Gaelen Foley - Knight 06
dankbar. Ungeachtet dessen war sie jedoch froh, dass Parthenia den sorgsam überlegten Plan für ihre eigene Idee hielt. „Ich werde es tun“, erklärte sie. „Aber inzwischen bitte ich Sie, Mylady, zeigen Sie Seiner Hoheit nicht, dass Sie einen Grund haben, an ihm zu zweifeln.“
„Nicht?“
„Auf keinen Fall, denn wenn er unschuldig ist, könnten Sie ihn verlieren. Niemand möchte, dass der Mensch, den er liebt, an ihm zweifelt, Mylady.“ Ihre eigenen Worte erinnerten sie da- ran, wie sie es vergangene Nacht mit Alec gehandhabt hatte, als sie den Entschluss fasste, ihm trotz allem zu vertrauen – und sie empfand so etwas wie Stolz. Sein Erstaunen allein hatte alles andere wettgemacht.
„Sie haben recht.“ Parthenia nickte eifrig, diese kleine Intri- ge schien sie zu beflügeln. „Ich werde meine Zweifel für mich behalten und erst urteilen, wenn Sie mir diese Papiere gebracht haben und ich sie selbst gelesen habe.“
„Das ist sehr klug, Madam.“ Becky nickte. „In Anbetracht der Tatsache, dass man das als Diebstahl ansehen könnte ...“
„Diebstahl? Nein. Wir werden die Dokumente schließlich nur ausleihen.“ Parthenia lächelte jetzt sogar. „Nachdem ich sie studiert habe, werden Sie sie zurückbringen, nicht wahr?“
„O ja, Mylady. Trotzdem wäre es wohl am besten, wenn nie- mand sonst die Papiere sieht, nur aus Sicherheitsgründen. Ich
werde sie Ihnen unter anderer Bezeichnung schicken. Vielleicht als eine Lieferung von der Modistin?“
„Gute Idee. Aber, Abby, ich werde sie dem Duke zeigen müs- sen. Falls Prinz Michail etwas verbirgt, muss er davon erfahren. Er weiß immer, was zu tun ist.“
„Gut, Madam. Wenn Sie die Papiere lesen und sie direkt zu Seiner Gnaden bringen, dann kann ich sie bei Ihnen abho- len und sie in die Schublade zurücklegen, ehe jemand sie ver- misst.“
„Genau so machen wir es. Ich wäre froh, wenn ich eine Zofe wie Sie hätte, Abby. Sie sind sehr außergewöhnlich.“
„Danke, Mylady.“ Becky unterdrückte ein Lächeln und ver- neigte sich.
„Sie müssen mir nicht danken. Ich bin es, die dankbar sein muss“, erklärte Parthenia. „Es wäre sehr unangenehm, eine Ver- bindung zwischen dem Prinzen und mir bekannt zu geben, wenn danach dann einige unerfreuliche Informationen ans Tageslicht treten. Dann müsste ich die Verlobung lösen, und es würde mir nicht gefallen, wenn alle Welt glaubte, Prinz Michail hätte mir das Herz gebrochen – denn das kann er nicht!“
„Sie – Sie lieben ihn nicht?“, fragte Becky, sorgfältig darauf achtend, ihre unterwürfige Haltung nicht zu vergessen.
„Pah, nein! Ich habe ihn nur Papa zum Gefallen ermutigt. In Wahrheit liebe ich einen anderen“, gab sie zu und verlor ein wenig von ihrer Aufgeregtheit angesichts ihrer kleinen Intrige. „Unglücklicherweise erwidert er meine Gefühle nicht.“
„Sind Sie da ganz sicher, Mylady?“, fragte Becky augenzwin- kernd.
Parthenia seufzte und nickte sehnsüchtig, während der Ba- dekarren den Strand erreichte. „Ganz sicher. Wissen Sie, Abby, trotz aller guten Erziehung gibt es Männer auf dieser Welt, de- nen man am liebsten auf die Nase hauen würde.“
Becky nickte, kämpfte gegen einen Lachanfall und war plötz- lich sehr froh, dass sie Draxinger fast einen Zahn ausgeschlagen hatte. „Oh, Mylady, ich weiß genau, was Sie meinen.“
14. KAPITEL
Die Eröffnung des Whistturniers fand auf dem Marktplatz vor der Stadt statt, damit die Gäste mit ihren zahllosen Kutschen und Hunderten von Pferden Platz fanden.
In der herrlichen Nachmittagssonne herrschte festliche Stim- mung, teils wie bei einem Pferderennen, teils wie bei einem Fei- ertag. Unter dem großen, hell gestreiften Zeltdach waren acht Tische für die erste Runde aufgestellt.
Einen alarmierenden Moment hatte es gegeben, als Kinder wild herumliefen und Ball spielten, während ein Spaniel sie bellend verfolgte und dabei eines der Halteseile aus der Ver- ankerung herausgerissen wurde. Um ein Haar wäre das Zelt eingestürzt. Parthenia Westland hatte in diesem Augenblick fast der Schlag getroffen, doch zum Glück geschah das Miss- geschick, ehe das Kartenspiel begonnen hatte. Dank ein paar Dienstboten, die sofort reagierten, wurde ein größeres Unglück verhindert.
Jetzt begann gleich die erste Runde, und die Tochter des Du- kes hatte angefangen, zusammen mit den anderen wohltätigen Damen Erfrischungen zu servieren.
Becky, die sich am Rande des Turniers aufhielt, sorgfältig be- wacht von Rush und
Weitere Kostenlose Bücher