Gaelen Foley - Knight 06
Stelle.“ Kaum merklich schüttelte Alec den Kopf. Sein Gesicht lag halb im Schatten. „Nach allem, was er für uns getan hat, konnte ich ihm seinen Willen nicht abschlagen. Also steckte ich meinen Säbel weg und blieb in London.“
Becky schwieg eine Weile. „Deine Hingabe an die Familie ist bewunderungswürdig.“
Er hob abwehrend die Schultern. „Wie ich schon sagte, ich schuldete Robert einiges. Als wir unsere Mutter verloren, war er selbst kaum mehr als ein Junge, aber er hielt die Familie zu- sammen. Er ist der beste Mann, den ich kenne.“ Nach diesen leise ausgesprochenen Worten ging er zu einem Armstuhl, der in seiner Nähe stand, setzte sich und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Er legte die Finger gegeneinander, in seinen Augen er- schien ein leicht spöttischer Ausdruck. „Während meine Brüder also auszogen, um Helden zu werden, nahm ich das lockere Le- ben in der Stadt auf und wurde ein Londoner Gockel.“
„Ein Gockel?“, wiederholte sie.
Er nickte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Wir Ge- brüder Knight, musst du wissen, sind in dem, was wir tun, im- mer die Besten, das ist ein Gesetz. Also musste ich der beste Gockel in der Stadt werden.“
„Ich verstehe. Und was gehörte dazu?“
„Schnell und wild zu leben, mit hohen Einsätzen zu spie- len und die Gewinne sofort wieder zu verschleudern. Verrückte Dinge zu wagen, nur um des Reizes willen. Jeden Rock zu ver- führen – na, lassen wir das. Duelle auszufechten für jeden Krat- zer an meiner Ehre.“
„Wirklich? Du hast dich duelliert?“
„So etwas lässt sich nicht vermeiden, wenn man auf diese Weise lebt. Ich hatte einige Feinde, glaube mir.“
„Deswegen also bist du ein so guter Kämpfer.“
„Lobe mich nicht, chérie“, sagte er tonlos. „Man sagte mir nach, mein Egoismus würde weiter als bis zum Mond reichen.“ Er stützte die Wange in die Hand und sah sie an. „Aber wie es scheint, war ich erfolgreich. Ich war der Anführer der Le- bemänner. Der Captain aller Londoner Dandys, und so nann- te man mich auch. O ja, eine Weile sonnte ich mich sogar in diesem Ruhm. Dann endete der Krieg, und die Helden kehrten heim ...“
„Deine mittleren Brüder überlebten alle?“
„Ja, zum Glück. Aber ich war überhaupt nicht mehr von Nut- zen. Und schließlich zeugte Robert einen Sohn, der die Linie weiterführen wird. Seither habe ich keine Ahnung, wozu ich ei- gentlich da bin.“ Nachdenklich blickte er zum Fenster. „Him- mel, warum erzähle ich dir das alles?“
Becky erhob sich nach diesen Worten vom Bett, ging zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Dann schlang sie die Arme um seinen Hals und sah ihn an.
Alec erwiderte ihren Blick. Obwohl seine Stimme wie immer klang, war seine Miene ernsthaft geworden.
Sie umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. „Du bist viel mehr als nur ein Londoner Gockel, Alec Knight. Ich denke, du bist ein ziemlich wunderbarer Mann.“
„Mm.“ Er dachte darüber nach. „Ich sagte doch, du solltest mir keine Komplimente machen.“
„Zu schade, denn es stimmt, was ich sagte.“
„Ziemlich wunderbar?“
„Ja.“
„Na schön“, sagte er leise. „Ich akzeptiere das.“
Sie lächelte ihm voller Zuneigung zu und strich dabei eine goldene Locke aus seinen Augen. Unter ihrer Berührung schien er sich allmählich zu entspannen.
„Mein lieber Alec“, sagte sie schließlich. „Natürlich gibt es einen Grund, warum du hier bist. Du hast ihn nur noch nicht gefunden.“
„Vielleicht habe ich das“, erwiderte er und sah ihr tief in die Augen, während er sie auf seinem Schoß festhielt.
Sie betrachteten einander lange, dann lehnte sie ihre Stirn gegen seine, wobei sie ihre Augen schloss. „Alec.“
„Becky“, flüsterte er.
Es erregte sie, wie seine Hand auf ihrer Hüfte lag. Nun um-
fasste er ihren Nacken. „Wie sehr ich dich begehre.“ Er küsste sie leidenschaftlich und ließ dabei seine Hand über ihren Rü- cken gleiten, sodass sie leise seufzte.
Innerhalb eines Augenblicks schien sie die Leidenschaft zu überwältigen. Alec hielt inne und wich ein wenig zurück. Er schüttelte den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, und auf seinem Gesicht lag ein schmerzverzerrter Ausdruck. „Wir kön- nen das nicht mehr tun. Verstehst du das?“
„Wir dürfen uns nicht küssen?“, fragte sie schwer atmend.
„Küssen – vielleicht. Aber nicht mehr.“ Als er die Augen wie- der öffnete, sah er sie an.
„Warum nicht?“
„Engel, führe mich nicht in
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