Gaelen Foley - Knight 04
ihm kräftig zunickte, dann Damien, der die Ach- seln zuckte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte, und dann Alec, der angefangen hatte, gelangweilt mit einer Münze zu spielen.
Rackford warf die Papiere auf den Schreibtisch zurück, legte die Hände aneinander, so dass sie ein Dach bildeten, und maß Rackford mit einem langen Blick. „Nun gut“, be- gann er schließlich und nickte kurz, „Sie können ihr den Hof machen. Aber ich warne Sie! Wir haben alles im Blick. Eine falsche Bewegung ...“
„Ich verstehe, Euer Gnaden. Danke. Mylords, ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.“
Sie erhoben sich. Rackford wollte gerade gehen, als der Herzog ihn fragte: „Haben Sie Lust, einen Cognac mit uns zu trinken?“
„Sehr gerne, Euer Gnaden. Danke.“
„Nennen Sie mich Hawkscliffe.“
Rackford konnte es immer noch nicht fassen, dass sie ihn als Bewerber um Jacindas Hand akzeptiert hatten.
Alec stemmte sich mit seinen Krücken mühsam aus dem Sessel. „Ich kann es gar nicht abwarten, das Küken damit zu necken.“
„Nein!“ rief Rackford und fuhr zu ihm herum, während die anderen schon an der Tür waren. „Ich bitte um Ent- schuldigung, aber ...“ Hilflos sah er von einem zum anderen. „Keiner darf Lady Jacinda gegenüber ein Wort über meine Absichten verlieren. Zumindest noch nicht.“
„Warum nicht?“ erkundigte Lucien sich neugierig.
Rackford schien ein wenig unbehaglich zu Mute zu sein. „Sie wissen doch, was für ein störrisches, widerspenstiges Mädchen Jacinda ist. Wenn Sie sie ermutigen, mit mir aus- zugehen, wird sie das nur dazu veranlassen, mir die kalte Schulter zu zeigen. Ich fürchte, sie hat es nicht gerne, wenn man ihr sagt, was sie tun soll.“
Die Männer schauten ihn verblüfft an, dann fingen sie an zu lachen.
Rackford warf ihnen einen verwunderten Blick zu und runzelte die Stirn. „Meine Herren?“ fragte er verstimmt.
„Sie sind ein mutiger Mann, Rackford“, erwiderte Damien und klopfte ihm auf den Rücken. „Mögen Sie mit Ihrer Mis- sion Erfolg haben.“
Nachdem Rackford die Erlaubnis von Jacindas Brüdern hatte, machte er sich daran, ihr Herz und ihr Vertrauen zu erobern. Während die Saison immer weiter fortschritt, zwang Rackford sich zur Geduld, durchaus bereit, das Spiel erst einmal nach Jacindas Regeln zu spielen. Er überschüt- tete Jacinda mit Aufmerksamkeit und war stets zur Stelle, wenn sie etwas brauchte, holte ihr gläserweise Champagner, öffnete die Fenster, wenn ihr zu warm war, brachte ihr einen Schal, wenn es ihr zu kühl wurde, ja, er ertrug für sie sogar endlose Runden langweiliger Whist-Spiele, in denen er viel Geld verlor, nur um das Vergnügen zu haben, ihr gegenüber- sitzen zu dürfen.
Jacinda hatte einen guten Einfluss auf ihn und stimmte ihn milder, sogar seinem Vater gegenüber. Eines frühen Nachmittags wollte Rackford gerade das Haus verlassen, um wie fast jeden Tag die Dame seines Herzens zu besuchen, als er am Salon vorbeikam und seinen Vater zusammenge- sunken in einem Ohrensessel sitzen sah. Der Alte trug nur
einen Morgenrock, hatte die Füße in Pantoffeln hochgelegt und Gurkenscheiben auf den Augen. Auf einem Tischchen neben ihm standen ein Pulver gegen Kopfschmerzen und ei- ne Tasse starker schwarzer Kaffee. Der Marquis saß so still da, dass Rackford plötzlich einen Schreck bekam und in das Zimmer ging. Zögernd blieb er in der Tür stehen. „Vater?“
„Ja?“ grunzte Lord Truro unfreundlich. Er schlief an- scheinend fast und blickte nicht auf.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“
„Es ging mir nie besser“, lautete die Antwort.
Rackford musste trotz allem lächeln. „Sie hatten wohl ei- ne kurze Nacht, was?“
„Kann sein. Ich erinnere mich nicht.“
Rackford lehnte sich an den Türrahmen und kämpfte mit sich. Aber schließlich fasste er sich ein Herz. „Vater? Ich ha- be überlegt, ob ich heute Nachmittag bei Tatt’s vorbeigehe und mich nach einem passenden Reitpferd umschaue ...“
„Gib so viel Geld aus, wie du magst, William. Ich habe dir doch gesagt, dass das kein Thema ist.“
„Ja, ich weiß. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht mitkommen wollen.“ Rackford konnte kaum glauben, dass er das eben angeboten hatte. „Sie hatten immer ein gutes Augen für Pferde“, setzte er noch hinzu.
Eine lange Zeit rührte der Marquis sich nicht.
Rackford schluckte und wartete so angespannt auf die Antwort, wie vor vielen Jahren der kleine Junge, der sich so verzweifelt nach der
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