Gaelen Foley - Knight 06
empfindest.“
Unwillig wandte Alec sich ab, das Kinn eigensinnig vor- geschoben. Rushford musste ihm nicht erzählen, was Becky fühlte.
„Was, zum Teufel, ist los mit dir?“, drängte der Freund weiter.
„Mann, du bist verlobt! Wie kannst du uns so etwas verheim- lichen? Wir sind deine Freunde! Zumindest glaubte ich das. Ich wusste, dass du etwas im Schilde führtest, aber – eine Ver- lobte?“
„Ich konnte es euch nicht sagen.“
„Warum nicht?“
„Weil sie in Gefahr ist!“, rief er schließlich aus. Er hatte es satt, die ganze Last allein zu tragen. „Jemand versucht, sie um- zubringen, Rushford. Hat sie das erwähnt?“
„Nein“, erwiderte der und schüttelte erstaunt den Kopf.
„Die Lage ist sehr ernst. Ich habe sie hier bei mir versteckt, damit sie in Sicherheit ist. Deshalb war sie in jener Nacht vor Draxingers Tür“, erklärte Alec. „Sie war keine Dirne, sie war auf der Flucht. Dabei geriet sie in das Unwetter. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte.“
Rushford trat einen Schritt auf ihn zu. Er sah wütend aus. „Wer könnte so einem süßen Geschöpf etwas antun wollen?“ Alec schüttelte den Kopf. „Ich habe es dir nicht gesagt, und ich bin noch immer nicht sicher, ob ich das tun soll, weil ich es nicht riskieren kann, dass jemand achtlos handelt. Nicht, wenn ihr Leben bedroht ist.“
„Deshalb also hast du dich so verdammt seltsam benommen.“ Alec zuckte die Achseln. Er hatte nicht das Gefühl, sich so seltsam benommen zu haben.
„Verdammt“, meinte Rushford. „Wenn das stimmt, dann ist das umso mehr ein Grund, warum du uns brauchen könntest. Mich, Drax und Fort. Inzwischen solltest du wissen, dass du auf uns zählen kannst.“
Alec sah ihn an. „Kann ich das?“
„Ja! Um deinetwillen und um ihretwillen. Wenn diese reizen- de Lady in Gefahr ist, dann musst du uns erlauben, dir dabei behilflich zu sein, sie zu beschützen.“
„Du darfst mit niemandem über sie sprechen.“
„Natürlich nicht!“
„Na schön.“ Alec nickte. „Es wäre für mich eine große Hilfe, wenn mir jemand den Rücken deckt.“
„Wir werden dich unterstützen, in welcher Form auch im- mer.“ Rushford klopfte auf Alecs verletzten Arm und nickte.
„Komm morgen Mittag mit Fort und Drax hierher, und ich werde alles erklären.“
„Abgemacht. Ich werde jetzt gehen. Zweifellos wollt ihr beide allein sein. Nebenbei bemerkt, sei gewarnt. Im Augenblick ist sie ziemlich wütend auf dich. Ich würde mich ruhig verhalten an deiner Stelle. Erzähl ihr alles über Eva, Alec. Sie ist nicht Lizzie Carlisle. Dieses Mädchen kann damit umgehen.“
Alec runzelte die Stirn. Er ließ sich nicht gern sagen, wie er Becky behandeln sollte, aber Rush schreckte niemals davor zu- rück, seine Meinung zu äußern. „Vertreib sie nicht, wie du es mit allen anderen getan hast. Ich sage dir das als Freund: Dieses Mädchen ist das Beste, was dir jemals passiert ist.“
„Ich weiß“, gab er leise zu.
„Was immer du tust, verärgere sie nicht“, fügte Rush augen- zwinkernd hinzu. „Sie kann auskeilen wie ein Rennpferd, glaub mir.“
Widerstrebend lächelte Alec, und Rushford verabschiedete sich.
Alec wollte sofort zurück ins Speisezimmer eilen, zu Becky, doch in diesem Moment betrat sie den Salon. Verlangend sah er ihr nach, als sie an ihm vorüberging, sich ein Glas Sherry ein- schenkte. In ihrem tief ausgeschnittenen Hauskleid aus schar- lachrotem Satin, das sich an ihre Rundungen schmiegte, war sie für ihn ein Anblick purer Poesie.
„Lord Rushford ist gegangen?“
„Weine nicht, chérie. Morgen kommt er wieder“, scherzte er sanft, während er seinen Überrock auf die nächste Stuhllehne warf. „Allerdings glaube ich nicht, dass bis dahin noch Pudding für ihn übrig sein wird.“ Er ging auf sie zu und ließ sie dabei nicht aus den Augen. „Kein einziger Bissen.“
Leise schmollend nippte sie an ihrem Sherry. Die Luft zwi- schen ihnen knisterte vor Spannung nach diesen Tagen der Ent- täuschung.
„Hübsches Hauskleid, sehr reizvoll“, sagte er und musterte sie. „Was ist der Anlass?“
Mit einem besänftigenden Blick wandte Becky sich um. „Ich hatte gehofft, wir würden feiern, den Erwerb von Talbot Old Hall. Aber es scheint etwas dazwischengekommen zu sein?“
„Alles zu seiner Zeit, meine Liebe. Zuerst sag mir eines: Trägst du das hübsche Kleid für mich oder für Rushford?“
Sie schnaubte. „Als er das Haus umschlich, war ich im Nacht- hemd. Dies war das erste
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