Gaelen Foley - Knight 06
schien.
„Danke“, flüsterte sie. Er konnte in ihrem Herzen lesen wie in einem offenen Buch – und ihr Leben lag in seinen Händen. „Danke für alles.“
Becky hatte jetzt beschlossen, all ihr Vertrauen und all ihren Glauben in ihn zu setzen – diese Erkenntnis erschütterte Alec. Beruhigend lächelte er sie an, doch seine Gedanken waren auf Kampf aus. Sie sollte stolz sein auf ihn, er brannte geradezu da- rauf, es ihr zu beweisen. Meine Liebste, du kannst mir danken, wenn es vorbei ist. In grimmigem Schweigen legte er beschüt- zend den Arm um sie, küsste ihre Stirn und führte sie dann zu- rück zum Haus seiner Familie.
Becky packte ihre Kleider aus, und dabei war ihr ganz leicht ums Herz, weil sie wusste, dass ihr Cousin und seine Männer viele Meilen weit entfernt waren und nicht einmal ahnten, wo sie sich aufhielt. Währenddessen besuchte Alec Raggett’s, Brightons ersten Klub für Gentlemen, um Einladungen für ein paar private Spiele zu erhalten, bei denen es um hohe Einsät- ze ging.
Als er später mit der Neuigkeit zurückkam, dass er einen Platz bei drei bevorstehenden Spielen bekommen hatte, aßen sie anschließend in dem ummauerten Garten zu Mittag, unter einem gestreiften Baldachin, den die Dienstboten errichtet hat- ten. Der Tisch war elegant gedeckt, mit einem weißen Damast- tischtuch und schimmerndem Silber. An diesem warmen und heiteren frühen Nachmittag begann Becky allmählich Alecs Art, das Leben zu genießen, sehr verlockend zu finden.
Er gab den Klatsch zum Besten, den er im Klub gehört hatte, und dann sprachen sie über ein paar praktische Dinge. „Es ist zu befürchten, dass die Dienstboten ein wenig empört über un- sere gemeinsame Ankunft sind, aber sorge dich nicht ihretwe- gen. Sie sind alle loyal und an meine kleinen extravaganten Ver- haltensweisen und Gaunereien gewöhnt. Ich habe ihnen gesagt, dass niemand von deiner Anwesenheit erfahren soll.“ Er trank aus dem Glas mit dem kühlen Weißwein. „Ich gab vor, Robert dürfte nicht herausfinden, dass ich meine Mätresse mitgebracht habe.“
„Ah, sehr schlau.“
„Nebenbei bemerkt, ich habe der Dienerschaft nicht deinen
richtigen Namen genannt – nur für den Fall, dass jemand doch reden sollte. Ich will kein Risiko eingehen.“
„Und wie lautet mein Name nun?“
„Abby.“
„Abby?“
Er zuckte die Achseln. „Es war der erste Name, der mir einfiel. Von Aboukir, deinem zweiten Vornamen.“
„Habe ich auch einen Nachnamen?“, fragte sie charmant und nahm sich eine Traube.
Er errötete ein wenig. „Lawrence“, murmelte er.
„Tatsächlich?“ Sie erinnerte sich, dass er ihr gesagt hatte, Preston-Lawrence wäre der Nachname seines wirklichen Va- ters. „Miss Abby Lawrence, ja? Es freut mich, Sie kennenzu- lernen.“
Er sah Becky an.
„Wie lange wirst du brauchen, um fünftausend Pfund zu ge- winnen?“
„Nicht lange, wie ich hoffe. Wenn alles klappt, zwei Wochen oder so.“
„Erstaunlich.“ Sie begriff, warum man nach so schnellen und leichten Gewinnen süchtig werden konnte. „Spielst du heute Abend?“
„Nein“, erwiderte er. „Nicht heute Abend.“ Seine Stimme hatte einen rauen, sinnlichen Klang.
Ihr wurde heiß.
Eine Weile sahen sie sich einfach nur an. Becky fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. „Dann müssen wir eine andere Möglich- keit finden, uns zu vergnügen.“
„Ein oder zwei würden mir einfallen.“
„Davon bin ich überzeugt, Mylord.“ Sie schenkte ihm ein ver- führerisches Lächeln und senkte dann den Blick, ehe sie einen Löffel von dem erfrischenden Zitroneneis mit saftigen Blaubee- ren nahm. „Man sagt, beim zweiten Mal wäre alles noch viel schöner.“
„So sagt man“, flüsterte er, nahm einen Schluck Wein und fuhr mit der Spitze seiner Zunge über die Lippen.
Sie betrachtete ihn eingehend. „Alec?“
„Ja, Becky?“
„Wann?“, flüsterte sie.
„Sobald du deine Meinung über eine Heirat mit mir geändert
hast“, erwiderte er, griff zu einer Zeitung, die neben ihm lag und studierte die Ergebnisse der letzten Pferderennen.
„Aber ...“ Sie verstummte.
„Ja?“ Er schenkte ihr einen ausdruckslosen Blick.
Becky runzelte die Stirn. „Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht heiraten will. Ich weiß, ich bin kompromittiert – jetzt um- so mehr. Trotzdem ...“
Er zog die Brauen hoch. „Trotzdem bin ich in deinen Augen ein zu großer Halunke, und du glaubst nicht, dass ich mich je- mals ändern werde.“
Seine Worte erschreckten
Weitere Kostenlose Bücher