Gaelen Foley - Knight 07
abverlangen.“
„Und das wäre?“
„Dasselbe, das ich mir abverlange. Ehrlich gesagt, ich tue ihm einen Gefallen. Hätte er das Potenzial nicht, dann wäre es mir egal. Schreib das auf, ja? Diese Planken müssen erneuert wer- den. Erinnere mich daran, dass ich dem Zimmermann Bescheid sage.“
Sie notierte es und folgte ihm dann in den engen, von Lampen erhellten Gang hinaus. „Jack?“
„Hm?“ Er schien noch immer abgelenkt und begutachtete et- was Werg, mit dem die Zwischenräume der Planken abgedichtet worden waren.
„Es gibt noch etwas, über das ich nachgedacht habe.“
„Was ist das?“
„Lady Maura.“
Er hielt inne und warf ihr dann über die Schulter hinweg ei- nen unbehaglichen Blick zu. „Du weißt von ihr?“
„Papa sagte mir, sie war eine Freundin von Tante Cecily – und dass du sie heiraten wolltest, aber ihre Eltern dagegen waren.“
Langsam kam er zu ihr. Sein Gesicht wirkte angespannt.
„Stimmt das?“, fragte sie.
„Das ist lange her.“
„Ja, aber wenn du sie beinahe geheiratet hättest, und du jetzt mich heiraten willst, dann würde ich gern ein bisschen was von ihr wissen. Sie muss dir sehr viel bedeutet haben.“
Einen Augenblick lang schien er nicht ganz sicher zu sein, ob er antworten sollte. Weiter hinten im Gang fiel Sonnenlicht durch eine der Luken ein und bildete ein helles Rechteck auf dem Boden.
„Wie hat sie ausgesehen?“, fragte Eden lächelnd weiter.
„Brünett. Dunkle Augen.“ Er zuckte die Achseln. „Ich fühlte mich von ihr angezogen, aber ihre Eltern hatten eher meinen äl- teren Bruder für sie im Sinn.“
„Ah, Robert. Der Duke? Papa sagte mir, Lady Maura sei die Tochter eines Marquess.“
Er nickte. „Marquess of Griffith. Sein Land grenzt an das der Hawkscliffes im Norden, daher wollen sie eine Verbindung zwi- schen unseren Clans. Hätte ich echtes Hawkscliffe-Blut in mir, hätten sie es vielleicht erwogen, sich mit einem zweiten Sohn zu begnügen. Unglücklicherweise war es ein offenes Geheimnis, dass ich ein Bastard bin, daher wurde eine Verbindung zwischen Maura und mir ... sagen wir, nicht gerade unterstützt.“
Sie betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. „Wie konnte das ein offenes Geheimnis sein? Ich meine, wie konnte jemand es he- rausfinden?“
„Oh, Liebes“, sagte er leise und senkte den Blick, während er die Hände in die Taille stemmte. „Vermutlich muss ich dir alle Familiengeheimnisse verraten.“
Fragend hob sie die Brauen.
Er seufzte tief und lehnte sich gegen das Schott. „Wo soll ich anfangen ...?“
Eden lehnte sich interessiert ihm direkt gegenüber an den en- gen Durchgang. Das Schiff knarrte rhythmisch.
Jack starrte sie eine Weile lang an. „Meine Mutter war Georgi- ana Knight, Duchess of Hawkscliffe. Jungverheiratet und ge- rade Mutter eines Sohnes geworden – Robert, der nach seinem Vater benannt wurde –, entdeckte sie, dass ihr Gemahl in einem kleinen Liebesnest vor den Toren Londons eine Mätresse ver- steckt hielt, und sie war ... außer sich. Nun, das Feuer der Hölle ist nichts verglichen mit einer wütenden Frau, und so machte Georgiana sich daran, ihrem Duke eine Lektion zu erteilen, die er niemals vergessen würde.“
Eden hörte mit großen Augen zu.
„Sie beschloss, ihm in aller Öffentlichkeit Hörner aufzuset- zen. Ganz bewusst wählte sie einen Mann, der deutlich unter ihr stand. Hätte sie einen Adligen gewählt, wäre ein Duell die Folge gewesen, um die Ehre zu retten. Ich weiß nicht, wie viel du über Duelle weißt, aber Männer duellieren sich nicht mit je- nen, die ihnen gesellschaftlich unterlegen sind. Offensichtlich wollte Mutter nicht, dass ihr Duke getötet wurde. Sie wollte, dass Robert mit einem lebendigen Vater aufwuchs. Ein anderes Problem, dem sie sich gegenübersah, war, einen Mann zu finden, der den Mut besaß, das Bett mit der Gemahlin eines so mächti- gen Mannes wie dem Duke of Hawkscliffe zu teilen. Sie war eine
Schönheit, aber ihr Gemahl war ein Freund des Königs. Nun, sie fand genau den Richtigen in dem Boxchampion Sam O'Shay. ,The Killarney Crusher'„, fügte er sachlich hinzu. „Mein guter alter Vater.“
Eden formte mit den Lippen ein „Oh“, aber kein Laut war zu hören.
„Ich war nicht geplant“, erklärte er. „Ich war ... ein Unfall. Ein schrecklicher Unfall. Ein lebendiger, atmender, schreiender Fehler, gut neun Pfund schwer.“
„Gütiger Himmel.“
„Hawkscliffe hat mich anerkannt, um das Gesicht zu wahren. Doch alle wussten
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