Gaelen Foley - Knight 06
Schurke hatte die Nerven, erleichtert auszusehen. Er trat vor und sank vor ihrem Stuhl in die Knie. Eine Hand legte er auf ihren Arm. „Lass nicht zu, dass sie zerstört, was wir haben, Becky. Bitte. Sie hat keinen Anspruch auf mich. Sie hat kein Recht, hierherzukommen. Du bedeutest mir alles ...“
„Diesmal genügt dein Charme nicht, Alec.“ Sie entzog ihm ihren Arm. „Ich möchte Antworten. Die wahren.“
Er erhob sich und trat ans Fenster. Dort stützte er die Hän- de auf den Sims und blickte hinaus auf das sonnenbeschiene- ne Pflaster, ohne etwas zu sehen. „Was zwischen Eva und mir passierte, ist ein abgeschlossenes Kapitel meines Lebens. Weder möchte ich dorthin zurückkehren noch darüber reden.“
Sie kämpfte gegen ihre Enttäuschung. Manchmal war er der mutigste Krieger, den sie je gesehen hatte, und der Geliebte all ihrer Träume, doch dann wieder schloss er sie vollkommen aus seinem Leben aus. „Alec, warum erzählst du es mir nicht ein- fach, und dann ist es vorbei?“
Er wandte sich vom Fenster ab und sah sie erregt an. „Wenn du einfach auf mich gehört hättest und weggeblieben wärst, wie ich es dir gesagt hatte, hätten wir all das vermeiden können.“
„Es ist also meine Schuld?“, rief sie aus. „Du sagtest, es wären deine Freunde, die gekommen waren, doch dann hörte ich, wie du mit einer Frau sprachst. Was hätte ich denken sollen?“
„Deshalb hast du alles riskiert?“ Er lehnte sich zurück an die
Fensterbank. „Wegen eines Anflugs weiblicher Eifersucht?“
„Du bist unglaublich!“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Du wirst mich nicht manipulieren, Alec. Hör auf, alles so hin- zudrehen, als hätte ich etwas falsch gemacht, nur damit du mir nicht erzählen musst, was wirklich geschehen ist.“
Er verstummte. Dann senkte er den Blick, doch er schien gar nicht zu merken, was er machte. Gleich danach drehte er sich wieder zum Fenster herum und starrte hinaus. „Eva ist eine las- terhafte Person, und manchmal war auch ich es. Aber das habe ich hinter mir gelassen. Ich werde nicht vor dir kriechen, und du wirst meine Entschuldigung akzeptieren müssen, wenn du willst, dass wir zusammenbleiben.“
Becky sah ihn erstaunt an, dann schüttelte sie den Kopf und ging hinaus. Die Tür schlug sie heftig hinter sich zu.
Was für eine missliche Angelegenheit.
Wie durch ein Wunder war er verschont worden. Becky hatte nicht genug gehört, um sich alles zusammenzureimen – was für Alec bedeutete, ihr alles selbst erzählen zu müssen. Das konnte er nicht. Er schämte sich zu sehr. Hatte Angst, sie zu verlieren, wenn er das tat. Auch wenn er ein Spieler war – das, was sie be- saßen, war zu kostbar, um es zu riskieren.
Unglücklicherweise stellte er während der folgenden andert- halb Tage fest, dass er ein ebenso großes Risiko einging, sie zu verlieren, wenn er nicht mit ihr sprach. Er war nicht einmal si- cher, ob sie noch verlobt waren oder nicht, und er wagte auch nicht, danach zu fragen.
Mit jeder Stunde, die verging, in der er überlegte, was er tun sollte, und auf Distanz blieb, bewegten sich seine Gedanken im Kreis herum – ja, nein, sag es ihr, halt den Mund. Und er fühlte, wie ihm ihr gemeinsamer Zauber durch die Finger glitt.
Offensichtlich hatte sie beschlossen, ihn nicht mehr um Er- klärungen zu bitten. Und sie klagte ihn auch nicht mehr an – das war auch nicht nötig. Ihr Schweigen sagte genug. Offen- sichtlich hatte sie nicht vor, ihr Verhalten zu ändern, trotz seiner vagen Hoffnung, sie möge verstehen, dass es zu schrecklich war, um darüber zu reden, und das Thema ruhen lassen. Ihre Ent- schlossenheit, die Wahrheit zu erfahren, lag fühlbar in der Luft. Sie erfüllte das Haus. Durch Wände, Treppen und Decken konn- te er fühlen, wie sie wartete. Wartete, dass er zu ihr kam, ihr das
Herz öffnete und alles erzählte. Aber was sollte er sagen? Wie sollte er überhaupt die richtigen Worte finden? Und selbst wenn sie durch ein Wunder bereit sein sollte, ihm zu verzeihen, war Alec nicht sicher, dass sie das tun sollte.
Mit jeder Stunde, in der er sich weigerte zu gestehen, zog sie sich weiter zurück. Er verzweifelte, würde verdammt sein, wenn er es tat, und verdammt, wenn er es nicht tat. Das Einzige, was er tun konnte, war, sich gegen den Verlust zu wappnen, indem er sich seinerseits distanzierte.
In den letzten Stunden vor dem Ball im Haus der Lievens lebten sie wie Fremde unter demselben Dach. Es war schreck- lich. Wenn alles nach Plan
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