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Gaelen Foley - Knight 04

Gaelen Foley - Knight 04

Titel: Gaelen Foley - Knight 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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anderen Jungen zu beobachten.“
    Dann beschrieb Rackford, wie die anderen Jungen sich unauffällig durch die Leute geschoben und einen Menschen nach dem anderen bestohlen hatten. Er berichtete, wie angstvoll sein Herz geklopft hatte, weil er jeden Moment da- mit gerechnet hatte, dass einer der Jungen erwischt würde, aber alles lief glatt. Der Fischzug schien den Knaben sogar ausgesprochen Spaß gemacht zu haben. Dabei war den jun- gen Dieben die Ironie der Situation offensichtlich gar nicht bewusst gewesen: Die Hinrichtung der drei Verbrecher hat- te als Abschreckung dienen sollen, aber stattdessen hatten die Jungen nur neue Missetaten begangen.
    Nach getaner Arbeit waren Nate und Rackford mit den kleinen Taschendieben zum Gaunerlager zurückgekehrt. Die Jungen hatten sich ausgemalt, wie zufrieden der Alte mit ihrer Ausbeute sein würde, wenn er sah, was sie alles zu- rückbrachten, aber Billy war schweigend nebenher gelau- fen und hatte an die Konsequenzen gedacht, die ein Leben

als Verbrecher hatte, wenn man sich erwischen ließ.
    „Dann habe ich die Jungen gefragt, warum sie denn ihre ganze Beute dem alten Mann geben, wenn sie doch diejeni- gen sind, die das Risiko allein tragen“, erzählte Rackford. „Unnötig zu sagen, dass die Frage sie gewaltig verunsicher- te, zumal ich ihnen dann vorgerechnet habe, dass das, was der Alte für Unterbringung und Verpflegung zahlen muss, nur ein winziger Teil des Profits ist, den er aus der Diebes- beute schlägt. Die jungen Diebe konnten weder lesen noch schreiben und nicht einmal gut genug rechnen, so dass sie gar nicht wussten, wie wertvoll die Dinge waren, die sie ge- stohlen hatten; vom Tag ihrer Geburt an kannten sie nur Hunger und Kälte und erkannten deshalb nicht, wie ärmlich das Essen war, das der alte Mann ihnen vorsetzte. Als ich ih- nen das alles vorgerechnet hatte, wurden die Jungen wü- tend. Ich habe ihnen genau erklärt, wie viel Gewinn der al- te Mann einstrich, und dann habe ich ihnen Beispiele dafür genannt, was sie sich von dem Geld alles kaufen könnten. O’Dell machte daraufhin den Vorschlag, nicht mehr in die Gaunerhöhle zurückzukehren, sondern unsere eigene Bande zu gründen.“
    „Himmel!“ rief Lizzie.
    „Du warst mit O’Dell zusammen in einer Bande?“ fragte Jacinda.
    Rackford nickte. „Er kannte sich in den Straßen und der Unterwelt aus. Ich hatte dafür mehr Verstand als er. Das war eine unschlagbare Kombination. Ich habe alle mögli- chen Tricks und Strategien ersonnen, um unschuldige Opfer einzulullen, und O’Dell führte mit den anderen Jungs meine Pläne aus.“
    „Was für Pläne?“ wollte Jacinda mit einem spitzbübischen Lächeln wissen.
    „Lass mich überlegen.“ Er kratzte sich am Kinn. „Mein Lieblingsplan war der, dass wir so taten, als wären wir eine Horde Schornsteinfeger. Unter dem Vorwand, die Schorn- steine und Kamine zu kehren, haben wir uns Eintritt in gro- ße Häuser verschafft, während wir in Wirklichkeit ausge- kundschaftet haben, ob es drinnen etwas gab, was einen späteren Raubzug lohnte – dabei haben wir Fluchtwege aus- gesucht, uns gemerkt, wo die Wertsachen aufgehoben wur- den oder ob es einen Hund im Haus gab. Solche Sachen.“

Die Mädchen brachen in schockiertes Gelächter aus.
    „Solange ich als Kopf und O’Dell als Faust der Bande fun- gierten, waren die Kräfte ausgeglichen, und alles lief glatt. Aber eines Nachts änderte sich das schlagartig.“
    „Was ist passiert?“ erkundigte sich Jacinda.
    Rackford schwieg eine Weile und überlegte, wie er am bes- ten weitererzählen sollte, denn er wollte ihre Unschuld nicht damit belasten, dass es perverse Männer in der Welt gab, die andere Männer und auch Kinder dazu benutzten, ihre Triebe zu stillen.
    Keiner von ihnen hatte geahnt, in welcher Gefahr sie schwebten. Sie hatten damals alle um das Feuer in ihrem Unterschlupf, einem leer stehenden Lagerschuppen, ge- schlafen und nicht gemerkt, dass Yellow Cane sich heimlich hereingeschlichen hatte.
    Alle Straßenkinder wussten, dass sie um den seltsamen, unheimlichen Dandy, der wegen seines eleganten gelben Gehstocks, den er kaum je aus der Hand legte, Yellow Cane genannt wurde, am besten einen großen Bogen machten. Er hatte einen absurd langen, lackierten Nagel am kleinen Fin- ger, von dem er seine Prisen schnupfte. Billy hatte ihn von ferne oft gesehen, wenn Yellow Cane durch die Straßen ge- laufen war und dort das ein oder andere Bordell aufgesucht hatte.
    In jener Nacht war Billy durch

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