Gaelen Foley - Knight 07
beschlossen sie, die Famili- en endgültig zu verbinden, indem Jacinda Ian heiratete, aber so stand es nicht in den Sternen.“
„Ich verstehe“, murmelte Eden und dachte an Lady Jacin- das Lobeshymnen auf ihren geliebten „Billy“. Nach einer Weile brachte sie den Mut auf zu fragen: „Hast du sie geliebt?“
„Ich glaubte es“, sagte er mit einem schwachen Lächeln. „Rückblickend war ich einfach froh, dass jemand meine Anwe- senheit zur Kenntnis nahm.“
Mitleidig und liebevoll zugleich sah sie ihn an. „Hat sie dich geliebt?“
„Oh, natürlich nicht. Zu jener Zeit glaubte ich es, aber bald musste ich erfahren, dass sie nur die Aufmerksamkeit genoss und mehr oder weniger ihre Fähigkeiten an mir erprobte vor ihrem Debüt. Als ihre Eltern ihre Erwartungen ausdrückten, dass sie einen Erben heiraten sollte und ihr untersagten, mich weiterhin zu treffen, schwor ich, dass sie uns nicht trennen könnten – wah- re Liebe und so – und begann zu planen, wie wir durchbrennen, damit wir zusammen sein konnten.“
„Durchbrennen?“, rief Eden aus.
„Bitte vergiss nicht, dass ich erst siebzehn war und ein Dumm- kopf.“ Er nahm sich eine Zigarre, zündete sie jedoch nicht an. „Für eine rechtsgültige Heirat in England waren wir zu jung, aber Schottland lag nicht allzu weit entfernt.“ Er zuckte die Achseln. „Ich bereitete alles vor und wollte sie abholen, aber sie weigerte sich mitzukommen. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihr deswegen noch einen Vorwurf mache, aber ich wollte uns beide umbringen, als ihre Proteste ihre wahren Gefühle mir ge- genüber offenbarten. Durchzubrennen würde einen Skandal verursachen, und sie wollte meinetwegen nicht aus der Gesell- schaft ausgestoßen werden.“
„Armer Jack“, murmelte sie leise.
Er lachte freudlos. „Ich schwor, sie mit meinem Leben zu be-
schützen und nach Kräften für sie zu sorgen, aber davon wollte sie nichts hören. Sie wollte einen Titel und die Sicherheit eines Vermögens. Und das bekam sie auch bald“, fügte er hinzu. „Drei Monate nachdem sie mich abgewiesen hatte, heiratete sie einen Marquess, der mehr als doppelt so alt war wie sie.“
„Um Himmels willen!“
„Ja. Das brachte für mich das Fass zum Überlaufen. Ich kehrte England den Rücken und gelobte, nie mehr dorthin zurückzu- kehren. Aber jetzt wiegen die Bedürfnisse der Rebellen schwerer als das Versprechen eines liebeskranken Romeos“, sagte er spöt- tisch. „Sinn fürs Praktische, meine Liebe.“
Einen Moment lang schwieg Eden und überdachte all das, was er ihr erzählt hatte. „Ich vermute, es wäre unangenehm, Lady Maura zu treffen, wenn wir in London sind.“
„Nicht für mich.“
„Glaubst du, sie hat ihre Entscheidung jemals bereut?“
„Das bezweifle ich. Sie hat bekommen, was sie wollte. Sie ist jetzt Lady Avonworth, eine Marchioness – allerdings hat sie kei- ne Kinder, was mir seltsam erscheint. Trotzdem ist sie eine der führenden Gastgeberinnen der ton geworden. Andererseits be- sitze ich jetzt mehr als ihr nobler Marquess, und ich muss zuge- ben, darin liegt eine gewisse Befriedigung.“
„Ich vermute, das ist kein Zufall.“
„Nein“, gab er nach einer kleinen Weile zu. „Ich schwor mir, es ihr zu zeigen. Es ihnen allen zu zeigen.“ Er senkte den Blick, damit sie den Zorn in seinen Augen nicht sah. „Sie haben alle gesagt, ich würde es nie zu etwas bringen.“
„Was meintest du, als du sagtest, du wurdest der Bösewicht in der Familie? Wie kam es dazu?“
Jack seufzte.
Aus irgendeinem Grund lief einer seiner Männer durch den Gang. Eden und Jack drückten sich auf ihre jeweilige Seite des Schotts, um den Mann vorbeizulassen, der sich entschuldigte und weitereilte.
Wieder sah Eden ihren Verlobten fragend an.
„Jacinda war noch nicht auf der Welt, daher waren abgese- hen von Robert wir alle von illegitimer Herkunft“, sagte er lei- se, nachdem der Matrose um die Ecke verschwunden war. „Wir wussten das nicht, bis wir zur Schule kamen und es von unseren Klassenkameraden erfuhren.“
„Oh Jack“, flüsterte sie.
Unbehaglich räusperte er sich. „Als wir jünger waren und noch zu Hause lebten, setzte ich es mir irgendwann in den Kopf, den Duke dazu zu bringen, uns wie ein richtiger Vater zu behan- deln. Ich war daran gewöhnt, dass er mich verachtete, und wuss- te, dass wenig Hoffnung auf Änderung bestand, aber die Art und Weise, wie er mit den Jüngeren umging, brachte mich auf. Schon lange vorher hatte ich
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