Gaelen Foley - Knight 06
sie in Aufruhr, denn sie begriff, was Alec ihr sagen würde, noch ehe er es ausgesprochen hatte.
Er schluckte schwer, doch er wirkte fest entschlossen, wollte
es hinter sich bringen, und Becky schloss die Augen, während er weitersprach: „Eva bezahlte Dunmire als Gegenleistung für meine Dienste in ihrem Bett.“
Sie saß ganz still, wie gelähmt, bis tief in ihr Inneres erschüt- tert.
„Unsere Liaison dauerte ungefähr ein Jahr. Sie weigerte sich, Dunmire alles auf einmal zurückzuzahlen, weil es ihr gefiel, so viel Macht über mich zu haben. Sie prahlte damit vor der gan- zen Welt, sie genoss es auszuprobieren, wie weit sie mich drän- gen konnte.“
„Wie konnte deine Familie zulassen, dass du das tatst?“, frag- te Becky zitternd.
„Sie wussten nicht, wie ernst meine Lage war, und ich wollte sie nicht in Umstände hineinziehen, in die ich nur durch meine eigene Dummheit geraten war. Ich konnte es nicht ertragen, dass ihre Meinung über mich noch schlechter wurde.“ Er schluckte schwer. „Ich war einfach nur erleichtert, nicht ins Gefängnis zu müssen, und Dunmire war zufrieden. Was die Gesellschaft betraf: Einige waren empört, einige luden mich nicht mehr ein, aber im Großen und Ganzen wurde das Ganze als Spaß ange- sehen, als einen Schurkenstreich. Ich prahlte damit, als wäre es ein neues Abenteuer, dabei wusste ich die ganze Zeit, dass die arme treue Lizzie am Boden zerstört war. Das, was ich getan hatte, war in ihren Augen Verrat. Mein ,Abenteuer’ hätte sie um ein Haar vernichtet, wenigstens bis Dev vorbeikam.“
„Oh, Alec.“
„Aber damit ist all das Schreckliche noch nicht zu Ende.“
Erschrocken sah sie ihn an, blass im Gesicht. Es wurde noch schlimmer?
„Als ich sah, wie Dev und Lizzie sich ineinander verliebten, versuchte ich, sie ohne nachzudenken zurückzugewinnen. Ich gönnte sie Dev nicht, selbstsüchtig wie ich war.“ Er machte eine Pause. „Ich bat sie sogar, mich zu heiraten.“
Diese verwirrenden Geständnisse bereiteten Becky Qualen, auch Qualen der Eifersucht. „Du hast sie wirklich geliebt?“ Eine ganze Weile lang schwieg er. „Ich habe für sie nicht das empfunden, was ich für dich empfinde. Lizzie ist ein liebes Mäd- chen, das immer einen Platz in meinem Herzen haben wird. Aber der Hauptgrund für meinen Antrag war Furcht. In meinem Ego- ismus glaubte ich, dass es niemanden mehr auf der Welt geben
würde, der mich liebte, wenn sie sich für Dev entschied. Aber dann traf ich dich. Und mir kam der Gedanke, dass es nicht da- rum geht zu nehmen, sondern zu geben.“
Becky sah ihm in die Augen, und Zärtlichkeit keimte wie- der in ihr auf, trotz aller Vorsicht. Das Mondlicht warf blaue Schatten auf sein Gesicht. „Als ich dich in jener ersten Nacht sah und fälschlicherweise für eine Dirne hielt, fühlte ich mich zu dir hingezogen. Ich hatte das Gefühl, du würdest nicht über mich urteilen. Dass du verstehen würdest, wie ich bin. Ich wuss- te nicht, wie unschuldig du warst. Becky, ganz ehrlich, ich hatte vergessen, was Unschuld bedeutet.“
Der Schmerz, der in seinen geflüsterten Worten lag, ließ sie zusammenzucken.
„Als ich mit dir zusammen war, hatte ich die Möglichkeit, einem anderen Menschen etwas zu geben, wie ich es nie zuvor getan hatte. Und ganz egal, wie du über all das urteilen wirst, was ich dir eben gesagt habe, werde ich dir immer dankbar sein, weil ich dir helfen durfte und du mir immerhin so ver- traut hast, dass ich mich um dich kümmern durfte. Das hat mir mehr bedeutet, als du ahnst. Du hast mir die Möglichkeit gege- ben, stolz zu sein auf das, was ich bin.“ Er wandte sich ab. „Auf jeden Fall wollte ich dir all das erzählen, sobald die Sache mit Kurkow erledigt wäre. Ich wollte dein Vertrauen in mich nicht erschüttern. Du hättest höchstens gefürchtet, dass ich dich nicht retten könnte. Und, ich will ehrlich sein – ich hatte auch Angst. Dass ich dich verlieren könnte.“ Sehr vorsichtig sah er sie an. „Habe ich dich verloren?“
Am liebsten hätte Becky geweint.
Einen Moment lang schwieg sie, dann senkte sie den Kopf. Sie suchte nach Worten, ihre Gefühle waren ein einziges Chaos.
Alec wartete. Er hatte seine Seele vor ihr bloßgelegt – und war so verletzlich.
Sie schloss die Augen, wollte sich zurückziehen nach all dem, was er ihr erzählt hatte, um das Gehörte zu überdenken. Aber sie war diejenige gewesen, die darauf bestanden hatte, dass er ihr die Wahrheit sagte.
Die Wahl lag nun an ihr. Entweder
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