungen manchmal so tat, als würde er sie damit verärgern. Sie hielt es für wichtig, dass sie ihm seine Grenzen zeigte.
Zum Glück sorgte Lizzies Anwesenheit dafür, dass die prickelnde Spannung, die zwischen Jacinda und Rackford herrschte, ein wenig im Zaum gehalten wurde. Was Jacindas Gouvernante anging, hatte Rackford sie mit seinem Charme so restlos bezaubert, dass sie kein Hindernis mehr darstell- te, aber im Grunde seines Herzens war Rackford ein Mann, der sich unter Männern am wohlsten fühlte, und selbst Ja- cindas Brüder fingen an, ihn zu mögen, wenn auch mit Vor-
behalten, obwohl Lucien für Rackfords guten Charakter eingetreten war.
Jacinda hatte allerdings keine Ahnung, dass Rackford ih- ren Brüdern seine Absichten längst klargemacht und von Robert die Erlaubnis erhalten hatte, um sie zu werben ...
Rackford hatte keine andere Wahl gehabt. Jacinda war un- ter einundzwanzig und durfte ohne Zustimmung ihres Vor- munds nicht heiraten, ganz zu schweigen davon, dass ihre Angst einflößenden Brüder jeder Werbung sehr schnell ei- nen Riegel vorgeschoben hätten, wenn ihnen der Bewerber nicht gepasst hätte. Er wollte sie sich nicht zum Feind ma- chen. Er ging ein großes Risiko damit ein, dass er seine Ab- sichten preisgab, aber er wusste, dass seine einzige Chance darin lag, mit offenen Karten zu spielen. Er hatte in seinem Leben oft genug gegen Gesetze und Regeln verstoßen, aber das hier war wichtig genug für ihn, dass er von Anfang an alles richtig machen wollte.
An einem Tag, von dem er wusste, dass Jacinda ihn ge- meinsam mit ihren schönen Schwägerinnen
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