Gaelen Foley - Knight 07
dass es für mich so enden würde – ich bin der Schurke, wie immer. Aber wie ein verliebter Narr konnte ich es dir nicht abschlagen. Ich habe deine Tränen nicht ausgehalten.“
„Jack.“
„Was willst du noch von mir hören? Geh schon. Stell dich mit ihnen zusammen gegen mich. Beinah habe ich ja damit gerech- net“, fügte er bitter hinzu.
„Ich stelle mich nicht gegen dich, Jack.“
„Natürlich tust du das.“ Über seine Schulter hinweg warf er einen Blick zurück zum Ballsaal. „Dies sind dieselben Men-
schen, die mich in die Gosse warfen, als ich ein Junge war. Jetzt bedeutet ihr Beifall dir mehr als unsere Liebe. Aber dann soll es so sein. Du hast von mir bekommen, was du wolltest. Du hast mich und meine Familie benutzt, um Zutritt zu dieser Welt zu erlangen. Jetzt, da du hier angekommen bist, habe ich meine Schuldigkeit getan, nicht wahr?“
Ungläubig sah sie ihn an. „Das stimmt nicht, so kannst du von mir nicht denken. Jack – ich bin deine Familie. Das hast du selbst erst vor ein paar Tagen gesagt.“
„Nun, ich habe mich geirrt. Meine Mannschaft ist meine Fa- milie. Und zu ihnen gehöre ich.“ Er verstummte, drehte sich um und streckte die Hand nach der Tür aus. „Auf Wiedersehen, Eden.“
„Wage es nicht, jetzt einfach so wegzugehen.“
„Ich werde gehen“, sagte er ruhig, und es klang ungewohnt re- signiert. „Du tust, was du willst. Tanze, so viel du willst. Im Herbst kehre ich zurück und hole mein Kind, sobald es geboren ist.“
„Was?“
„Du hast mich gehört. Vor allem, wenn es ein Sohn ist. Du weißt, dass ich einen Erben für die Firma brauche. Ich werde eine Amme engagieren, die sich um ihn kümmert. Wenn du es nicht willst, musst du nicht kommen, aber ich werde mein Kind nicht hier aufziehen“, sagte er tonlos. „Ich werde ihn irgendwo hin- bringen, weit fort von hier, wo die Leute nicht so viel Wert darauf legen, von welcher Abkunft man ist, sondern darauf, was man aus seinem Leben macht. Einen Ort, wo niemand ihm wehtun kann oder ihm das Gefühl gibt, dort nicht hinzugehören. Vielleicht nach Indien, wo Onkel Arthur lebt. Dort ist die Gesellschaft et- was weniger streng. Und dann gibt es immer noch Jamaika.“
„Was ist das für ein Wahnsinn?“, flüsterte sie und starrte ihn an. Sie war ganz bleich geworden. „Du wirst mir nicht mein Kind wegnehmen.“
Natürlich hatte er als ihr Gemahl das Recht dazu.
„Du kannst immer noch ein anderes haben“, sagte er ebenso leise wie grausam. „Ich bin sicher, es wird dir nicht an mögli- chen Vätern mangeln, die mehr als glücklich sein werden, dir einen Gefallen zu tun.“
„Ich bin nicht wie deine Mutter, Jack, und ich werde nicht zu- lassen, dass du meine Ehre beschmutzt.“
Er schwieg, sah, wie sie sich ihm entgegenstellte, genau wie sie es immer getan hatte. Wie sehr er sie vermissen würde!
„Deine zweifelhafte Herkunft gibt dir nicht das Recht, dich wie ein Bastard zu benehmen“, fügte sie hinzu.
„Ah, aber ich bin einer, meine Süße. Und ich werde immer ei- ner bleiben.“ Damit ging er hinaus und winkte über die Gruppe von Gartendamen, die sich vor der Tür versammelt hatten, um zu lauschen, hinweg einem Diener zu. Als er hinaustrat, wichen sie zurück und scharten sich zusammen wie gackernde Hühner. Er beachtete sie gar nicht.
„Holen Sie meinen Bruder, Colonel Lord Winterley, damit er meine Gemahlin nach Hause bringt“, befahl er dem Diener. Die Bibliothekstür stand noch immer offen, sodass er sich noch ein- mal umdrehte, um einen letzten Blick auf seine schöne Frau zu erhaschen.
Sie stand da wie angewurzelt und totenbleich.
„Du wirst jetzt zu Damien gehen“, befahl er ihr. Dies wa- ren seine Abschiedsworte. Jack fühlte sich elend, als er die Tür schloss und davonging.
Eden schwankte einen Moment, als der Schreck über sein Fort- gehen sie mit aller Macht traf. Es dauerte eine Weile, bis sie be- griff, was soeben geschehen war. Er wollte nach Südamerika rei- sen, einfach so?
Nein. Es war ausgeschlossen, dass sie ihn so abreisen ließ. Sie hastete zur Tür und zögerte dann, als sie das besorgte Gemurmel der Damen auf der anderen Seite hörte.
Würden sie sie jetzt verachten?
Sie hatte Angst, ihnen gegenüberzutreten, denn sie war nicht annähernd so tollkühn wie Jack, aber sie sah keine Möglichkeit, das zu vermeiden. Es gab nur eine Tür, die nach draußen führte, und wenn sie Jack einholen wollte, dann musste sie sich den Da- men sofort stellen. Sie holte tief Luft
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