Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
haben mich neulich so angestarrt. Das war sehr unge- hörig.“
„Das tut mir Leid. Hier, nehmen Sie ein Stück Zuckerstan- ge. Wieder gut?“
Daisy betrachtete die Süßigkeit und schüttelte den Kopf.
Vorsicht, alter Junge, pass auf, dass sie nicht schreit. „Was machen Sie denn hier draußen so ganz alleine?“, fragte er. „Wo sind denn Ihre Lehrer oder die anderen Mädchen?“
Das hübsche Ding stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich soll Mittagsschlaf halten, aber ich bin kein bisschen müde.“
„Na komm, mein Kleines, was ist denn los?“, fragte Quint jovial, dem ihr Schmollen nicht entging. „Warum sind Sie so schwermütig?“
„Ich mache gerade eine sehr schwere Zeit durch“, erklärte Daisy. „Meine netteste Lehrerin ist entlassen worden, und die Mama meiner besten Freundin hat ihre Tochter von der Schule genommen. Jetzt ist es hier so einsam. Ich hasse es!“
„Sie könnten mit mir fahren und mir bei der Suche nach Fluffy helfen“, schlug Quint vor.
Daisy warf einen düsteren Blick auf die Schule. „Das darf ich nicht.“
„Niemand würde es erfahren. In weniger als einer Stunde wären wir wieder zurück. Kümmert es Sie denn gar nicht, dass der kleine Fluffy in Gefahr ist, Miss ...?“
„Manning“, ergänzte sie seufzend und sah sich suchend nach dem erfundenen Welpen um. „Ich hoffe sehr, dass es Ihrem Hundchen gut geht.“
Quint blinzelte. „Wie die Manning Kohleminen?“
Sie nickte gleichgültig. „Die gehören meinem Papa.“
Quint verbarg sein Erstaunen. Die Manning-Erbin! Him- mel! Die Mannings besaßen Kohlegruben in ganz England. Unwillkürlich musste Quint an Devs verstorbene Tante, Lady Ironside, denken, deren gewaltiges Vermögen die Strathmo- res vor dem Ruin gerettet hatte. Die meisten Adeligen brauch- ten Geld, so auch Quint, während die Kaufleute sich nach einem Titel sehnten.
Das war genau der Tauschhandel, den er brauchte, wurde Quint auf einmal klar. Keine Sorgen mehr! Keine Darlehen mehr bei Dev und Carstairs und anderen reichen Freunden.
Und die Sache war ihm sozusagen in den Schoß gefallen. Als Quint die schöne Unschuld diesmal wieder ansah, dach- te er nicht nur an seine Lust auf ein unberührtes Mädchen, sondern auch an das Vermögen ihres Vaters. Verdammt, ihre Mitgift war wahrscheinlich mehr, als sein zerfallender Besitz in Yorkshire in zehn Jahren abwarf.
Denk nach, Mann, denk einmal nach! Das Mädchen ging
noch zur Schule. Aber falls er wartete, bis es in die Gesell- schaft eingeführt wurde, würde es zu viel Konkurrenz geben. Ich muss jetzt handeln.
Quint beschloss auf der Stelle, um ihre Hand anzuhalten. Ihr Vater würde ihn sicher empfangen und seinen Antrag an- hören. Schließlich war er ein Baron, und selbst ein großer Kaufmann und Millionär musste nicht unbedingt wissen, dass der Titel ein wenig getrübt war. Wenn es sein musste, konnte er durchaus wie ein Adeliger auftreten. Aye. Und wenn der Geldsack seinen Antrag ablehnte, konnte er ihm immer noch an die Kehle gehen.
„Daisy!“, rief plötzlich eine Frau und trat auf die Veranda des Schulhauses. „Komm sofort da weg!“ Die Lehrerin ging auf sie zu.
Daisy seufzte schwer und sah Quint an. „Ich hoffe, Sie fin- den Ihren kleinen Hund, Sir.“
„Oh, das werde ich sicher, Liebes, keine Sorge.“
„Sie müssen jetzt gehen.“
„Wie Sie wünschen, Kleines“, versicherte Quint mit einem lüsternen Blick. „Aber ich komme wieder.“
„Willst du wirklich nicht mit uns in die Oper gehen? In un- serer Loge ist genug Platz.“ Jacinda überquerte die Dachter- rasse und befestigte einen Diamantohrring, während sie Liz- zie zu überreden versuchte.
„Nein, danke.“ Von ihrem Platz auf einer Liege unter ei- nem gestreiften Sonnenschirm lächelte Lizzie ihre Freundin an. Wie schön Jacinda war, dachte sie mit Stolz.
Die junge Marquise trug ein elegantes weißes Kleid zu ihrem Diamantenschmuck und hatte die goldenen Locken kunstvoll hochgesteckt, wobei einzelne Locken dem Knoten entkamen und sich um ihr Gesicht ringelten.
Jacinda setzte sich Lizzie gegenüber auf einen weißen, guss- eisernen Stuhl. „Ich hasse es, dich alleine zu lassen. Soll ich hier bleiben? Es würde mir nichts ausmachen.“
„Aber nicht doch, Jacinda. Ich bin ganz gerne ein bisschen allein. Da kann ich in Ruhe nachdenken.“
Ihre Freundin lächelte sie nun strahlend an. „Irgendetwas sagt mir, dass du dich besser fühlen wirst, wenn du erstmal mit einem gewissen Viscount unserer Bekanntschaft
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