Gaelen Foley - Knight 07
Dieser Mann barg mehr Geheimnisse als jeder andere Mensch, dem sie bisher begegnet war.
Enttäuscht und unsicher darüber, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte, wenn er zurückkehrte, und noch immer ge- schüttelt von Entsetzen bei der Vorstellung, wie knapp sie dem Verhängnis entronnen war, zog sie sich den warmen Hausmantel etwas fester um die Schultern und ging zurück in die Schlaf- kabine.
Gewohnheitsmäßig schob sie alle Riegel vor und legte sich dann wieder in die Koje, die sie zusammen mit einer Bettflasche voll heißer Kohlen bereits vorbereitet hatte.
Gerade hatte sie es sich bequem gemacht und die Augen ge- schlossen, als sie Schlüssel klirren hörte. Draußen machte Jack sich an dem ersten Schloss zu schaffen. Sie erhob sich aus dem Bett, und um ihm die Arbeit zu ersparen, schob sie rasch den Rest zurück.
Als sie die Tür öffnete, stand er da, den Schlüssel in der Hand, das Gesicht von Erschöpfung gezeichnet. Eiskristalle hingen an seinem Mantel und in seinem Haar. Eden lächelte ihm mitleidig zu und öffnete die Tür dann ganz. „Komm herein.“
Als sie sich abwandte, ließ er den Blick ein wenig unsicher über ihr Gesicht gleiten. Dann ging sie vor ihm in die Kabine. Jack folgte ihr, zog den schwarzen Überrock aus und nahm auch die Strickmütze ab. Dann fuhr er sich langsam mit der Hand
durch das feuchte Haar. Eden entzündete die Kerzen auf dem Waschtisch. Als Jack müde die nassen Handschuhe auszog, ging sie hinüber zu seiner Seekiste, die als Tisch diente. Darauf stand ein Tablett mit etwas Essbarem und all den anderen Dingen, die sie für seine Ankunft vorbereitet hatte.
Aus der Teekanne goss sie ihm eine Tasse voll mit duftendem indischem Tee ein und verstärkte ihn mit einem Schuss Brandy, damit ihm warm wurde. Dann brachte sie ihm das heiße Ge- tränk, und er nahm es mit einem gemurmelten Dankeschön an. Er wärmte sich die Hände an der Tasse und atmete einen Mo- ment lang den Dampf tief ein. Besorgt beobachtete sie ihn, er trank nur ein oder zwei Schlucke, ehe er die Tasse beiseitestell- te, um sich den Mantel auszuziehen. Dann warf er ihn über die Kanone, damit das Eis schmelzen konnte.
Eden ging los, um die Handtücher zu holen, und runzelte die Stirn, als sie zurückkam. In den nassen Kleidern konnte der Mann sich den Tod holen. „Lass mich das machen“, sagte sie leise, als sie bemerkte, wie schwer es ihm fiel, mit seinen kalten Händen die Weste aufzuknöpfen.
Geduldig und mit gesenktem Kopf stand er da, während sie ihm die Weste öffnete und von den breiten Schultern streifte. „Zieh das Hemd aus“, verlangte sie. Unter seinem durchdrin- genden Blick fühlte sie sich ein wenig unbehaglich.
Während er ihre Anweisung befolgte und sich das nasse Hemd über den Kopf zog, legte sie den Hausmantel ab, den sie von ihm geborgt hatte, und reichte ihn ihm. „Schnell, ehe die Wärme ver- fliegt.“
„Du hast ihn ...“
„Mir ist jetzt warm genug.“
„Na schön.“ Zu müde, um zu streiten, schob er seine Hände durch die weiten Ärmel und zog den Mantel um sich fest. „Oh“, sagte er ein wenig überrascht, und auf seinem Gesicht erschien ein mattes Lächeln. „Du hast ihn für mich gewärmt.“
„Ich habe meine Qualitäten“, erwiderte sie, während er lang- sam den Gürtel zuknotete.
Während sie sich abwandte, um ihm etwas zu essen zu holen, warf sie einen flüchtigen Blick auf seine untere Körperhälfte, die jetzt anständig hinter dem Hausmantel versteckt war. „Viel- leicht möchtest du auch deine ... äh ... Unaussprechlichen aus- ziehen.“
„Jawohl, Madam.“ Er lächelte ihr vielsagend zu.
Nun, ganz offensichtlich war er doch nicht so müde, wie sie gedacht hatte. „Unverbesserlich“, murmelte sie und widmete sich wieder ihrem improvisierten Tisch. Sie war froh, ihn lächeln zu sehen. Vielleicht nahm er ihr doch nicht mehr übel, dass sie sein Geheimnis herausgefunden hatte.
Vielleicht hatte er das endlich überwunden.
Sie hörte, wie seine Stiefel zu Boden polterten, und einen Mo- ment später hingen seine Hose und die lange Unterhose über der Kanone, zusammen mit seinem Überrock.
„Du musst halb verhungert sein. Der Koch hat einen Topf mit Hühncheneintopf hergeschickt – es schmeckt sehr gut.“ Sie hob den Deckel und rührte um. „Wir haben auch Brot und Butter. Was noch? Heißes Wasser, damit du dich waschen kannst. Hier.“ Sie hatte das Waschtuch in das Becken mit dem schönen war- men Wasser getaucht und drehte sich
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