Gaelen Foley - Knight 06
meine Ar- me herunternehmen, Miss Ward?“
Sie machte eine unmissverständliche Bewegung mit der Pis- tole. „Bitte. Ich warte aber immer noch auf eine Erklärung, wa- rum Sie hier im Garten herumschleichen.“
„Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich kam her, um mich umzusehen. Knight hatte sich in der letzten Zeit äußerst selt- sam benommen. Ich wusste, dass er etwas verheimlichte.“ Miss- trauisch betrachtete er sie. „Jetzt sehe ich, dass ich recht hatte. Als wir alle heute Abend zum Ball bei den Lievens erwartet wurden, sagte ich ab. Stattdessen wollte ich in der Villa nach- schauen, was es mit Alec auf sich haben könnte. Sicherlich habe ich nicht damit gerechnet, Sie hier vorzufinden.“
„Nun, dann können Sie genauso gut hereinkommen und hier auf ihn warten. Das habe ich bislang auch getan – gewartet. Aber fassen Sie mich nicht an“, befahl sie und unterstrich ihre Worte mit der Waffe.
„Nein – niemals würde ich Sie anfassen. Natürlich nicht“, sagte Rushford, ganz der personifizierte Gehorsam.
„Wollen Sie etwas trinken?“, fragte Becky nicht allzu höflich, als sie wieder in den Salon gingen. Sie entzündete weitere Ker- zen und trat zu dem Wagen mit den Getränken. „Ich könnte ei- nen Schluck gebrauchen.“ Nach dem Schrecken zitterten ihr noch immer die Hände.
„Bitte.“ Rushford stellte sich neben sie und musterte die zur Verfügung stehenden Flaschen, bis sein Blick auf ihre linke Hand fiel. „Was ist das?“
Becky sah ihn fragend an.
Rushford nahm ihr Handgelenk, ohne dass Becky protestierte, und betrachtete eindringlich ihre Finger. „Meine Güte, das ist etwas Ernstes!“ Er sah sie an. „Warum tragen Sie Alecs Ring?“, fragte er, ehe er sie vorsichtig losließ.
Auch sie betrachtete den zu großen Ring mit Gold und Onyx an ihrem Finger und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ach, Lord Rushford, im Moment weiß ich das selbst nicht genau.“
„Was soll das heißen?“
Sie zuckte die Achseln, als sie ihn ansah, und schüttelte dann ein wenig hilflos den Kopf.
Er betrachtete sie mit neu erwachtem Interesse und schenkte ihnen schließlich beiden einen Sherry ein. „Na, na, machen Sie sich keine Sorge, meine Liebe“, murmelte er mitfühlend. „Sie können mich übrigens Nick nennen.“ Er reichte ihr das Glas mit einem betörenden Lächeln. „Was immer der Halunke auch getan hat, warum setzen wir uns nicht, und Sie erzählen mir alles?“
12. KAPITEL
Alec kam müde um vier Uhr morgens nach Hause, wütend auf die ganze Welt. Es war ihm gelungen, den letzten freien Platz bei dem Whistturnier zu erhalten, aber guter Stimmung war er deswegen nicht. Es blieb ihm jetzt nur die Möglichkeit zu ge- winnen. Die besten Spieler in ganz England zu schlagen. Wenn er verlor, würde nicht nur Becky nie wieder Talbot Old Hall von
innen sehen, sondern auch er selbst hätte kein Zuhause mehr.
Zu den fünftausend Pfund, die er bereits gewonnen hatte, war er gezwungen gewesen, die andere Hälfte des Startgeldes aufzu- bringen, indem er alles einsetzte, was ihm noch geblieben war – seine Junggesellenwohnung in Althorpe, mitsamt dem verblie- benen Mobiliar, zu dem auch das legendäre Bett gehörte.
Nun ja. Wer A sagt, muss auch B sagen.
Rückblickend hätte er vermutlich gleich seine Wohnung ver- kaufen sollen, um Talbot Old Hall von Kurkow abzukaufen. Aber ehe sie nach Brighton gekommen waren und er jeden Tag mit Becky zusammenlebte, war ihm ein solches Opfer unzumut- bar erschienen. Selbstsüchtiger Bastard. Offensichtlich schien er wirklich endlich bereit zu sein für eine Heirat, denn es war ihm zur zweiten Natur geworden, alles für sie zu geben, trotz der Tatsache, dass dieser Tage die geschätzte Empfängerin sei- ner Bemühungen ihm nicht wohlgesonnen war.
Während er noch immer an die besorgniserregend leiden- schaftlichen Blicke dachte, die Lady Campion mit Kurkow ge- wechselt hatte, betrat Alec die Villa, definitiv missgelaunt. Ge- rade eben war ihm mit einem Anflug von Schuldbewusstsein klar geworden, dass er Fort und Drax schon wieder ohne ein Wort der Entschuldigung auf dem Ball zurückgelassen hatte, als er plötzlich irgendwo aus dem oberen Stockwerk Gelächter hörte.
Er blieb stehen, zog die Brauen zusammen und runzelte die Stirn. Dann ging er dem Geräusch nach und gelangte auf diese Weise zum Speisezimmer. Als er in die Tür trat, entdeckte er, wer es verursacht hatte. Becky und Rushford saßen traulich zusam- men am Tisch, tranken Kaffee, plauderten
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