Gaelen Foley - Knight 06
Bauvorhaben des Prinzregenten gesehen?“, fragte er jetzt wieder in seiner gewohnten Freundlichkeit.
Kurkow blickte ihn ernst an, wie es einem Soldaten entsprach, und schüttelte dann verneinend den Kopf.
Alec schaute ihm nun direkt ins Gesicht. „Ah, das Bauprojekt erinnert mich an etwas. Ich hörte, dass Sie ein Jagdhaus besit- zen.“ Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Meine Freunde und ich überlegen seit einiger Zeit, auf die Jagd zu ge- hen, doch wir haben noch nicht die passende Unterkunft gefun- den, die groß genug für uns wäre. Gerade letzte Nacht haben wir am Spieltisch darüber geplaudert, und jemand sagte, Sie hätten etwas zu verkaufen – in Yorkshire?“
„Sagt man das?“, fragte Kurkow. Alec hielt den Atem an, als sich ein Anflug von Misstrauen in den kühlen grauen Augen des Prinzen zeigte. Aber augenblicklich war es wieder verschwun- den. „Ich besitze tatsächlich ein altes Jagdhaus in Yorkshire. Aber ich will es nicht veräußern.“
Alec holte tief Atem, um den Prinzen mit allem Geschick dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern, doch Kurkow sprach wei- ter, ehe er ansetzen konnte.
„Schade, dass ich nicht früher von Ihrem Interesse erfahren habe, Lord Alec, denn ich hätte meinen Verwalter angewiesen, jedes vernünftige Angebot zu akzeptieren. Ich selbst habe kei-
nen Bedarf an diesem Gebäude. Unglücklicherweise hat mich eine sehr entschlossene junge Dame überredet, das Anwesen als meinen Spieleinsatz in dem jährlichen Whistturnier auszu- geben.“
Schockiert sah Alec ihn an, verbarg seine Gefühle aber so- gleich. „Das – das Whistturnier?“, fragte er mit leicht erstickter Stimme.
„Ja.“ Kurkow nahm einen Schluck von seinem Rumpunsch. „Lady Parthenia Westland gehört zu dem Wohltätigkeitskomi- tee, das dieses Turnier organisiert.“
„Aber beträgt der Einsatz nicht zehntausend Pfund?“, fragte Alec und bemühte sich immer noch nach Kräften, sein Entset- zen zu verbergen.
„In der Tat“, stimmte Kurkow zu. Alecs Erstaunen über die Höhe der Summe war ihm nicht entgangen. „Man sagte mir, seit dem letzten Jahr hätten sie die Eintrittspreise verdoppelt, deswegen wird den Spielern gestattet, Kutschen, Schmuck und Häuser einzubringen, solange der Wert zehntausend Pfund ent- spricht. Es ist kein Wunder, dass man Parthenia mit der Aufgabe betraute, Spieler für dieses Turnier anzuwerben“, fügte er hin- zu. „Diesem bildschönen Geschöpf ist nicht leicht etwas abzu- schlagen. Aber – es ist für einen guten Zweck.“
„Marinewitwen und Kindern kommt es zugute“, bekräftigte Alec und dachte an einen Waisenjungen, der ihm besonders am Herzen lag.
Kurkow lächelte spöttisch. „Ich selbst dachte an Parthenia.“ Alec brachte ein Lächeln zustande und senkte dann den Blick. Das war eine Katastrophe! Zehntausend Pfund waren das Dop- pelte von dem, was sie besaßen, und darüber hinaus blieben nur noch zwölf Stunden, bis man sich nicht mehr bei diesem Turnier einkaufen konnte. Er wusste nicht einmal, ob zu diesem späten Zeitpunkt überhaupt noch ein Platz in dem Spiel frei war, denn es waren nur zweiunddreißig Spieler zugelassen.
„Nun, einen schönen Abend noch, Hoheit.“
Kurkow nickte höflich, und Alec wandte sich um, als ihn eine allzu vertraute Stimme innehalten ließ.
„Alec – Liebling!“ Plötzlich stellte sich Eva ihm in den Weg. Die Baroness warf ihm einen feindseligen Blick zu, ehe sie Kurkow ein Lächeln schenkte. „Du musst mich deinem Freund vorstellen.“
Das Blut schien ihm in den Adern zu gefrieren, als Kurkow Eva mit unverhohlenem Interesse musterte. Alec fürchtete, ihm würde sich der Magen umdrehen.
Natürlich war es bei Evas Vorliebe für grobe Gewalt kein Wunder, dass sie den kräftigen Russen kennenlernen wollte, vor allem, da er ein Neuling war und sie die meisten Männer der Gesellschaft bereits in ihrem Bett gehabt hatte. Ihr Bedürfnis, vorgestellt zu werden, entsprang zweifellos auch ihrem Wunsch nach Rache anlässlich der hässlichen Szene in der Villa am Vor- tag. Er konnte sie in den eigenen vier Wänden bedrohen, doch mitten in einem vollen Ballsaal war er machtlos. Hier war ihre Chance, es ihm heimzuzahlen.
Alec verzog das Gesicht und blickte von ihr zu Kurkow. Er befand sich in einem Dilemma. Er hasste es, sie miteinander bekannt zu machen, da Eva die Einzige war, die ihn bei Kurkow mit Becky-Abby in Verbindung bringen konnte.
Auf der anderen Seite wusste Eva nicht, dass Kurkow nach der
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