Gaelen Foley - Knight 04
und der reizen- den Miss Carlisle zum Einkaufen nutzen wollte, hatte er kühn eine Audienz mit dem Duke of Hawkscliffe erbeten. Vielleicht hatte der Herzog den Grund seines Besuchs schon geahnt, denn als Rackford zur vereinbarten Stunde in die Bibliothek geschlendert kam, warteten dort gleich vier der fünf Knight-Brüder auf ihn.
Nur der zweitgeborene Lord Jack Knight war nicht da Rackford erfuhr erst später, dass er das schwarze Schaf der Familie war – und noch eine Weile wegbleiben würde. Kei- ner von den anderen hatte je eine Ahnung, wo Jack Knight steckte.
Zum Glück hatten Alec und Lucien sich schon dazu ent- schlossen, Rackford zu akzeptieren. Hawkscliffe hingegen beobachtete jede von Rackfords Bewegungen mit skepti- schem Blick. Dann wurde Rackford dem Mann vorgestellt der ihm am meisten Sorgen machte – Luciens Zwillingsbru- der Damien, der Earl of Winterley. Der Mann mit den silber- grauen Augen und seiner heldenhaften Vergangenheit als Colonel hatte seine Frau Miranda mit in die Stadt gebracht damit sie mit den anderen Frauen des Hauses gemeinsam einkaufen gehen konnte. Winterley schüttelte ihm die Hand
und musterte ihn von oben bis unten. Rackford fühlte sich plötzlich wie ein etwas ungeschickter Rekrut, der gerade in die Armee eingetreten war. Dann stellte sich aber heraus, dass der kriegserprobte Earl mit dem harten Gesicht bereit war, ihm eine Chance zu geben, weil Billy Blade ihm vor langer Zeit geholfen hatte, die schwarzhaarige Schönheit Miranda zu retten.
Gegen das gnadenlose zweistündige Verhör, das dann folgte, kamen ihm die langen Befragungsstunden in Anwe- senheit von Sir Anthony und seinen Polizisten wie ein Kin- derspiel vor. Rackford wusste, dass er nicht der Wunschkan- didat der Familie für Jacinda war – er war bestimmt kein Lord Griffith –, aber er zwang sich zu gnadenloser Offenheit Jacindas Brüdern gegenüber.
Unbehaglich saß Rackford den scharfäugigen Männern gegenüber und stand ihnen Rede und Antwort über seine Vergangenheit – diesmal sehr viel ausführlicher als den Mädchen im Park. Grimmig erzählte er, wie grausam sein Vater ihn tatsächlich behandelt hatte, damit die Männer verstanden, warum er schließlich weggelaufen war. Als Nächstes berichtete er, wie die Dinge in St. Giles abgelaufen waren, wo er Hunderte von Menschen mit seinem ergauner- ten Geld unterstützt hatte und mehrere Banden zu einer zu- sammengefasst hatte, um zu verhindern, dass sie sich gegen- seitig umbrachten. Seine Macht als Anführer hatte er schließlich dazu benutzt, halbwegs Ordnung in das Viertel zu bringen.
Rackford wusste nicht, ob seine Errungenschaften in den Augen von Jacindas Brüdern irgendeinen Wert hatten oder ob sie ihm seine Geschichte überhaupt abnahmen, aber als Lucien erzählte, dass es Billy gewesen war, der Jacinda ge- funden und sie in jener Nacht wohlbehalten wieder zurück- gebracht hatte, als sie versucht hatte, nach Frankreich durchzubrennen, tauschten die Männer einen langen Blick. Schließlich erzählte Lucien den anderen von ihrem Ab- kommen mit der Bow Street, das bereits dazu geführt hatte, dass ein paar gefährliche Köpfe hatten gefasst werden kön- nen: Geldfälscher, betrügerische Pfandleiher, die Köpfe ille- galer Spielhöllen, Pferdediebe, eine Bande Mörder, die sich auf Straßenüberfälle spezialisiert hatte, ein Auftragskiller und einige Brandstifter, die für den entsprechenden Preis
bereit waren, einem das Dach über dem Kopf anzuzünden, damit der Besitzer das Versicherungsgeld einstreichen konnte – sie alle waren auf Grund seiner Informationen im Gefängnis gelandet.
Als sie das hörten, musterten die Brüder Rackford voller Respekt.
Schließlich zeigte er ihnen die Papiere, die Truros Anwalt aufgesetzt hatte. Sie besagten, dass eine gewaltige Geld- summe sowie der Landbesitz der Truros eines Tages Rack- ford zufallen würde. Die Urkunden waren in Hinsicht auf eine bevorstehende Eheschließung Billys aufgesetzt wor- den, auf der sein Vater nachhaltig bestand. Während Hawkscliffe die Papiere durchblätterte, lächelte Alec Rack- ford fast neidisch an.
„Dann weiß ich ja jetzt, wo ich mir künftig Geld leihen kann.“
„Alec“, sagte der Herzog warnend.
„Um Himmels willen, das war doch nur ein Scherz, Rob“, erwiderte Alec beleidigt.
Der Herzog trommelte mit den Fingern auf dem Schreib- tisch herum und blickte auf Rackfords Finanzplan hinunter, dann schaute er seine Brüder der Reihe nach an: zuerst Lu- cien, der
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