Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
diese Selbstlosigkeit ihm einbringt.“
„Touché, meine Liebe, touché.“ Lady Strathmore lachte leise und nippte an ihrem Tee. „Nun, Sie könnten dennoch versuchen, ihn besser kennen zu lernen.“
„Ich könnte auch Walfang versuchen, Stierkampf oder ei- nen Ritt durch die Sahara. Das wäre ein großartiges Aben- teuer ...“
Ihre Arbeitgeberin lachte laut. „Dann wären Sie ja wie Dev.“
„Mmmm.“ Lizzie verbarg lieber ihre kritische Einstellung zu Lord Strathmores Unternehmungen, die sie als übertrie- ben empfand.
Kein Mann, der so aufregende Dinge erlebt hatte, würde anschließend eine Existenz als Müßiggänger und Lebemann wählen, wie Lord Strathmore es seit seiner Rückkehr vor über sechs Monaten tat. Sie kannte den Typ Mann – verschwende- risch, unreif und selbstverliebt. Aber wahrscheinlich musste
sich so ein Mann irgendwo seine Abenteuer holen.
„Nun?“, drängte Lady Strathmore.
Lizzie lächelte trocken. „Wenn ich es zuließe, dass der ach so wundervolle Dr. Bell mir den Hof macht, würde ich früher oder später irgendetwas Störendes in seinem Wesen entde- cken, und dann würde ich mich selber dafür treten, dass ich meine Zeit mit ihm verschwendet habe, statt sie mit Ihnen zu verbringen und Sie davon abzuhalten, etwas Törichtes zu tun – oder es zumindest zu versuchen.“
„Seien Sie doch vernünftig, meine Liebe. Mal abgesehen von den vielen Fehlern der Männer brauchen Sie doch einen Ehemann und Kinder, die sich um Sie kümmern, wenn Sie alt sind. Sie wollen doch nicht so enden wie ich!“
„Aber Mylady, ich wäre sehr froh, wenn ich so enden würde wie Sie, und wegen meines Alters mache ich mir keine Sor- gen. Ich habe bereits vorgesorgt für die Jahre, wenn ich eine alte Jungfer in hohem Alter bin.“
„Wie schockierend unabhängig Sie sind.“
„Danke“, gab Lizzie zurück und nickte, auch wenn sie überzeugt davon war, dass das nicht als Kompliment gedacht war. „Ich werde einen Buchladen am Russell Square eröff- nen – aber das habe ich Ihnen ja alles schon erzählt.“
„Einen Buchladen!“, schnaubte die Witwe. „Eine junge Frau Ihres Kalibers hat die Pflicht, sich um die Vervielfälti- gung ihrer Spezies zu kümmern, Miss Carlisle. Wirklich“, fuhr sie fort, als Lizzie bei diesem seltenen Lob ziemlich er- staunt guckte, „ich habe noch nie gehört, dass eine Frau so glücklich darüber spricht, eine alte Jungfer zu werden. Das ist ja geradezu ungesund.“
„Oh, ich weiß nicht“, gab Lizzie nachdenklich zurück. „Ich mag es, eine alte Jungfer zu sein und all die Sorgen los zu sein – außer die, ob gewisse Katzen meiner Bekanntschaft vielleicht eine wertvolle Vase herunterreißen und sie in tau- send Stücke schlagen.“
Lady Strathmore beugte sich vor und lächelte spitzbü- bisch. „Ja, meine Liebe, aber als alte Jungfer sammeln Sie höchstens Staub an.“
Lizzie brach in Lachen aus und schüttelte den Kopf über die unverbesserliche alte Dame. Dennoch brannte sie darauf, das Gespräch auf etwas anderes als ihr nicht existierendes Liebesleben zu lenken. Sie wollte Lady Strathmore gerade
zeigen, wie weit sie mit ihrer Arbeit an der Vase gekommen war, als ein hoher Schrei aus der Nähe der Eingangstür sie plötzlich innehalten ließ.
„Himmel noch mal, was ist jetzt los?“, rief ihre Arbeitgebe- rin aus.
Lizzie war bereits auf den Beinen, um nachzusehen, was los war. Sie war schon halb durchs Zimmer, als Margaret mit höchst aufgeregtem Gesicht in der Tür erschien.
„Oh, Mylady, es ist Master Dev! Er ist gekommen! Er reitet gerade die Auffahrt hinauf!“
„Devlin?“, stieß die alte Dame hervor, und ihr Gesicht be- gann vor Glück zu leuchten.
„Aye, Mylady“, bestätigte Margaret mit funkelnden Augen. „Er wird jeden Moment hier sein!“
„Der Himmel bewahre uns“, flüsterte die Lady, „er ist ge- kommen.“ Freudige Überraschung und mütterlicher Stolz spiegelten sich auf ihrem Gesicht, und plötzlich schien die- ser eindrucksvolle Drachen nicht zu wissen, was er zuerst tun sollte. „Warum – oh, dieser Schuft – warum hat er sich nicht angekündigt? Das sieht ihm wieder ähnlich! Nun, steh nicht einfach nur so da, du dummes Geschöpf. Lauf und sag der Köchin, dass sie für das Abendessen ein zusätzliches Ge- deck auflegen soll! Mein Neffe wird hungrig sein – das ist er immer! Einen unstillbaren Appetit hat der Junge, wahr- scheinlich, weil er zu einem so schönen jungen Mann heran- gewachsen
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