Gaelen Foley - Knight 06
tatest du nicht alles, um meine Ängste zu vertreiben und mir ein Lächeln zu entlocken, weißt du noch? Und dann ...“ Noch einmal nahm sie seine Hand und hielt sie
fest. „Du hast mich so zärtlich geliebt.“ Sie streichelte ihn, als sie sich an jene Nacht erinnerte.
Er sah wieder auf, schenkte ihr einen leidenschaftlichen Blick.
„Du warst nicht nur ein Mann, der in jener Nacht eine Frau mit nach Hause nahm, um sich mit ihr zu vergnügen“, sagte sie leise. „Du warst mein barmherziger Samariter – und am nächs- ten Tag warst du mein Ritter. Du hast mir das Leben gerettet. Und als du meine Unschuld erkanntest, wolltest du mich hei- raten – obwohl ich dich getäuscht hatte. Auch wenn du nie in Wellingtons Kavallerie geritten bist, Alec, für mich bist du aus dem Stoff gemacht, aus dem die Helden sind.“
„Ich?“, flüsterte er.
„Ja“, erwiderte sie und hätte ihn so gern in ihre Arme ge- nommen, aber damit musste sie warten. Es gab noch mehr zu sagen, es gab noch so vieles, das er verstehen sollte. „Du be- hauptest, ein selbstsüchtiger Halunke zu sein, aber ich sehe et- was anderes.“ Ihre eigenen Gefühle für ihn, die ihr so lange völlig verworren erschienen waren, lagen immer deutlicher vor ihr, je länger sie sprach. „Immer wieder hast du dein Leben für mich riskiert. Gegen die schrecklichen Kosaken zu kämpfen! Ganz Europa fürchtet sich vor ihnen! Du hast mich hierher gebracht, auch wenn es deiner Familie vielleicht nicht recht ist – ich weiß, wie viel sie dir bedeutet. Du hast dafür gesorgt, dass ich in Sicherheit bin, etwas zu essen und sogar zum Anzie- hen habe.“ Sie streichelte jeden einzelnen seiner Finger. „Jede Nacht hast du gespielt, um mir zu helfen, in mein Zuhause zu- rückkehren zu können und mein Dorf zu retten, obwohl das Spiel der Feind war, der dir in der Vergangenheit so sehr zu- gesetzt hatte. Und dabei hast du nichts von mir verlangt – nur mein Vertrauen.“ Sie hob den Kopf und sah ihn direkt an. „Ist das nicht edel? Glaubst du nicht, dass einem solchen Mann Ver- gebung gebührt?“
Er starrte die gegenüberliegende Wand an, die Lippen fest zu- sammengepresst. Aber als er sie wieder ansah und sich alle Ge- fühle dieser Welt in seinen Augen ausdrückten, rückte Becky näher zu ihm heran, bis sie in seinen Armen lag.
Sie hielten einander fest. Ihr so wortgewandter Geliebter konnte nicht sprechen.
Alec schloss die Augen und verbarg sein Gesicht in ihrem lan-
gen Haar. „Oh Gott, was ich für dich getan habe, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich alles für dich tun würde“, brachte er schließlich kaum hörbar heraus. „Becky – ich würde sterben für dich.“
Sie strich ihm über das goldene Haar und schüttelte den Kopf. „Nein. Das darfst du nicht einmal aussprechen. Ich brau- che dich, und zwar lebend. Und ich will, dass du glücklich bist, Alec, im Frieden mit dir selbst, dich nicht zerfleischst um einer Vergangenheit willen, die du nicht ändern kannst. Auch musst du ganz bestimmt keine Angst davor haben, meine Liebe zu ver- lieren. Da muss jemand weitaus Mächtigeres als Lady Campion kommen, um zu zerstören, was uns verbindet.“ Sie hob den Kopf von seiner Schulter und sah ihm zärtlich in die Augen. „Du bist ein guter Mensch, und ich liebe dich.“
Schweigen breitete sich aus bei dieser schlichten Erklärung.
Vor dem Fenster rauschte das Meer.
Alec sah sie an und wirkte von ihren Worten so benommen, als wäre er vom Pferd gefallen. „Du liebst mich?“ Er stellte die Fra- ge ganz leise. Sein Blick wirkte so sehnsüchtig, dass ihr erneut Tränen in die Augen stiegen.
Sie streichelte seine Wange. „Mehr als sich mit Worten aus- drücken lässt, mein Liebling.“
Er sah sie nur an und suchte sichtlich nach einer Antwort.
Liebevoll lächelte sie unter Tränen. „Es ist schon gut, mein Liebster“, sagte sie und zog ihre Hand zurück. „Du musst es erst dann sagen, wenn du dazu bereit bist.“
„Es tut mir leid.“
„Nein. Dir muss nichts leidtun.“ Sie strich ihm das Haar aus den Augen. „Was die Liebe angeht, so hast du einiges durchge- macht. Ich bitte dich nur darum, mir zu gestatten, es sagen zu dürfen. Kannst du damit leben?“
Mit einem etwas unsicheren Lächeln sah er ihr ins Gesicht. „Ja – gut.“
„Schön. Möchtest du es noch einmal hören?“
„Ich – ich bin nicht sicher.“
„Versuchen wir es und sehen, was passiert.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. „Ich liebe
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