Gaelen Foley - Knight 06
schon länger gedrängt, ihr sein früheres Arrangement mit der Baroness zu gestehen. Ihm war bewusst, dass er das irgendwann getan hätte, aber bislang hatte er es versäumt – und jetzt steckte er bis zum Hals in Schwierigkeiten.
Vorrangig aber hatte Evas Anblick, die in dem Salon stand, als gehörte er ihr – als gehörte Alec ihr –, ihn in Zorn versetzt.
Bring sie hier weg, ehe sie alles verdirbt.
Er war außer sich, dass diese Schlange es wagte, in sein und Beckys privates Paradies einzudringen, diesen geheiligten Grund und Boden überhaupt zu betreten. Lady Campion war pures Gift.
Alec wusste das besser als die meisten anderen.
„Welchem Umstand verdanke ich diese Ehre, Mylady?“, frag- te er wachsam.
„Na! Das ist aber kein nettes Willkommen für eine alte Freun- din.“ Geschmeidig bewegte sie sich auf ihn zu und hielt ihm eine knochige, mit Rouge bedeckte Wange hin.
Alec wandte sich ab. „Oh, so grausam, Liebster?“, schalt sie ihn mit einem harten Lächeln und einem dunklen Glanz in ih- ren schwarzen Augen. Leicht stieß sie ihn mit ihrem Fächer an. „Du weißt, dass du mich vermisst hast. Warum bist du nicht in der Black Lion Street bei deinen idiotischen Freunden?“
Er warf ihr einen warnenden Blick zu.
„Wieder eine deiner Launen, ja? Ich hätte es wissen müssen. Du bist so süß, wenn du böse bist.“ Neckend kniff sie ihn.
„Was willst du?“
„Dasselbe wie immer, Liebling. Dich!“, sagte sie und lach- te trillernd. „Gewiss besuchst du den Ball der Fürstin Lieven. Ich benötige einen Begleiter. Du könntest mich gegen neun Uhr abholen.“
Er biss die Zähne zusammen, studierte die Muster auf dem Teppich und zwang sich, Lady Campion nicht hinauszuwerfen. „Ich dachte, du hättest einen neuen – Freund.“
„Oh, den jungen Jason?“ Sie wedelte mit ihrem Fächer herum und seufzte. „Nein. Er war nur – ein Imbiss. Du dagegen, mein schöner Lord Alec ...“ Sie warf sich auf das weich gepolsterte Sofa und legte die Füße übereinandergeschlagen auf die Polster. „Du bist ein Festessen.“
Sie streckte sich wie eine verwöhnte Katze, dann lächelte sie und klopfte auf den Platz neben sich.
Als Antwort schüttelte Alec den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sie runzelte die Stirn. „Komm hierher. Das bist du mir schul- dig.“
„Ich habe die Schulden abbezahlt, wie du dich erinnerst.“
„Sie sind bezahlt, wenn ich es sage, Liebling. Komm, hast du
mich nicht ein kleines bisschen vermisst?“
Warum sprach sie mit ihm, als wäre er ein Baby oder ihr Schoß- hündchen? Wie hatte er das all die Wochen ertragen, in denen er nichts anderes als ihr Liebessklave gewesen war? Aber, dachte er dann finster, ein Mann kann eine Menge ertragen, wenn ein Geldverleiher aus dem East End damit droht, ihm das Fell über die Ohren zu ziehen.
„Wie ich höre, gewinnst du wieder“, bemerkte sie mit einem besonderen Schimmer in ihren dunklen Augen.
Wachsam beobachtete er sie, wobei er mit einem Ohr Rich- tung Küche lauschte, wo, wie er inständig hoffte, Becky mit ih- rem Pudding beschäftigt war. „Ein wenig.“
„So.“ Eva sah ihn schmollend an. „Das heißt wohl, du brauchst mich nicht mehr.“
Er schenkte ihr ein kühles Lächeln. „Wohl nicht.“
Sie erhob sich von dem Sofa und schlenderte auf ihn zu. „Weißt du, ich habe das seltsame Gefühl, dass du etwas im Schilde führst, Alec.“
Er zog eine Braue hoch.
„Niemand bekommt dich zu Gesicht, außer am Spieltisch. Man sagt, du setzt deine Einsätze so vorsichtig wie ein altes Weib.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das sieht dir gar nicht ähnlich. Man sagt auch, du steigst jedes Mal aus, ehe einer der anderen Spieler eine Gelegenheit bekommt, seine Verluste zurückzuge- winnen.“
„Du hast mir also wieder nachspioniert. Dir ist sehr wohl be- kannt, dass ich das hasse, Eva.
„Das tue ich nur, weil mir etwas an dir liegt.“
Warnend kniff er die Augen zusammen. Wie konnte sie es wa- gen zu behaupten, dass ihr etwas an ihm lag, so, wie sie ihn benutzt hatte? Jetzt, da er wusste, was wirkliche Zuneigung bedeutete, machte es ihn krank, wie sie Gefühle vorspielte. Er wandte sich ab, starrte in den leeren Kamin und schloss die Au- gen. Himmel, wie würde Becky es aufnehmen, wenn sie erfuhr, dass er der bekannteste Gigolo der guten Gesellschaft gewesen war und dass jeder davon wusste, abgesehen von ihr? Sie würde sich betrogen fühlen, wie eine Närrin. Sie würde ihn verachten. Sie – die als
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