Gaelen Foley - Knight 06
mit ihrer Achtlosigkeit in Gefahr bringen. Ich komme gleich zurück.“
Becky nickte, warf ihm eine Kusshand zu und schloss dann errötend ihr Kleid. „Ich werde mich – um den Pudding küm- mern.“
Manche Männer rauchten Opium, andere tranken Gin. Ein paar – ähnlich arme Tröpfe – waren abhängig von dem Reiz ho- her Einsätze beim Spiel.
Alec war süchtig nach Becky, süchtig nach ihrem Körper. Ich bin verlobt, dachte er leichten Herzens und staunte selbst darüber. Seine Brüder würden es niemals glauben.
Den ersten Abschnitt ihres Abenteuers erfolgreich gelöst zu haben, erfüllte ihn mit neuem Vertrauen in seine eigenen Fä- higkeiten. Es war richtig und ehrenhaft, sie zu heiraten, und er war froh, dass sein eigensinniges Mädchen sich endlich damit einverstanden erklärt hatte. Aber es war mehr als nur das.
Zum ersten Mal in seinem Leben war er sicher, eine ernsthaf- te Beziehung zu einer Frau haben zu können. Zum ersten Mal in seinem Leben war er dazu bereit – doch er beschloss, dass es wohl am besten wäre, nicht zu viel darüber nachzudenken, sonst würde er noch den Mut verlieren. Es würde ein wenig dau- ern, bis er sich daran gewöhnt hatte. Wie auch immer – nichts konnte seine momentane Zufriedenheit stören.
Er schwebte mehr aus dem Foyer, als dass er ging, ein rundum glücklicher Mann. Die Haushälterin stand am Fuß der Treppe und deutete mit einem unbehaglichen Gesichtsausdruck zum Salon im ersten Stock hinauf. Alec nickte und begann, die Trep- pe hinaufzugehen.
Als er sich der Tür zum Salon näherte, fiel ihm plötzlich auf, dass seine wilden Freunde sich außergewöhnlich still verhiel- ten. Dann betrat er den Raum und blieb beim Anblick des Be- suchers, der auf ihn wartete, wie angewurzelt stehen.
„Liebling!“ Lady Campion wandte sich ab von den Kunst- stichen, die sie müßig betrachtet hatte, und begrüßte ihn mit einem routinierten Lächeln. Überschwänglich breitete sie die Arme aus. „Überraschung!“
Alec hatte das Gefühl, ihm würde das Blut in den Adern ge- frieren, und er erbleichte. Einen Moment lang fühlte er sich vollkommen desorientiert. Und dann stieg Zorn in ihm auf. Was, zum Teufel, wollte sie hier?
„Du Schuft, freust du dich denn nicht, mich zu sehen?“, frag- te sie mit gespielter Empörung und stemmte eine Hand in die Hüfte.
Alec verschlug es die Sprache.
Wenn er früher bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung zu-
fällig die Baroness getroffen hatte, war er ein wenig verlegen gewesen oder hatte etwas Schuldbewusstsein und Unbehagen verspürt. Doch jetzt, unter den gegebenen Umständen, erfüllte ihn ihr Anblick mit einer bösen Vorahnung. Wenn sie von Becky erfuhr – oder schlimmer noch, wenn Becky von ihr erfuhr ... Alec schluckte und begriff dann, dass er – wie jemand, der von einer hungrigen Tigerin in eine Ecke gedrängt worden war – keine plötzliche Bewegung machen durfte, sonst würde er bei lebendigem Leibe zerrissen werden. Seine Gefühle für Becky hatten seine Achillesferse bloßgelegt. Er musste sie schützen. Eva musste weg von hier. Sie zu beruhigen, war, wie er sich erin- nerte, die schnellste Methode, sie loszuwerden. Was immer auch geschah, er durfte nicht ihr Misstrauen wecken.
Eva Campion hatte sich in Bezug auf Alec ungewöhnlich be- sitzergreifend gezeigt, und zwar vom ersten Tag an, als sie mit ihrem Geld Macht über ihn gewann. Wie oft und auf welche Weise er ihr auch gesagt hatte, dass es aus sei zwischen ihnen, sie versuchte immer wieder, ihn zurückzugewinnen. Alec wuss- te, sie würde es nicht gut aufnehmen, dass ihr liebster Deck- hengst verlobt war, vor allem nicht mit einem Mädchen, das so viel jünger und reizvoller war als sie selbst.
Falls Eva von Becky erfuhr, würde jeder in der guten Gesell- schaft innerhalb einer Stunde von ihr wissen, einschließlich Michail Kurkow. Was seine zukünftige Braut anging, so mochte er gar nicht daran denken, was sie sagen würde, wenn sie die Wahrheit herausfand. Vor allem jetzt. Auf diese Weise. Vermut- lich würde sie ihr Einverständnis mit seinem Antrag zurück- nehmen. Er würde sie verlieren.
Er schluckte schwer, vermochte er doch nichts mit Eva an- zufangen, die da in dem Salon seiner Familie stand und ihn er- wartungsvoll ansah. Er konnte eigentlich nur noch beten, dass Becky seiner Anweisung folgte, wie es sich für eine zukünfti- ge Ehefrau gehörte, und außer Sichtweite blieb. Verdammt, er hätte es ihr sagen sollen. Sein Gewissen hatte ihn
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