Gaelen Foley - Knight 06
diese skandalöse Frau, von der er eben erzählt hatte. Oder all die anderen, wer immer sie sein mochten, die ihn zu glauben gelehrt hatten, dass Liebe eine besondere Form der Grausamkeit war.
Sie achtete nicht auf seine Hand an ihrem Körper. „Was hat sie mit dir gemacht, Liebster?“
Sag mir, wie sie dir wehgetan hat.
„Sie umfasste meinen Kopf, presste mich an ihre Hüften. Sie ließ mich kaum atmen.“ Seine Stimme zitterte ein wenig, er be- griff, dass sie sich nicht abschrecken ließ. „Ich musste sie dort küssen. Ich – ich tat, was sie mir sagte.“ Er senkte den Blick, sei- ne Augen verschwanden hinter den langen Wimpern. „Irgend- wann stand sie auf und schloss die Tür ab. Nachdem ich sie ein paar Mal mit dem Mund befriedigt hatte, durfte ich in sie ein- dringen.“ Er zog seine Hand von Beckys Schenkeln weg, sah sie fragend an, um zu erforschen, wie sie auf seine kleine Geschich- te reagierte.
Becky konnte nicht sprechen, sie war erschüttert und voller
Bedauern, dass sie nach dem Verlust seiner Unschuld gefragt hatte. Sie zeigte es aber nicht.
„Ich wecke Abscheu in dir“, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf und schluckte. „Nein.“ Sie fühlte sei- nen Schmerz. „Dir darf man keine Vorwürfe machen. Alle Jun- gen in dem Alter sind neugierig.“
„Einige mehr als andere.“
„Hattest du Angst vor dem, was da geschah?“
„Ja. Ein bisschen.“
„Was hast du noch gefühlt?“
Er zuckte die Achseln, ein wenig erschrocken über ihre Frage. „Ich weiß es nicht.“ Er rückte ein Stück von ihr ab. „Vergessen. Es ist zu lange her.“
Ausreden.
„Einsamkeit? Verwirrung?“, drängte sie behutsam. „Im Jahr davor hast du deine Mutter verloren. Vielleicht wolltest du nichts als ein wenig Zuwendung.“
„Nun, die bekam ich.“ Er wandte sich ab.
„Komm her, Liebling.“ Sie legte die Arme um seine Schultern. Seine Haltung war abwehrend, seine Muskeln angespannt, aber er schob sie nicht weg. Sie streichelte sein Gesicht. „Es tut mir so leid, Alec.“
„Leid?“ Er lachte, es klang rau. „Warum?“
„Du weißt, warum.“ Sie küsste seine Wange und lehnte ih- re Stirn gegen seine. „Diese Frau hat deine Unschuld ausge- nutzt.“
„Ja?“ Er schluckte. „Was mir da widerfuhr, war der Traum ei- nes jeden Jungen.“
Becky schüttelte den Kopf. „Vielleicht. Aber du leidest noch immer darunter. Sie hätte dich in Ruhe lassen sollen, und das weißt du.“
Er wich zurück. „Wen interessiert das schon.“
„Mich“, flüsterte Becky.
Bei ihrer leise geäußerten Antwort zuckte Alec zusammen. Sein Herz schlug rasend. Er war sieh nicht ganz sicher, was da mit ihm geschah. Er saß auf der Bettkante und starrte wie abwesend auf seine Hände. Plötzlich fürchtete er, zu viel gesagt zu haben. Hatte er sich mit dem, was er gesagt hatte, bloßgestellt? Auch hatte er das Gefühl, als sollte er versuchen, alles wieder unter
Kontrolle zu bekommen. Dafür kannte er nur eine Methode.
„Leg dich zu mir, Liebster“, flüsterte Becky und ließ sich zu- rück auf das weiße Bett fallen. Ihr Blick war voll Unschuld, sie streckte die Arme nach ihm aus, bot ihm Trost, Freundlichkeit und noch etwas, er wusste nicht genau was.
Eine ganze Weile lang sah er sie nur an, und er fühlte das Blut in seinen Adern pulsieren, während er sich fragte, ob sie ihm den Himmel oder die Hölle anbot.
Sie wartete.
Er ging zu ihr, und als er sich über sie beugte, ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss bedeckte, wusste Alec schon, was er wollte.
Sie versuchte, ihr Gesicht von ihm abzuwenden, um sein plötzliches, verzweifeltes Verlangen zu mäßigen, doch er hin- derte sie daran, küsste sie nur noch heftiger. Sie hielt ihn an den Schultern fest, und so gelang es ihr, ihn kurz zur Vernunft zu bringen, doch Alec stand in Flammen.
„Ich will dich“, stieß er hervor und hielt sie ganz fest.
„Du sagtest, wir könnten das nicht tun.“
„Ich habe gelogen.“
„Warum tust du das?“, flüsterte sie verwirrt. „Alec, nichts wird sich je ändern, wenn du mir wehtust.“
Ihre Worte vertrieben einen Teil der Finsternis, die ihn um- gab. Er streichelte ihr Haar und schob es aus ihrem Gesicht. „Ich werde dir nicht wehtun“, versprach er und küsste ihren Mundwinkel. „Ganz und gar nicht, meine Liebste, ganz und gar nicht.“
„Alec, bitte, ich weiß, dass du leidest.“ Sie versuchte, ihn fest- zuhalten, doch er ließ es nicht zu. „Ich will dir nur helfen, dich trösten, Liebster
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