Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
ist.“
„Ja, Mylady“, gab Margaret ihr etwas zu eifrig Recht und eilte nach einem Knicks aus dem Zimmer, um das Privileg vor- zubereiten, Master Devlin mit Essen versorgen zu können.
„Wenn ein Mann ein gutes Essen nicht genießt, kann man ihm nicht trauen“, verkündete Lady Strathmore und wisch- te sich rasch eine Träne weg, ehe sie jemand bemerkte, was Lizzie allerdings nicht entging.
Voller Erstaunen stand sie da, und ihre Gedanken über- schlugen sich.
Gute Güte, ihre List hatte funktioniert!
Aber wie? Wie hatte er es geschafft, so schnell hierher zu kommen? Er musste die ganze Nacht mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch den Schneesturm geritten sein.
„Schnell, Kind, wie sehe ich aus?“, wollte Lady Strathmore wissen. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet, und mit
der kleinen schwarzen Haube sah sie fabelhaft aus.
Es war ein Wunder.
Ihr Liebling Dev hatte sich noch nicht einmal blicken las- sen, und dennoch hatte er der alten Dame auf eine Weise neues Leben eingehaucht, wie Lizzie es mit ihrer unermüdli- chen, sorgfältigen Arbeit nicht schaffte. Das, dachte sie mit einem schmerzhaften Stich, schafft nur jemand, der wirklich geliebt wird.
„Sie sehen sehr schön aus, Mylady“, stieß sie hervor. „Wie immer.“
„Nun, stehen Sie nicht nur so da, Lizzie, gehen Sie und zie- hen Sie etwas anderes an als dieses unansehnliche Kleid!“
„Mylady“, protestierte Lizzie entrüstet.
„Ich habe Ihnen doch gesagt, wie elegant er ist.“
Lizzies Augen flammten auf. „Es ist ja nicht so, dass der Prinzregent käme, Mylady!“
„Störrisches Mädchen. Dann nehmen Sie wenigstens die- ses schreckliche Ding ab.“ Sie zeigte auf Lizzies Kopf.
Lizzie runzelte die Stirn und berührte ihre weiße Spitzen- haube. „Was stimmt denn damit nicht?“
„Das lässt Sie alt aussehen.“
„Ich bin alt.“
„Kind, ich habe Kleider in meinem Schrank, die älter sind als Sie. Aber wie Sie wollen, Sie dickköpfiges Mädchen, Sie machen ja doch nur, was Sie wollen. Aber geben Sie nicht mir die Schuld, wenn Devlin Sie wegen Ihres Kleides aufzieht. Er neckt die Leute immer“, setzte sie ganz hingerissen hinzu.
„Er wird es nicht wagen.“
„Oho, liebes Kind, es gibt nur wenig, was mein Neffe nicht wagt. Ich kann es gar nicht erwarten, dass Sie ihn endlich kennen lernen.“
„Mylady, ich bitte Sie, machen Sie sich nicht zu große Hoff- nungen“, warnte Lizzie sie ernst. „Ich bezweifele, dass Seine Lordschaft lange bleiben kann.“
Vor allem, wenn er merkte, dass sie ihn belogen hatte.
„Natürlich wird er nicht lange bleiben, dummes Kind. Man kann von einem Lebemann von Devlins Kaliber kaum erwar- ten, dass er seine Tage in der Gesellschaft seiner alten Tante in Bath verbringt. Und jetzt schnell, Miss Carlisle.“ Lady Strath- more griff nach den Rädern ihres Rollstuhls und rollte sich in die große Eingangshalle.
Mich umziehen, also wirklich. Wozu denn?, höhnte Lizzie stumm. Attraktive, schillernde Schufte von Adel nahmen un- auffällige, vernünftige Frauen wie sie gar nicht wahr, das wusste sie aus Erfahrung. Außerdem hatte sie viel zu viel Stolz, um sich für einen Mann aufzuputzen, nur um einem lo- sen Schuft zu gefallen, an dessen Charakter sie ihre Zweifel hatte und dessen Lebensweise sie verachtete.
Trotz der Bitte ihrer Arbeitgeberin, sich zu beeilen, zögerte Lizzie und blieb noch ein wenig im Wohnzimmer, wobei sie sich unbehaglich fragte, wie der Mann wohl reagieren würde, wenn ihm klar wurde, dass sie ihm einen Bären aufgebunden hatte. Als sie das Hufgeklapper näher kommen hörte, trat sie ans Fenster, schob die Gardine beiseite und spähte hinaus. Dann blitzten ihre Augen erschrocken auf – und verwirrt. Es musste ein Irrtum vorliegen. Der Mann da draußen ent- sprach kein bisschen ihren Vorstellungen – das war kein ver- wöhntes Muttersöhnchen, sondern ein schwarzhaariger Krie- ger mit feurigen Augen, der gerade sein Pferd zügelte und sich aus dem Sattel schwang, so dass sein grauer Reitmantel um ihn schwang. Eine tiefe Falte zeichnete das attraktive, finstere Gesicht mit den harten Linien, das von südlicher Sonne tief gebräunt war.
Dann schritt er entschlossen auf das Haus zu, und sie sah, dass er nass und schlammbespritzt war und ohne Zweifel die Kälte spürte. Auf den Diener, der herbeigeeilt kam, um das erregte Pferd zu halten, achtete er gar nicht. Sein scharfer Blick war auf die Tür gerichtet.
Fasziniert und abgestoßen zugleich sah Lizzie ihn
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