Gaelen Foley - Knight 06
konn- te, dass ich alles hatte und trotzdem nicht glücklich war. Mehr und mehr von allem konnte immer noch nicht ...“
„Die Leere füllen?“, fragte sie leise.
Er wandte den Kopf und sah sie einen Moment lang einfach nur an. Dann nickte er langsam und sah sie sehr ernst an.
„Erzähl weiter.“
Er legte sich wieder zurück und blickte erneut zum Betthim- mel hinauf, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. „Je län- ger ich in diesen Etablissements herumhing und versuchte, das Glück zu wenden, desto schlimmer schien es zu werden. Eine Katastrophe zeichnete sich ab, aber ich wollte die Niederlage nicht eingestehen. Robert warnte mich ein paarmal, ich hätte mich auf gefährliches Terrain begeben, aber ich hörte nicht auf ihn. Schließlich sperrte er mir die Zuwendungen, um mich zum Aufhören zu zwingen. Er hatte keine andere Wahl. Es geschah zu meinem eigenen Besten – aber ich hatte nicht die Absicht, das hinzunehmen. Stattdessen stellte ich diskret Nachfor- schungen wegen eines Bankdarlehens an, um meine Ausgaben zu decken, bis mein Glück zurückkehrte. Ja, ich weiß, keine gu- te Idee. Auf jeden Fall hatten die seriösen Geldverleiher gehört, dass meine Familie mich verstoßen hatte. Ohne Robert als Bür- gen wollten sie mir keinen Cent geben. Und dann wurde es – interessant.“
„Was passierte dann?“
„Einige meiner Gläubiger hörten, in welcher Lage ich mich befand, und klopften an meine Tür. Von meinen Freunden hatte ich geborgt, was möglich war, ich stand bei ihnen allen in der Schuld. Bei ihnen konnte ich nicht mehr auch nur nach einem Penny fragen. Selbst ein ruinierter Spieler hat seinen Stolz. Ich war so wütend auf mich selbst, so voller Abscheu“, sagte er mit schwerer Stimme. „Gerichtsvollzieher lagen auf der Lauer, um mich ins Schuldgefängnis zu bringen, und ich wusste, Robert würde mich dort lassen, denn das hatte er mir gesagt. Er war der Ansicht, auf andere Weise würde ich es sonst niemals lernen.“
Becky hörte stumm zu.
„Wenn ich nun zuließ, dass man mich einsperrte, dann wäre es das Ende von Lord Alec Knight, dem Captain aller Londo- ner Dandys, gewesen, das war mir bewusst“, sagte er spöttisch.
„Es war schlimm genug, auf für mich unerklärliche Weise über Nacht ein Verlierer geworden zu sein, aber das Schuldgefäng- nis würde mich zu einem gesellschaftlichen Außenseiter stem- peln. Gott weiß, dass das Leben in der Gesellschaft verdammt schal sein kann, aber es ist das einzige, das ich kenne. In dieser Situation konnte ich keinen vernünftigen Gedanken fassen“, gab er zu. „Und so ging ich los und tat – etwas unglaublich Dummes.“
„Was war das?“, fragte sie leise.
„Ich nahm ein Darlehen von Mr. Dunmire an.“ Er rollte sich auf die Seite und stützte sich auf den Ellenbogen. Im silbernen Schein des Mondes funkelten seine Augen. „Er ist eine Art Ge- schäftsmann in der Unterwelt, nichts anderes als ein Verbrecher. Ihm gehört ein halbes Dutzend der übelsten Spielhöllen im East End. Bordelle. Kaschemmen, in denen Hahnenkämpfe stattfin- den. Ich wusste, es könnte einem Selbstmord gleichkommen, sich mit ihm einzulassen. Aber da das die einzige Möglichkeit war, die mir noch einigermaßen erträglich erschien, habe ich bei ihm unterschrieben.“
„Oh, Alec.“ Sie erschauerte und dachte an all die Spieler, von denen in den Zeitungen berichtet wurde, die sich ruiniert und dann erschossen oder erhängt hatten. Ein solches Ende galt als ehrbar. Denn Selbstmord war für einen Gentleman der einzige Ausweg aus der Schande.
„Noch immer weigerte ich mich, die Hoffnung aufzugeben“, sagte Alec. „Die Zinsen waren horrend, aber ich war fest davon überzeugt, dass sich mein Schicksal wenden würde. Nun, als ich das Geld von Dunmire hatte, beglich ich einen Teil meiner Schulden und wurde auf diese Weise wenigstens die Gerichts- vollzieher los. Aber als die erste Rückzahlung der Rate fällig wurde ...“ Er schüttelte den Kopf. „Ich konnte das Geld dafür nicht aufbringen.“
„O nein“, sagte sie leise und verzog das Gesicht. Dabei sah sie ihm in die Augen.
„Dunmire zögerte nicht, mir seine Schergen nachzuschicken. Sie lauerten mir eines Nachts auf, ich kam gerade von einer Party, wollte nach Hause, war allein. Ich tat mein Möglichstes, sie loszuwerden, aber ich war nicht in der besten Verfassung ... Wäre ich nüchtern gewesen, wäre ich sicher mit ihnen fertig geworden, aber, nun, um ehrlich zu sein, ich war
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