Gaelen Foley - Knight 07
sich.
„Oh, das arme Mädchen“, flüsterten sie.
„So ein süßes junges Geschöpf! Was sie alles ertragen muss!“
„So ein Ungeheuer!“
„Wie sündhaft!“
Die Gartendamen starrten Jack verlangend an, als er Eden hinaustrug.
„Würden Sie uns bitte entschuldigen?“, erklärte er spöttisch. „Es ist alles in Ordnung. Keine Sorge, ich werde gut auf sie auf- passen“, fügte er mit einem hintergründigen Lächeln hinzu.
Dann marschierte er mit ihr auf den Armen aus dem Ballsaal, als wäre er ein finsterer heidnischer Gott, der sein jungfräuli- ches Opfer fortbringt – oder Hades, der Persephone holt, damit sie wie versprochen die Hälfte des Jahres mit ihm in seinem höl- lischen Königreich in der Unterwelt verbrachte.
Nun, zumindest kann jetzt niemand behaupten, dass es zwi- schen uns keine Leidenschaft gibt, dachte Jack finster, aber zu- frieden, während er seine Braut durch den Gang trug, der neben dem Ballsaal verlief.
Besorgte Dienstboten winkten ihn in die stille und matt be- leuchtete Bibliothek am Ende des Korridors, aber er schüttelte den Kopf, als sie fragten, ob es sein Wunsch wäre, dass sie den Arzt kommen ließen.
Sie eilten herbei, als er Eden durch die Flügeltüren trug und sie dann sanft auf eines der braunen Ledersofas legte.
„Brandy?“, fragte er.
„Hier, Mylord.“ Einer der Diener schenkte ein Glas für die ohnmächtige Dame voll. „Das sollte helfen, ihre Nerven zu be- ruhigen.“
Sie öffnete nicht einmal die Augen, diese kleine Schwindlerin.
Jack nahm dem Mann das kleine Glas ab und stellte es beisei- te, dann jagte er die Dienstboten hinaus und schloss die Flügel- türen mit einem klappenden Geräusch hinter ihnen.
Endlich hielt er inne, wohl wissend, dass er soeben einen Skan- dal verursacht hatte. Nein, halt – zwei. Da gab es ja auch noch den Earl im Springbrunnen. Eine Neuigkeit, die sich bestimmt schnell verbreiten würde, daran zweifelte er nicht. Wenn er dann noch das Gerücht der Zofe mitzählte, waren es schon drei.
Er war nicht gerade begierig darauf zu hören, was Eden zu alldem sagte. Es war ein kühner Zug gewesen, ihr diesen lei- denschaftlichen Kuss vor aller Augen zu geben, aber es war das Beste, was ihm zu dem Zeitpunkt eingefallen war. Zu beweisen nämlich, dass er seine Frau tatsächlich im biblischen Sinne an- genommen hatte und er der Vater des Kindes war, von dessen Existenz die Welt bald erfahren würde.
Wenigstens war es ein Anfang.
In Verbindung mit der Lektion, die er Lord Pembrooke im Ge- wächshaus erteilt hatte und die jedem Mann in der Umgebung einen vagen Eindruck davon vermittelte, was ihn erwartete, wenn er Jacks Ehefrau zu nahe kam, war er guter Hoffnung, die Gerüchte im Keim erstickt zu haben, die seinem Kind schaden könnten.
Er fühlte sich schon erheblich besser.
Eden zu küssen, hatte gewöhnlich diese Wirkung auf ihn. Um bei der Wahrheit zu bleiben, hatte er die Gelegenheit genossen, die Gesellschaft ein weiteres Mal zu verspotten. Und Maura zu
zeigen, was ihr entging. Er hoffte, sie hatte etwas wie Bedauern empfunden – aber was ihn betraf, so fühlte er nichts derglei- chen.
Er hatte sich selbst wie einen Schurken hingestellt, das stimm- te, aber es war ihm egal, was diese Leute von ihm hielten. Ihn in- teressierte nur, was Eden dachte. Und als er das Messingschloss an der Bibliothekstür verriegelte, sich langsam herumdrehte und quer durch den Raum auf seine schauspielernde Ehefrau blickte, wusste er, der Moment der Wahrheit war gekommen.
„Du kannst jetzt die Augen öffnen.“
„Das will ich nicht“, sagte sie, „denn wenn ich dir ins Gesicht sehe, dann werde ich schreien.“
Rasch setzte sie sich auf, wie eine Frau, die soeben von den To- ten erwacht war, schwang die Beine herum und stellte die Füße auf den Teppich. „Wie konntest du das tun? Du bist ein Bar- bar!“ Sie beugte sich vor, das hübsche Gesicht verzerrt vor Zorn. „Was hast du dir nur gedacht? So benimmst du dich doch sonst nicht!“
Jack blinzelte.
„Weißt du überhaupt, was du getan hast? Du hast uns unmög- lich gemacht! Wir werden nie wieder irgendwohin eingeladen werden!“
Er schwieg einen Moment lang. „Wäre das so schlimm?“
„Oh! Noch nie in meinem Leben war ich in einer so peinlichen Lage!“
„Peinlich?“, wiederholte er leise.
„Du hast mich vor allen Leuten blamiert!“
Jack hätte nicht überraschter sein können, wenn sie eine Waf- fe gezogen und auf ihn angelegt hätte.
Sie sprang auf, nahm das
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