Gaelen Foley - Knight 07
brach, aber er hatte weitaus prakti- schere Gründe, in ihrem Interesse auf einer Heirat zu bestehen.
Er erklärte ihr, dass sie nun, da sie ihm ihre Unschuld ge- schenkt hatte, ruiniert war, bis sie den Schutz seines Namens genießen konnte. Sosehr sie der Respekt vor ihrem Vater auch dazu drängte, seinen Segen einzuholen, ehe die Heirat ein fait accompli war, wusste sie doch, dass Jack recht hatte.
Es konnte Monate dauern, ehe ihr Vater sie eingeholt hatte. Inzwischen waren sie beide ein Liebespaar geworden, und viel- leicht war dabei ein Kind entstanden. Ein Baby, das weniger als neun Monate nach der Hochzeit geboren wurde, würde von der übrigen Welt als das Ergebnis eines Sündenfalls angesehen werden.
Nachdem er sein Leben lang erfahren hatte, wie die Gesell- schaft ihn aufgrund seiner eigenen skandalösen Herkunft be- handelte, wollte Jack auf keinen Fall, dass sein Kind unter auch nur dem leisesten Verdacht einer Unehrbarkeit auf die Welt kam. Seiner Ansicht nach musste er nicht nur sie beschützen, sondern auch sein Erstgeborenes.
Dem konnte Eden kaum widersprechen, und sie wollte es auch nicht. Sie wollte Jack heiraten – und sie wollte nicht warten. Sie wünschte einfach nur, dass auch ihr Vater dabei sein könnte, aber wie es schien, war das der Preis, den sie bezahlen musste, weil sie ihrer Leidenschaft nachgegeben hatte. Und auch wenn dieser Preis sehr hoch war, bedauerte sie ihre Entscheidung nicht.
Jedenfalls noch nicht.
Dennoch gab es viele Gründe, nervös zu sein, wenn sie das zuließ. Obwohl es ihr gelang, ihre Furcht vor der Reaktion ihres Vaters zu verdrängen, blieb eine große Unsicherheit zurück, was
die Zukunft betraf. Sie hatte sich dem Schrecken Westindiens voller Leidenschaft hingegeben und sich einverstanden erklärt, ihn zu heiraten, ohne die Garantie, dass sie ein normales, ruhi- ges Leben führen würden, obwohl genau so ein Leben der Grund war, warum sie sich in seinem Schiff versteckt hatte.
Würden sie an Bord seines Schiffes wie Nomaden leben, wur- zellos von Hafen zu Hafen ziehen? Oder würde sie das Dasein einer Seefahrerfrau führen, zurückgelassen in einem Haus an Land, wo sie allein ihre Kinder aufzog, während deren Vater auf der anderen Seite der Erde weilte?
Wenn sie zu viel darüber nachdachte, begann Panik in ihr auf- zusteigen, daher schob sie mit purer Willenskraft all ihre Furcht beiseite. Jetzt musste sie vertrauen. Was sonst sollte sie tun? Noch konnte er ihr keine Antworten geben. Wenn das Schicksal einer ganzen Nation von ihm abhing, dann hatte Jacks gefährli- che Mission Vorrang.
Hatte er erst das Versprechen erfüllt, das er den Anführern der Revolution gegeben hatte, und war sicher zurückgekehrt, dann würden sie beide entscheiden können, wohin sie gehen und wo sie ihre Kinder aufziehen würden.
Vorausgesetzt natürlich, er überlebte die Mission.
Sie versuchte, die Verzweiflung abzuschütteln, die sie zu über- wältigen drohte, und bemerkte, dass Jack und Mr. Trahern jetzt darüber stritten, wie man am besten mehr frische Luft zum Or- lopdeck leiten konnte.
„Verdammt, hör auf, meine Entscheidungen anzuzweifeln, und tu endlich das, was ich dir gesagt habe“, fuhr Jack ihn an.
Sein treuer Lieutenant murmelte eine zornige Erwiderung und stürmte davon, während der Kapitän die Übrigen entließ.
Nur Eden blieb zurück und sah ihn an. Sie lehnte sich in dem dämmerigen, engen Durchgang an das Schott und schüttelte den Kopf. „Warum bist du so hart zu Trahern?“, fragte sie, als alle anderen fort waren.
„Warum nicht? Ich bezahle ihn gut dafür.“
„Jack“, schalt sie ihn für diese Antwort.
„Komm, ich will noch nach ein paar anderen Dingen sehen.“
„Ich verstehe nicht, warum du nicht freundlicher zu ihm sein kannst“, fuhr sie fort, während sie ihm den Gang entlang folgte. „Mr. Brody sollte man dasselbe raten. Er springt mit dem armen Lieutenant genauso hart um wie du.“
„Wir sind nur deshalb so hart zu ihm, weil wir wollen, dass er
im Leben Erfolg hat“, sagte Jack ruhig und hielt ihr die Tür zu einem der Lagerräume auf. „Trahern ist ein guter Mann – ein sehr guter Mann. Aber er kommt aus dem Nichts, und er muss doppelt so gut sein wie jemand von vornehmer Abstammung, damit die Männer auf ihn hören.“
„Wenn du mich fragst, das ist nicht fair.“
„Nein, das ist es nicht“, stimmte er zu. „Aber so ist es nun ein- mal. Damit der Junge sein Bestes gibt, muss ich ihm so viel wie möglich
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