Gaelen Foley - Knight 06
zweiten Teil der Fall sein. Da war es um eine englische Braut oder einen russischen Im- port gegangen. Lieven war der Meinung gewesen, Kurkow wür- de sich um Ersteres bemühen.
Plötzlich blickte Alec hinüber zu Parthenia Westland. Sie fä- chelte sich Kühlung zu und plauderte hinter ihrem Fächer an- geregt mit einer anderen jungen Frau, aber gleichzeitig schaute sie jemandem in der Menge nach. Er runzelte die Stirn und folg- te ihrem Blick.
Kurkow.
Verdammt. Alec fühlte, wie sein Herz schneller schlug, als sein Blick auf den Feind traf. Kurkow trug Uniform mit goldener Schärpe, Epauletten und allem, was dazugehörte. Alec fragte sich, ob der berühmte russische Kriegsheld schon länger West- lands Tochter den Hof gemacht hatte. Dies war nicht ganz von der Hand zu weisen, und er konnte nur hoffen, dass Parthenias kühle Natur selbst einem so strahlenden Bewerber standgehal- ten hatte. Sie gehörte zu jenen jungen Frauen, die ihrem Vater zuliebe einen bestimmten Mann heiraten würden, und zweifel- los würde Westland die Vorstellung gefallen, einen Schwieger- sohn zu haben, der mit dem Zaren zusammen aufgewachsen war und etwas für die Partei tun konnte.
Nun, der alte Westland mochte Drax und seine Freunde für einen Haufen Tunichtgute halten, aber Alec bezweifelte, dass sich der Duke über Kurkow als möglichen Schwiegersohn freu- en würde, wenn er von dem Mord im Moor wüsste und von der
Drohung, Becky Gewalt anzutun – nicht zu reden von den Ha- remsdamen, seinen Konkubinen, die, wie Kurkow sich rühmte, alle seine strenge „Ausbildung“ genossen hatten.
Etwas musste getan werden.
Alec nahm Fort beiseite, während Drax mit einer Lady Kon- versation betrieb – wobei er den Blick nicht von deren Brüsten wenden konnte, die aus dem Korsett zu fallen drohten. Amü- siert sah Alec sie an, dann neigte er den Kopf diskret zum Ohr seines Freundes.
„Fort, bring Drax zu Parthenia. Er muss wieder mit ihr spre- chen.“
„Warum?“
„Diese Dummheiten haben jetzt lange genug gedauert. Wenn er sie verliert, wird er sich das nie verzeihen. Mach dich selbst an sie heran, wenn es nötig sein sollte, um ihn von seiner lächer- lichen Zurückhaltung abzubringen.“
„Dafür bist du besser geeignet. Es interessiert niemanden, wenn ich mit ihr flirte.“
„Daniel, mein Freund.“ Alec lachte und klopfte dem Vertrau- ten auf die Schulter. „Egal, ich bin gleich wieder da. Da drüben steht eine Lady, mit der ich unbedingt ein paar Worte wechseln muss“, sagte er bedeutungsvoll.
„Ah“, erwiderte Fort mit einem verständnisvollen Nicken und sah sich diskret in der Menge um, um zu erkennen, wen er meinte.
Alec hasste es, seine Freunde zu belügen, aber wenn er ih- nen die Wahrheit sagte, dann würden sie ihm zu Hilfe eilen. Auf keinen Fall wollte er jedoch, dass sie ihr Leben aufs Spiel setz- ten. Mit seinen Brüdern wäre das etwas anderes. Seine Brüder könnten ein ganzes Kosakenregiment im Handstreich vernich- ten; aber seine Freunde waren keine Krieger, nur ein paar gute, zuverlässige Kameraden.
Als Fort dann Drax Richtung Parthenia schob, hoffte Alec, dass sein Freund endlich seine scheinbar gelangweilte Haltung ablegte und erkannte, dass seine Chance, jene Frau, die er liebte, für sich zu gewinnen, bald vorüber sein könnte. Eisprinzessin hin oder her – Parthenia hatte es nicht verdient, unter Kurkows bevorstehendem Schicksal zu leiden. Wenn er Talbot Old Hall in seinem Besitz hatte, würde er nämlich gemeinsam mit Becky den Prinzen vor Gericht bringen.
Alec nahm ein Erfrischungsgetränk von einem Tablett, das ein Lakai herumtrug, setzte ein kühles Lächeln auf und näher- te sich mit scheinbarer Lässigkeit dem Prinzen Kurkow. Zum Glück schien er den Russen kürzlich bei Brooke’s beeindruckt zu haben, denn Kurkow erkannte ihn sofort und begrüßte ihn.
„Ah, Lord Alexej. Freut mich, Sie zu sehen.“
„Ebenso, Hoheit.“ Höflich stieß Alec mit ihm an. „Zdra’zhs- vu-tyay.“
„Spasibo bolshoi“, sagte Kurkow und lachte leise.
Alec legte den Kopf schief. „Entschuldigung?“
„Vergessen Sie es“, erwiderte Kurkow. „Eine neue Floskel bei der Anrede, hab ich mir gerade für Sie ausgedacht.“
„Aha.“ Alec war erleichtert. Einen Moment lang hatte er ge- glaubt, der Mann hätte sein falsches Spiel durchschaut, aber zum Glück war das ein Irrtum. Rasch wechselte er das Thema. „Nun, Hoheit, was halten Sie von Brighton?“
„Erträglich.“
„Haben Sie das
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