Gaelen Foley - Knight 06
KAPITEL
„Alec!“, stieß Becky hervor und erbleichte. „Was tust du hier?“
„Wonach sieht es aus, meine Liebe?“, fragte er, ohne den Blick von ihren Bewachern zu wenden. „Dich retten natürlich.“
„Nein!“, rief sie. „Geh zur Seite. Geh fort, Alec! Sie werden dich umbringen! Ich will nicht, dass du hiermit etwas zu tun hast. Du hättest mir nicht folgen sollen.“
Er sah sie streng an, Becky zuckte zusammen. Diese aus- drucksvollen blauen Augen machten jedes Wort überflüssig. Vorwürfe las sie in seinem Blick, weil sie Geheimnisse vor ihm verborgen und sich ohne Abschied davongeschlichen hatte.
Und doch stand er hier. Bereit, für sie zu kämpfen.
Er ahnte nicht, dass das Selbstmord war.
Mit neuer Wut wehrte sie sich gegen ihre Bewacher, und bei dem Gedanken, dass sie Alec in dieser Gasse zurücklassen, ihn wie den anderen Mann in Yorkshire töten würden, stieg Panik in ihr auf – sein schöner Körper leblos, sein Geist gebrochen –, alles ihretwegen.
Der Krieger zu ihrer Linken riss den Arm hinter ihrem Rü- cken hoch. Sie verzog das Gesicht und hätte den Mann am liebs- ten angespuckt.
Als sie ihr wehtaten, stieß Alec einen Fluch aus und kam näher.
„Was tust du da?“, rief sie.
„Sie sollen dich nicht haben.“
„Es ist zu spät. Geh weg. Bitte, Alec! Es sind Kosaken. Sol- daten.“ Sie schluckte schwer. „Sie werden dich töten, und wenn sie das nicht tun, dann gibt es noch ein Dutzend andere, die un- ter dem Befehl meines Verwandten stehen, die dich jagen und die Arbeit zu Ende bringen werden. Geh einfach weg, ich bitte dich.“
Er zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Wir Knights lassen unsere Freunde nicht im Stich“, erklärte er ironisch. „Dein kleines Geheimnis ist gelüftet, meine Liebe. Wir müssen reden.“
„Geh weg!“ Sie schrie ihn nun an, aber er rührte sich nicht.
„Wenn du glaubst, ich würde dich verlassen, nach allem, was letzte Nacht geschehen ist“, sagte er, ohne die Kosaken aus den Augen zu lassen, „dann hast du mich völlig falsch einge- schätzt.“
Einen Moment lang schloss sie die Augen, enttäuscht und ver- legen, weil ihr Betrug ans Licht gekommen war. Das hier hätte niemals geschehen sollen. Sie konnte nicht glauben, dass er ihr gefolgt war. „Bitte, Alec. Dies hier ist mein Kampf.“
„Nun, es sieht aus, als würdest du verlieren, chérie. Ich bin hier, um die Chancen zu verbessern.“
„O Gott!“ Dieser verdammte männliche Stolz. Er wird direkt vor meinen Augen sterben!
Als sie sich dazu zwang, die Lider wieder zu öffnen, hatte Alec seinen durchdringenden Blick auf den größeren der beiden Kosaken gerichtet. „Lasst sie gehen, und ich werde euer Leben verschonen.“
Die beiden Krieger lachten nur.
Alec presste die Lippen aufeinander. Er bewegte seinen De- gen so, dass die Spitze jetzt auf das Herz des größeren der bei- den Kosaken gerichtet war. „Ich sagte, lasst sie gehen.“
„Alec ...“
„Kein Wort mehr, Becky. Du und ich, wir werden später re- den. Im Moment bin ich nur an diesen Männern interessiert. Was wollen Sie von ihr?“
„Sie sprechen kein Englisch.“
„Oh, dieser hässliche Kerl hier versteht ziemlich gut, was ich von ihm will“, sagte er und betrachtete den größeren Mann aus zusammengekniffenen Augen.
Sie sah, dass er recht hatte. Der Kosak wusste, dass man ihn herausgefordert hatte. Er warf einen Blick auf seinen Kamera- den, dann stieß er Becky in dessen Arme und ging mit gezoge- nem Degen auf Alec zu.
Seine zukünftige Braut hielt ihn also nicht nur für den nied- rigsten aller Schurken, für einen Mann ohne Ehre, sondern sie bezweifelte auch seine Fähigkeiten, es mit den beiden Kriegern aufzunehmen. Nun, er würde es ihr zeigen. Es war an der Zeit, ihr, sich selbst, seinen älteren Brüdern und aller Welt zu zeigen, aus welchem Material Alec Knight gemacht war.
„Komm schon, verdammter Hunnensohn“, murmelte er und wich nicht zurück, während der Kosak näher trat. Unter den halb geschlossenen Lidern des Mannes meinte er, das Feuer zahlreicher Schlachten flackern zu sehen, ganze Jahrhunderte, die von Plünderung und Gewalt bestimmt waren, bis zurück zu Attila, dem Hunnen.
Sein Herz klopfte wie rasend, doch er war sicher, dass er be- reit für das war, was nun folgen würde. Dies war keine Übung, kein ordentliches Duell. Jetzt musste er kämpfen, wie er es noch nie zuvor getan hatte.
Für Becky.
Wer auch immer sie sein mochte.
Mit einem raschen Blick in ihre
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