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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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leeren Box kauerte sie sich hin, in der Hoffnung, die Dunkelheit würde sie schützen.
    Sie hörte einen Stallburschen pfeifen, der weiter entfernt den Gang fegte, dann näherten sich die verräterischen Schritte der Kosaken, sie hallten in dem engen Verschlag wider.
    Während Becky mit angehaltenem Atem abwartete, vernahm sie deren gutturale Stimmen immer lauter.
    Aus der benachbarten Box hörte sie das Rascheln von Stroh. Sie erschrak, doch dann hörte sie ein Pferd freundlich schnau- ben. Ein Pferd – war dies nicht ihre einzige Möglichkeit zur Flucht? Konnte sie es wagen?
    Für Pferdediebstahl wurde man gehängt.
    Michails Männer befragten den Stallburschen, gaben sich große Mühe, die richtigen englischen Worte zu finden, um zu fragen, ob der Junge ein dunkelhaariges Mädchen gesehen hät- te. Ich muss hier raus. Jetzt.
    „Was sagen Sie? Ein Mädchen? Nein, Sir, ich habe keines ge- sehen“, antwortete er freundlich. „Woher kommen Sie? Sind Sie Deutsche? Ein Hoch auf Blücher!“
    Becky kroch aus der Box und bemerkte, dass das Pferd gera- de auf eine Koppel geführt worden war und schon einen Half- ter trug. Sie entschied, die Führungsleine, die über einem der Zaunpfähle lag, als Zügel zu benutzen. Angespannt kletterte sie über den Zaun und ging vorsichtig auf das Tier zu.
    Die Kosaken suchten weiterhin nach ihr. Ihr Versteck hatten sie bereits passiert, jetzt standen sie vor der Nachbarbox, den Rücken ihr zugekehrt. Doch sie hätten sich nur umdrehen müs- sen, um sie zu sehen, wie sie sich auf das Pferd schwang.
    Der Fuchs warf widerwillig den Kopf zurück. Becky klam- merte sich an ihn, versuchte, das Tier unter Kontrolle zu brin- gen, ohne dass die Kosaken sie hören konnten. Unglücklicher- weise besaß sie mehr Mut als Erfahrung. Noch nie war sie im

Herrensitz geritten, schon gar nicht ohne Sattel. Rasch erkannte sie, dass das Pferd sie abwerfen würde, ehe sie sich vorbeugen und das Zauntor öffnen konnte.
    „Verdammt“, flüsterte sie. „Halt, Junge – brav.“
    „He!“, rief plötzlich der Stallbursche. „Runter da! Was hast du mit dem Pferd vor?“
    Sie blickte sich um und sah den Jungen in der Stalltür stehen. Er ließ den Besen fallen und lief auf sie zu. Seine Worte hatten die Kosaken aufgeschreckt.
    „Spring, du Halunke!“ Sie stieß dem Pferd die Knie in die Flanken und hielt sich an seiner Mähne fest, als ginge es um ihr Leben.
    Das Pferd scheute. Becky fühlte, wie sie zur Seite rutsch- te, doch sie klammerte sich nur noch fester an das Tier. „Los!“ Noch einmal gab sie ihm einen Tritt, was wenig Gefallen fand. Der Fuchs machte drei Schritte, dann flog er geradezu über den Zaun. Becky glitten die Zügel aus der Hand, jetzt hatte sie keine Möglichkeit mehr, das Pferd zu kontrollieren.
    Schlimmer noch, der Eigensinn des Tieres hatte den Kosaken Zeit gegeben, ihr den einzigen Fluchtweg zu versperren, der Weg, auf dem sie auch gekommen war.
    Sie fuchtelten mit den Armen herum und erschreckten das Pferd. Um Haaresbreite wäre Becky hinuntergefallen, als der Fuchs zur Seite auswich. Doch der Stallbursche packte die Zü- gel, und dann zerrten die Kosaken sie vom Pferderücken he- runter.
    Sie wehrte sich gegen den, der sie hielt, während der andere den Stalljungen mit einem drohenden Blick zum Verstummen brachte.
    „Das ist wohl das Mädchen, nach dem Sie suchten“, meinte der Bursche.
    „Hilf mir!“, rief Becky und trat um sich, als einer der Kosaken ihr den Arm nach hinten drehte. „Sie wollen mich ...“
    „Dir helfen?“, fragte der Stallbursche. „Du verdammte klei- ne Pferdediebin! Aufhängen wäre noch eine zu milde Strafe für deinesgleichen. He, Junge!“, rief er, als das Pferd den Kopf zu- rückwarf, sich befreite und aus dem Geländer der Stallungen galoppierte.
    „Sieh, was du getan hast!“, rief der Bursche mit hochrotem Gesicht Becky zu. „Dafür wirst du bezahlen. Teuer bezahlen.“

Damit rannte er dem Fuchs nach und ließ Becky zwischen den beiden Kosaken zurück.
    „Lasst mich los!“, schrie sie.
    Die beiden packten sie an den Armen, um sie zu Michail zu- rückzubringen. Aber als sich das Trio dem Eingang der Stallun- gen zuwandte, machte Becky große Augen.
    Auch die Kosaken blieben stehen, offensichtlich verblüfft, weil ein breitschultriger Erzengel ihnen den Rückweg mit ei- nem Degen in der Hand versperrte. Die Morgensonne brachte sein goldenes Haar zum Leuchten, und aus seinen blauen Augen blitzte der himmlische Zorn.
    5.

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