Gaelen Foley - Knight 06
gestehen, dass ich sofort an Sie dachte. Verzeihen Sie, ich wollte nicht vermessen sein. Ich habe gesehen, wie Sie und der Prinz so schön am Meer spa- zieren gingen, und die Skandalblätter schreiben, dass vielleicht bald eine Verbindung zwischen Ihnen beiden bekannt gegeben wird.“
„Sie sollten keine Skandalblätter lesen, Miss ...“
„Abby, Mylady. Nennen Sie mich einfach Abby.“
„Wenn Sie das Glück hatten, lesen zu lernen, Abby, dann soll- ten Sie versuchen, sich zu bilden, indem Sie zu lesenswerterer Lektüre greifen.“
„Natürlich, Madam. Verzeihen Sie“, meinte Becky und unter- drückte ihre Ungeduld.
Mit einem besorgten Stirnrunzeln wandte Parthenia sich ab. „Ich wünschte, Sie könnten mir mehr sagen“, murmelte sie und fragte sich offensichtlich, welchen Schmutzfleck die Tories wohl an ihrem Verlobten entdeckt haben mochten. Sie wandte sich wieder an Becky. „Vielleicht handelt es sich um etwas, was wäh- rend des Krieges geschah? Geldschwierigkeiten? Doch nicht et- was mit einer anderen weiblichen Person, wie ich hoffe?“
„Ich weiß es nicht genau, aber nach der Art, wie sie darüber sprachen, Mylady, ich – ich fürchte, es könnte sogar noch ernster sein als das.“
„Wirklich?“, stieß Parthenia hervor und machte große Augen.
Becky nickte mit ernster Miene. „Nach allem, was Sie für mich und meine Familie getan haben, schien es meine Pflicht zu sein, Sie zu warnen. Vielleicht sollte Mylady die Annahme des Antrags von Prinz Michail noch etwas aufschieben, bis seine Missetaten ans Licht kommen.“
Mit gerunzelter Stirn schüttelte Parthenia den Kopf. „Mein Vater sagt, vertraue nie einem Tory. Vielleicht versuchen Sie nur, Prinz Michails Namen in den Schmutz zu ziehen, weil er zu den Whigs gegangen ist. Sie sind neidisch!“
„Es gibt einen Augenzeugen. Eine glaubwürdige Person“, fügte Becky hinzu, die der Versuchung nicht widerstehen konn- te, noch etwas deutlicher zu werden. „Ich wünschte, ich hätte mehr gehört, aber beinahe hätte mich die Haushälterin beim – äh – Lauschen erwischt.“
„Ich verstehe.“ Nachdenklich kniff Parthenia die Augen zu- sammen. „Abby, Sie haben das Richtige getan, als sie hierher- kamen.“
„Oh, vielen Dank, Mylady.“
„Selbst wenn sich alles als falsch erweisen sollte, ist es bes- ser, vorsichtiger zu sein, als es hinterher zu bedauern. Trotzdem wünsche ich, wir hätten mehr Informationen.“
„Vielleicht gibt es eine Möglichkeit ...“ Becky tat so, als wür- de sie zögern. „Ich habe gesehen, wie mein Herr einige Papiere in eine verschlossene Schublade legte. Ich glaube, sie haben da- mit zu tun. Selbst habe ich sie nicht gesehen ...“
Parthenia beugte sich vor. „Abby“, sagte sie, „vielleicht kön- nen Sie an diese Papiere herankommen. Nur einmal anschauen. Was meinen Sie? Wissen Sie, der Prinz hat meinen Vater um die Erlaubnis gebeten, mich zu heiraten!“
„Oje. In diesem Fall ...“ Becky legte eine Pause ein und holte dann mit besorgter Miene zum finalen Stoß aus. „Lady Parthe- nia, halten Sie es für möglich, dass die Tories planen, die Um- stände von Prinz Kurkows Missetaten absichtlich zu verbergen, bis Sie ihn geheiratet haben, um dann die Wahrheit über seine infamen Taten herauszubringen, sobald das Bündnis besiegelt ist? Denn auf diese Weise könnten sie Ihren edlen Vater in große Verlegenheit bringen.“
Parthenia erbleichte. „Das würden sie tun. Ja! Als einer der Anführer der Whigs war mein Vater ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Nun“, erklärte sie, „wenn Michail Geheimnisse hat,
dann soll er den Duke und mich nicht mit sich ins Verderben rei- ßen!“ Parthenia beugte sich weiter vor, packte Beckys Schulter und erschreckte sie damit.
Nun, vielleicht hatte Lord Draxinger recht. Vielleicht war all diese Unterkühltheit nur eine Fassade.
„Abby“, setzte Parthenia an, „können Sie diese Papiere für mich besorgen?“
„O weh – ich weiß nicht, ob ich das wagen kann.“
Die Tochter des Dukes richtete sich auf. „Wenn Sie dadurch Ihre Stellung verlieren, dann müssen Sie sich keine Sorgen ma- chen. Wer will denn schon für einen Tory arbeiten? Wenn all dies geklärt ist, kommen Sie zu mir und arbeiten für mich. Ja, wenn Sie wollen, lasse ich Sie sogar zur Zofe ausbilden“, erklärte sie mit großer Wichtigkeit.
„Madam, Sie sind noch großzügiger, als ich gedacht habe.“ Während sie ein Lachen unterdrückte, tat Becky so, als wäre sie zutiefst
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