Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
gespro- chen hast.“
„Bin ich so leicht zu durchschauen?“, seufzte Lizzie.
Jacinda nickte. „Das warst du schon immer. Aber du wirst doch nicht hier sitzen und wegen der beiden Schurken Trüb- sal blasen, oder?“ Jacinda ergriff ihre Hand. „Komm mit Bil- ly und mir in die Oper. Du kannst dich doch noch schnell um- ziehen, ja? Das bringt dich auf andere Gedanken und wird dich ein bisschen aufheitern.“
„Ich denke, es läuft eine Tragödie?“
„Ja, das schon, aber man geht doch nicht wegen des Stücks in die Oper“, erklärte Jacinda mit einer wegwerfenden Hand- bewegung. „Ehrlich ... am meisten genieße ich immer den An- blick, wie Billy in seinem Sitz hin und her rutscht und leidet ... und alles meinetwillen!“
„Wenn er sogar für dich in die Oper geht, dann muss es Liebe sein.“
„Dafür wird er auch reich belohnt“, sagte Jacinda mit ei- nem Zwinkern.
„Oh, Jas!“ Lizzie kicherte, während Jacinda aufstand und ihr einen Kuss gab.
„Ich muss los! Wenn du etwas brauchst, dann wende dich an den Butler.“ Sie legte ihren Schal um. „Weißt du“, fuhr Jacinda dann fort, „vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass Mrs. Hall dich entlassen hat. Die Welt dieser Schule war zu klein für dich.“
Lizzie lächelte ihre Freundin dankbar an und überlegte überrascht, dass Ben vor langer Zeit einmal etwas Ähnliches zu ihr gesagt hatte.
„Du wirst schon eine Lösung finden“, versicherte ihr die Marquise sanft und ging.
Lizzie blieb auf dem Balkon sitzen und hörte die Kutsche des Paares davonfahren. Lange Zeit betrachtete sie den Son- nenuntergang zwischen den turmförmigen Wolken.
Allmählich senkte sich die Dämmerung auf London. Im na- hen Park wurde das Grün immer dunkler, überall flammten die Lichter in den Häusern auf, und ab und zu ertönte das Quaken einer schläfrigen Ente auf dem Kanal. Gelegentlich fuhr eine Kutsche am Haus vorbei, sonst war alles ruhig. Nur ihr Herz nicht.
Alles war so verwirrend – aber sie konnte sich nicht ewig hier im Haus verstecken.
Warum hatte Devlin sie nicht besucht? Er hatte keinen
Versuch unternommen, sie zu sehen. Er hatte ihr nicht ein- mal eine Nachricht geschickt. Sie hatte die ersten Tage im- merzu auf eine Entschuldigung von ihm gewartet, vor allem aber auf eine Erklärung, warum er sich mit dem Horse and Chariot Club eingelassen hatte. Aber bis heute hatte er sich nicht gemeldet, und Lizzie fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
Vielleicht stimmten all die schlimmen Geschichten, und nun traute sich Devlin nicht mehr, ihr unter die Augen zu treten. Aber war eine halbe Million Pfund nicht Anreiz ge- nug, dass er seinen Stolz schluckte und zu Kreuze gekrochen kam? Wo war er nur?
Schon bald war die Frist, die seine Tante ihm gesetzt hatte, abgelaufen. Es sah ganz so aus, als hätte er einfach aufgege- ben.
Leider hatte Lizzie das nicht.
Angesichts seines Stillschweigens und der vielen verwirren- den Neuigkeiten von Alec hatte Lizzie schließlich erkannt, dass ihr Verstand, sonst ihr bestes Werkzeug, ihr hier nicht weiterhalf. Sie musste sich entscheiden und sich dabei einzig und allein auf ihr Herz verlassen.
Jacindas Worte und der Rat, den Bens Mutter ihm einst ge- geben hatte, gingen ihr nicht aus dem Sinn.
Bennett, mein Junge, diese Plantage war immer zu eng für dich, geh und sei frei. Geh mit diesem verrückten Engländer mit und sieh dir die Welt an ...
Sie wusste nicht, wohin ihre Liebe zu Devlin sie führen würde. Aber je länger sie von ihm getrennt war, je mehr sie versuchte, ihn zu vergessen, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie sich schon viel zu sehr auf ihn eingelassen hatte. Trotz aller vernünftigen Argumente, dass er nicht der Mann war, für den sie ihn gehalten hatte, und dass er es nur auf das Geld abgesehen hatte, sagte ihr ihre Intuition, dass sie zu Devlin gehörte, egal, was da kommen mochte.
Als der Butler heraufkam und meldete, dass Sir Alec vor- sprach, dachte Lizzie einen Moment nach und willigte dann ein, ihn zu sehen. Sie setzte sich auf und wappnete sich für das Gespräch.
Sie wusste, was sie zu tun hatte.
Bald darauf saß Alec ihr gegenüber und sah ihr in die Au- gen. „Ich möchte, dass du mich heiratest.“
Lizzie war überrascht. Es hatte eine Zeit gegeben, da wä- ren damit alle ihre Mädchenträume wahr geworden. Aber jetzt war er für sie nicht mehr der Richtige.
Langsam schüttelte sie traurig den Kopf.
„Kein Hinhalten mehr, keine Spielchen“, drängte er ent- schlossen und
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