Gaelen Foley - Knight 04
Anerkennung seines Furcht einflößen- den, gottähnlichen Vaters gesehnt hatte.
„Heute nicht, Sohn, es geht mir zu schlecht.“
Verärgert über die Zurückweisung senkte Rackford den Kopf.
Truro nahm die Gurkenscheiben von den Augen. „Wie wä- re es mit morgen?“
Aber Rackford war schon davongestürmt und hatte die Haustür geräuschvoll hinter sich zugeschlagen. Nicht viel später fuhr er in seiner Kutsche vor dem Haus der Knights vor. Rackford war noch immer verletzt, weil sein Vater ihn zurückgewiesen hatte, aber er wusste, dass der Anblick von Jacindas lieblichem Gesicht ihn wieder besänftigen würde. Rackford sprang vom Wagen und überließ ihn seinem Reitknecht, während er zur Eingangstür strebte. Er nahm
an, dass er sich allzu oft hier blicken ließ, aber schließlich erwartete Jacinda ihn. Mr. Walsh ließ ihn ohne zu zögern ein. Im Laufe der letzten Wochen war der würdige Butler des Hauses zu einem vertrauten Anblick für Rackford ge- worden.
„Mylord“, grüßte der kräftig gebaute Mann und hielt ihm die Tür weit auf.
Rackford setzte seinen Hut ab und machte sich ohne An- kündigung auf den Weg in den Salon, allerdings nicht, ehe er nicht die Dame des Hauses begrüßt und den kleinen Mor- ley, den die Kinderfrau gerade vorbeibrachte, spielerisch in die Wange gekniffen hatte.
Ich gehöre zwar schon fast ein wenig zur Familie, dachte Rackford, aber eigentlich weiß ich gar nicht, was das ist: Fa- milienleben. Außerdem hatte er sich bis jetzt nicht vorstel- len können, den Rest seines Lebens mit einer einzigen Frau zu verbringen.
Er hatte das Gefühl, Jacinda mit jedem Tag besser zu ken- nen und sie jedes Mal noch ein bisschen besser kennen zu lernen. Er liebte ihren Sinn für Humor und ihre sanften, ge- fühlvollen Berührungen, wenn sie ihn aus Anlass einer Abendgesellschaft beiseite zog, um den Sitz seines Krawat- tentuchs zu korrigieren, oder Ähnliches tat.
Seine kleine blonde Göttin ahnte sicher nicht, dass er sich sehr beherrschen musste, um nicht über sie herzufallen. Ja- cinda war noch dazu die Einzige, die nicht merkte, dass ihr guter Freund Rackford ihr zielstrebig den Hof machte.
„Nein, warten Sie bitte draußen in der Halle, bis Ihr Name aufgerufen wird. Tom, das Ganze noch mal von vorn“, kom- mandierte Jacinda und schaute den Diener auffordernd an.
„Jawohl, Mylady“, erwiderte der stumm leidende Diener ergeben.
Lizzie und Jacinda saßen an einem regnerischen Nachmit- tag im Salon und brachten Rackford die Grundregeln der Etikette bei, wobei sie angesichts seines mürrischen Blicks immer wieder in perlendes Gelächter ausbrachen.
„Langsam fühle ich mich wie ein verdammter Tanzbär“, schimpfte Rackford, während er erneut auf den Steinflur hinaustrat.
Auch der Diener nahm geduldig seine Position wieder ein
und stellte sich auf den Flur, damit er die Tür öffnen und den Besucher ankündigen konnte. Er trat ins Zimmer, sah Jacin- da an und verkündete: „Lord Rackford, Mylady.“
Rackford hatte draußen auf sein Stichwort gewartet, ging jetzt ins Zimmer hinein und verbeugte sich vor den Damen.
„Nicht so tief“, schalt Jacinda und reichte ihm die Hand, während sie ihn spitzbübisch anstrahlte. „Enchantée, Mon- sieur.“
„Mademoiselle.“ Er beugte sich über ihre Hand. „Wenn du nicht sofort aufhörst, so frech zu grinsen, dann lege ich dich übers Knie, das schwöre ich“, murmelte er dabei so leise, dass nur sie es hören konnte.
„Ist er nicht charmant?“ Jacinda wandte sich mit einem breiten Lächeln an Lizzie.
„Miss Carlisle.“ Rackford wiederholte jetzt seine elegante Verbeugung auch vor ihr.
„Das machen Sie ganz ausgezeichnet, Lord Rackford.“
„Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?“ Jacinda deu- tete anmutig auf ein Seitentischchen, auf dem hauchdünne Sandwichs, Kekse, Obst und Tee bereitstanden, die sie für die Übungsstunde hatte bringen lassen.
Rackford warf dem schön gedeckten Tisch einen vorsich- tigen Blick zu.
Lizzie beobachtete voller Vergnügen, wie Jacinda Rack- fords Wissen über den Gebrauch jedes einzelnen Besteck- teils prüfte, das er auf einem gut gedeckten Tisch vorfinden könnte. Mit viel Gelächter auf Seiten der Mädchen und mürrischem Geknurre von Rackford eignete er sich allmäh- lich die Finessen der eleganten Oberschicht an.
Zu Jacindas Bemühungen, ihren Schüler zu zivilisieren, gehörte auch seine kulturelle Bildung in Form von einigen Ausstellungen, zu denen sie Rackford
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