Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
hervorgehen.
Er war der geborene Schauspieler voller Esprit und Char- me bis in die eleganten Fingerspitzen. Er hatte seine Eska- pade sogar noch als großen Coup hingestellt, als Rache für alle Männer, die gewöhnlich diejenigen waren, die die Frauen mit ihrem Geld aushalten mussten. Seine Horde von verdor- benen Freunden hatte ihm natürlich noch dazu gratuliert – was Lizzie anging, hatte Alec Knight seine Wahl getroffen. Er hatte ihre Liebe für ein paar Würfel verspielt.
Lizzie war überzeugt davon gewesen, dass ihr gebrochenes Herz niemals wieder würde heilen können, aber in der Ruhe und dem Frieden von Bath war es ihr dann doch immer besser gegangen. Was dachte sie sich also nur dabei, Devlin Strath- more schöne Augen zu machen? Alec Knight und er waren völlig unterschiedlich, aber sie stammten aus der gleichen Schicht, eine Tatsache, die noch durch ihre Freundschaft un- termauert wurde – und durch ihre Spielschulden. Die Paral- lele lag auf der Hand – ein dunkler Teufel und ein goldener
Engel. Und beide waren sie zu schön und zu hoch geboren, als es ihnen gut tat, beide waren sie rücksichtslose Schufte, die nur an ihr eigenes Vergnügen dachten und sich einem Le- ben voller Abenteuer verschrieben hatten. Devlin mochte der Herr des dunklen Waldes sein, aber Alec beherrschte jeden glitzernden Ballsaal, sobald er nur einen Fuß hineinsetzte, und das war der Grund, warum sie sich nie wieder in der Ge- sellschaft sehen lassen würde.
Devlin ließ die Gabel sinken und runzelte die Stirn, wäh- rend er Lizzie einen scharfen Blick zuwarf. „Fühlen Sie sich nicht wohl, meine Liebe?“
Immer noch von ihren Gefühlen gequält, sah Lizzie ihm ge- rade in die Augen und dachte: Flirte nicht mit mir. Ich kann dich nicht haben. Ich will dich nicht haben, ich brauche kei- nen Mann. Sie war eine unabhängige Frau.
Eine alte Jungfer.
Ein Blaustrumpf, und darauf war sie verflixt stolz. Alles, wofür sie sich interessierte, waren Bücher. Nie wieder würde sie sich der Gnade eines Mannes ausliefern. Nie wieder wür- de sie ihr Herz verschenken, damit es dann nur gebrochen wurde.
Als das Schweigen immer länger anhielt, kam plötzlich Pas- ha als Retter in der Not. Er sprang mitten auf den Tisch, um sich die gebratene Taube zu holen.
Chaos brach aus, sehr zu Lizzies Erleichterung.
„Nein, Pasha!“
„Runter mit dir!“
„Miiiaaauu“, machte der Kater und sprang beleidigt wie- der vom Tisch.
Wein schwappte aus den Gläsern, Porzellan klirrte, und Devlin schaffte es gerade noch rechtzeitig, seine Kaffeetasse wegzuziehen, ehe er verbrüht wurde, während Lady Strath- more vergnügt loslachte. Silber fiel vom Tisch, der Kerzen- leuchter geriet ins Wanken, und eine der Servietten fing da- durch Feuer.
Das setzte die erschrockenen Diener in Bewegung. Einer löschte rasch die Flammen mit dem geschmolzenen Eis aus dem Weinkühler, während ein zweiter sich beeilte, den Roll- stuhl der alten Dame zur Seite zu schieben.
Ihr Neffe sprang auf. „Bringt sofort diese verdammte Katze hier raus!“
Ohne nachzudenken, beschloss Lizzie, diesen Aufruhr für ihre eigene Flucht zu nutzen. Absichtlich stieß sie ihren Ma- deira um, so dass der Wein über ihr bestes Kleid spritzte, aber das war ihr vollkommen egal. Sie wollte nur weg hier und zwar sofort. Weg von Devlins viel zu aufmerksamen Bli- cken.
„Oh nein!“, rief sie und starrte auf ihr Kleid, während die Diener hinter der Katze herjagten. Als die Strathmores sie an- sahen, erwiderte Lizzie die Blicke voller Unschuld und hoffte nur, dass ihr Täuschungsmanöver, das eher Jacinda ähnlich sah, nicht durchschaut wurde.
Die adleräugige Witwe warf ihr einen skeptischen Blick zu, aber Dev stieß einen leisen Fluch aus, als er sah, was die Katze offensichtlich mit Lizzies Kleid angestellt hatte.
„Verdammt, Tante, kannst du dieses Ungeheuer nicht an die Kette legen?“
„Aber Devlin, Pasha liebt nun mal gebratene Tauben“, pro- testierte Lady Strathmore sanft und kicherte, während ihr geliebtes Haustier auf die warmen Steine am Kamin sprang und so tat, als würde das Chaos es nichts angehen. Sorgfältig und in aller Ruhe fing es an, sich die Pfoten zu putzen.
Devlin, der selbst nur knapp dem Inhalt seiner Tasse ent- kommen war, sah Lizzie betrübt an, als wenn er genau wüss- te, dass sie es sich nie würde leisten können, das Kleid zu ersetzen, das ihr die steinreiche Jacinda geschenkt hatte.
„Das kommt davon, wenn man es eilig hat“, meinte er.
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