Gaelen Foley - Knight 07
nichts von der Gefahr ahnten, in der sie schwebten, denn sie waren voll und ganz damit beschäftigt, über den Charme der im Ballsaal anwesenden Damen zu urteilen.
Sie plauderten weiter, und da sie an ihm vorbeischlenderten, konnte Jack ihre leisen Bemerkungen nun deutlich hören.
„Verdammt, die habe ich noch nie gesehen.“
„Meinst du, sie ist verheiratet?“
„Seit wann ist das wichtig?“
Sie lachten, ahnten nicht, dass Jack ihnen mit finsterer Miene folgen wollte, doch dann fühlte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter.
„Jack. Auf ein Wort bitte.“
Er wandte sich um und begegnete einem aufmerksamen Blick aus Luciens kühlen grauen Augen. Der jüngere der Zwillinge verhielt sich gewöhnlich eher zurückhaltend, sodass Jack sofort wusste, es war Ärger im Anzug.
Er unterdrückte den Anflug von Eifersucht, gelobte sich aber, irgendjemanden durch das Fenster zu schleudern, wenn er noch ein Wort in dieser Richtung hörte. „Was gibt es, Lucien?“
„Oh, nur eine kleine ... nun, Unannehmlichkeit, aber ich dach- te, du solltest darüber Bescheid wissen. Können wir?“
Er wusste nicht, warum der jüngere Zwilling es als notwen- dig erachtete, mit ihm zur Wand hinüberzugehen, doch er be- griff schnell, dass es daran lag, dass Lucien Jacks Temperament kannte und ahnte, dass es um eine Neuigkeit ging, die ihn aus der Fassung bringen würde.
„Was ist los?“, fragte Jack.
„Du hast gestern – nun, eine Zofe entlassen?“, begann Lucien diplomatisch.
„Ja. Warum?“ Jack runzelte die Stirn. „Warte mal, woher weißt du das?“ Er hatte seine Brüder am Vortag nicht gesehen.
„Ich fürchte, ich bin nicht der Einzige, der davon weiß.“
„Bitte?“
„Diese Frau, Lisette, ich nehme an, sie kam mit guten Referen- zen zu dir?“
„Ja, sie hat schon für andere Damen gearbeitet.“
„Nun, mit ihnen hat sie gesprochen, seit du sie entlassen hast.“
„Was?“
„Jack, reg dich nicht auf. Sie hat Gerüchte über dich und Eden in die Welt gesetzt.“
„Oh, verdammt ...!“
Die Gesellschaft änderte sich niemals.
„Ich weiß nicht, wie weit es schon gegangen ist“, sagte Lucien in beschwichtigendem Tonfall. „Ich hörte es aber gerade am an- deren Ende des Ballsaals. Und ich dachte, du solltest darüber Bescheid wissen. Wenn du es für angemessen hältst, kannst du Eden davon erzählen.“
„Was besagen diese Gerüchte? Ich bin unglaublich neugierig“,
fragte Jack zynisch.
Lucien senkte den Blick. „Sie besagen ... nun ja, dass ihr keine richtige Ehe führt. Und dass während der ganzen Zeit, in der sie für deine Frau gearbeitet hat, ihr niemals das Bett miteinander geteilt habt.“
Jack starrte ihn an. Dann fasste er sich wieder, und seine Mie- ne verfinsterte sich. „Ich drehe ihr den Hals um. All diese ver- dammten ...“
Er war wütend über diesen Angriff auf seine Qualitäten als Mann. Was ging es irgendwen an, ob er eine Weile nicht mit seiner Frau das Bett geteilt hatte bis zur vergangenen Nacht? Dann erkannte er, dass Eden unbedingt davon erfahren sollte. Er musste sie beschützen.
Besorgt blickte er sich nach ihr um. „Danke, Lucien. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muss nach meiner Frau sehen.“
Er bemerkte, dass der erste Tanz zu Ende war und blinzelte, als er seine Frau entdeckte, die jetzt umringt wurde von einer Schar eleganter Dandys.
Der Anblick warf ihn beinahe um. Was zum ...?
Hatten auch diese unverschämten Burschen die Gerüchte gehört?
Gütiger Himmel.
Einige müssen davon gehört haben, dachte er, denn das wür- de erklären, warum sie sie so umschwärmen wie Bienen eine seltene und zarte Blüte. Wenn sie glaubten, Eden wäre in einer lieblosen Ehe gefangen mit einem Mann, der sie im Bett ver- nachlässigte, dann würden sie vermutlich davon ausgehen, dass sie zur Verfügung stand, so wie es bei vielen Damen der Gesell- schaft der Fall war – und wie es auch bei Jacks zügelloser Mut- ter gewesen war.
Bei diesem Gedanken wurde er noch ärgerlicher. Aber Eden war anders als die weltgewandte Georgiana Hawkscliffe. Sie war zu unschuldig, um zu wissen, was diese Schürzenjäger tat- sächlich beabsichtigten – nämlich sie ins Bett zu locken, sobald er ihnen auch nur den Rücken zuwandte.
Er war bereits im Begriff, sich in Bewegung zu setzen, um den ersten durch das nächste Fenster hinauszuwerfen.
Dabei entging ihm keinesfalls, dass das alles nicht passiert wäre, wenn er mit ihr getanzt hätte.
Warum lächelte
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