Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
keine Unterschrift, war aber in derselben Handschrift wie das Clubbuch verfasst – von Car- stairs.
Dev brauchte lange, um sich zu fassen. Dann steckte er das Papier ein, räumte das Buch weg und fuhr davon, ohne die Blondine mitzunehmen. Big Tom schwitzte und grunzte über ihr auf dem Esstisch. Dev machte sich um Miss Felicia keine Sorgen. Sie war an so was gewöhnt und von ihm im Voraus bezahlt worden.
Seine Gedanken überschlugen sich. Was war mit Quint? Die ganze Zeit hatte er gedacht, dass Quint der Schuldige war. Jetzt wusste er nicht, ob er unschuldig oder ein Kom- plize war. Wie könnte er Beweise für Quints Anwesenheit zur Zeit des Feuers finden?
Eine halbe Stunde später brach er in Quints Kutschenhaus ein.
Als Dev sich durch das Fenster zwängte, roch er den Hafer und hörte das leise Schnauben der Pferde. Lautlos – ein hal- bes Dutzend Reitknechte schlief hier – schlich er durch den
Mittelgang, bis er zum Büro des Stalls kam.
Er ging hinein und schloss die Tür hinter sich. Ein kleines, schmales Fenster ließ das Mondlicht herein. Hastig begann er zu suchen, weswegen er gekommen war.
Als Rennfahrer achteten die Mitglieder des Clubs mehr auf ihre Kutschen als auf sich. Pferde und Kutschen waren im- mer in Bestzustand. Für ihre Ausfahrten bevorzugten sie die langen, ebenen Straßen außerhalb Londons, denn das Kopf- steinpflaster und der Dreck in der Stadt waren für eine Kut- sche nicht gut. Geradezu fanatisch hielten die Mitglieder ihre Kutschen in Schuss, warteten regelmäßig Achsen, Zaumzeug und Leder, flickten kleine Kratzer und prüften den Lack. Je- der musste ein Logbuch führen, in dem alle Reparaturen und Fahrten verzeichnet waren – Ziel, Strecke und Entfernung.
Vielleicht war es etwas weit hergeholt, aber Dev wollte un- bedingt wissen, wer schuldig und wer unschuldig war, und dazu hatte er eine Chance, wenn er erfuhr, ob Quint im No- vember 1805 die Oxford Road gefahren war.
Sein Herz klopfte, aber seine Finger waren ruhig, als er die Reihe der Logbücher absuchte, bis er das von 1805 fand. Rasch zog er es hervor, trug es zum Fenster und blätterte es durch. Zeile auf Zeile fein geschriebener Einträge befanden sich darin. Kosten, Reparaturen, Monate. Da war der Okto- ber, und er blätterte um zum November.
Er war verschwunden. Dezember war der nächste eingetra- gene Monat. Alle Novemberseiten waren herausgerissen wor- den. Wütend kniff Dev die Augen zusammen.
Dann hörte er ein Geräusch und sah auf.
Jemand kam.
Ein Hund bellte, dann war eine Kutsche in der Straße zu hö- ren. Trunkenes Lachen und lautes Singen bestätigten, dass es Randall selbst war, der wahrscheinlich von seinem Lieblings- bordell nach Hause kam. Er war anscheinend nicht allein, denn eine rauchige Frauenstimme sang mit ihm im Duett.
Im Nu hatte Dev das Buch zurückgestellt und das Büro ver- lassen. Er musste weg. Zwei Reitknechte würden den Baron begleiten. Quint hatte es sicher eilig, mit seinem Mädchen ins Bett zu kommen, aber die Knechte mussten die Pferde versor- gen.
Rasch schlich Dev in eine Box und presste sich an die Wand. Durch einen Spalt in der Bretterwand sah er zu, wie Quint
die Frau aus der Kutsche hob und im Kreis wirbelte.
„Hört auf, Mylord, mir wird schlecht“, kreischte die Frau.
„Ich werde dich trotzdem küssen“, lachte Quint.
„Du Schuft.“ Sie gab ihm einen freundlichen Schubs, hob dann ihre Röcke und eilte die Stufen zum Gartenhaus empor. „Fang mich doch!“
Quint lachte auf und verschwand. Ihre Stimmen verklan- gen, als eine Tür zuschlug.
Die Kutsche rollte weiter, und ohne noch länger Zeit zu ver- lieren, kletterte Dev aus dem Stallfenster auf die Straße, wo er in der Nacht verschwand.
Nebel hing in den Straßen und dämpfte das Licht der Stra- ßenlaternen.
Als Dev von der Ecke aus das Haus beobachtete, warnte sein Instinkt ihn plötzlich vor nahender Gefahr. Er erstarrte, hielt den Atem an und tat so, als würde er auf die Uhr sehen. Er wurde beobachtet, das konnte er geradezu fühlen.
Vorsichtig riskierte er einen Blick aus den Augenwinkeln, bereit zum Angriff.
Seine Haare sträubten sich, und sein Herz hämmerte. In den Bergen hatte ihn ein Puma zwei Tage lang verfolgt, aber selbst der Schrecken war nichts im Vergleich zu dem, was er jetzt fühlte. Zumindest war ein Puma aus Fleisch und Blut.
Das hier war ein Geist.
Im Nebel war sie kaum zu erkennen, und sie trug Schwarz. Sie stand da, sah ihn nur an und erschien ihm wie ein Bote aus dem
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