Gaelen Foley - Knight 07
verletzlich wirkende Stelle an ihrer Kehle, dann schloss er die Augen. Ganz plötz- lich empfand er ein tiefes Gefühl von Fürsorge und Hingabe. „Eden“, flüsterte er, und sein Atem wärmte ihre Haut, als er ihr einen Schwur leistete: „Ich werde immer für dich sorgen. Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst. Ich werde gut sein zu dir. Wenn du mich haben willst.“
An den Schultern schob sie ihn zurück, gerade weit genug, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie selbst wirkte erstaunt und verwirrt, als wäre sie nicht sicher, ob sie ihn richtig verstan- den hatte.
Beinahe durchdringend starrte er sie an, damit sie verstand, dass er ein Nein nicht akzeptieren würde. „Heirate mich“, be- fahl er.
Langsam breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht, und ihre grünen Augen strahlten vor Freude. Noch immer unter ihm lie- gend, hob sie eine Hand an die Stirn und salutierte. „Aye, aye, Captain.“
Er lachte erleichtert und brachte das strahlende Lächeln auf ihrem Gesicht zum Verschwinden, indem er sie küsste.
„Keine Sorge, Victor, ich habe die Lage unter Kontrolle“, versi- cherte Connor, während er in drohender Haltung den Blick über das Deck der Fregatte schweifen ließ. „Diese Männer werden dir nichts tun“, fügte er hinzu und musterte die Mannschaft. „Jetzt stehen sie unter meinem Befehl.“
Bei der Meuterei waren Dr. Farradays Brillengläser zerbro- chen worden, sodass er nun fast blind und hilflos war, doch seine Ohren funktionierten noch gut, und er zuckte zusammen, als er hörte, wie der Schädel des toten ersten Maats auf die Planken polterte.
Dann hörte er das schabende Geräusch, mit dem die Leichen
über das Deck gezogen wurden, danach viermal hintereinander ein lautes Platschen, als der Kapitän, der grausame erste Maat und zwei andere verhasste Offiziere leblos über Bord geworfen wurden.
Victor glaubte nicht, dass sie von irgendwem betrauert wur- den. Gott stehe uns bei.
Die unterschwellig stets vorhandene Stimmung von Brutali- tät an Bord des Totenschiffs war in der Nacht zuvor in Blut und Chaos umgeschlagen. Gegen Mitternacht hatten die Verschwö- rer die verhassten Offiziere umgebracht, doch dann hatte Con- nor die Meuterer überwältigt.
Jetzt wurden in der Morgensonne die Schäden sichtbar, zu- gleich aber brachte der Tag auch wieder etwas Vernunft zurück. Doch noch immer roch es beißend nach Pulver und metallisch nach Blut, und die Ausdünstungen von zu vielen ungewasche- nen Körpern auf engstem Raum verpesteten die Luft. Victors Nase protestierte bei dem üblen Gestank. Der Geruch von Tod, Schuld – und Angst.
Zwar waren der böse Kapitän und seine Anhänger jetzt tot, zusammen mit den gefährlichen Halsabschneidern, die die Meu- terei angezettelt hatten, doch jetzt gab es nur noch einen Mann, der über allen anderen stand. Victor kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und blickte wieder zu seinem hoch- gewachsenen Assistenten hinüber.
Connor stand neben ihm, die blutverschmierten Fäuste in die Hüften gestemmt und mit nachdenklicher Miene. Während krei- schende Fregattvögel den Mast umkreisten, wurden fünf weite- re Leichen in den eisigen Atlantik geworfen – das Trio, das die Meuterei angezettelt hatte und zwei andere, die ihnen in den Weg geraten waren.
Connor hatte sie alle getötet.
Natürlich hatte alles mit Selbstverteidigung begonnen.
Von Blutgier getrieben, hatten die Meuterer ihren Vernich- tungsfeldzug fortsetzen wollen. Nachdem sie die Offiziere getö- tet hatten, wandten sie sich den beiden Gästen des Kapitäns zu, Victor und Connor. Noch immer erschauerte Victor bei der Er- innerung daran, wie die drei schrecklichen Männer die Kajüte gestürmt hatten.
Vielleicht war es ein Glück gewesen, dass die Finsternis da bereits begonnen hatte, sich Connors zu bemächtigen, denn mit seinen geschärften Sinnen schien er die Gefahr beinahe voraus-
geahnt zu haben.
Victor war das nicht gelungen. Nachdem er gegen die Wand geschleudert worden war, hatte er nur so weit einen Blick auf das Inferno werfen können, wie die spinnwebenartigen Risse in seiner Brille dies zuließen.
Aber ein Blick hatte genügt.
Er hatte gesehen, wie der Anführer mit seinem Messer nach Connor ausgeholt und ihn verfehlt hatte. Danach hatte Connor dem Mann die Kehle durchgeschnitten. Gleich darauf hatten drei Tote im Raum gelegen, und mit dem geladenen Gewehr in der Hand war Connor hinausgegangen, um an Deck die Ord- nung wiederherzustellen.
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