Gaelen Foley - Knight 07
nur eine mögliche Kandidatin ein: Eden Farraday.
Endlich ein Mädchen, das auf sich allein aufpassen konnte. Verdammt, dachte Jack, wenn ich klug bin, heirate ich sie. Man stelle sich nur die Lebensbedingungen vor, an die sie gewöhnt war! Für den Luxus, den er ihr geben konnte, würde sie vermut- lich alles tun, was er ihr sagte. Ihre Fähigkeit zu loyalem Verhal- ten war über jeden Zweifel erhaben, hatte sie doch bei ihrem Va- ter ausgeharrt. Dabei war es klar, dass sie jetzt froh sein würde, einfach nur aus dem Regenwald herauszukommen – aber Jack konnte ihr noch so viel mehr geben, wenn sie zu einer vernünfti- gen Übereinkunft kommen sollten. Ein privilegiertes Leben und einen Platz in der Gesellschaft. Ein leichtes Leben.
Das verdiente sie viel mehr als alle anderen Frauen, die er kannte.
Natürlich hatte sie ihm bei ihrer kurzen Begegnung Quali-
täten gezeigt, die darauf hinwiesen, dass sie ihm erstklassige Söhne gebären könne: Stärke, Selbstvertrauen, Gesundheit, In- telligenz, Mut und Einfallsreichtum. Und er hatte gesehen, dass sie eine gute Mutter sein würde, denn sie hatte ihre fürsorgliche Seite gezeigt, als sie ihm den Splitter entfernte.
Wenn er an das selbstsüchtige Verhalten seiner eigenen Mut- ter dachte, dann war ihm die Liebe seiner zukünftigen Frau zu ihren Kindern mehr als wichtig.
All das klingt verrückt, dachte er und runzelte die Stirn. Aber nüchtern betrachtet war es vielleicht gar keine so schlechte Idee. In allen wesentlichen Punkten schien der Rotschopf seinen Vor- stellungen zu entsprechen.
Sie war fürsorglich, klug und beeindruckend schön, und vor allem – sie war keine blasierte höhere Tochter, deren einzige Reaktion auf eine gefährliche Lage es wäre, anmutig auf einer Chaiselongue in Ohnmacht zu fallen.
Sie war noch recht jung, aber wenn ein paar Jahre vergingen, würde sie zu einer echten Königin heranreifen, die die Stellung halten konnte, wenn er sich für längere Zeit auf der anderen Seite der Welt befand, um nach seinem weitläufigen Imperium zu sehen.
Wenn Victor ihr zutraute, ihm bei seiner umfangreichen wis- senschaftlichen Arbeit zu helfen, dann sah Jack keinen Grund, warum sie nicht fähig sein sollte, an seiner Stelle ein Auge auf seine Gesellschaft zu haben.
Die ideale Ehefrau – eine mit Verstand, der er vertrauen und die auf eigenen Füßen stehen konnte – würde ihm beinahe ein gleichberechtigter Partner in seiner Firma sein.
Er hatte nur nie geglaubt, so eine Frau jemals zu finden.
Aber jetzt war da Eden Farraday, versteckt in den Bäumen, wo andere Männer sie nicht entdecken würden. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass die Erinnerung an ihren Kuss noch im- mer Verlangen in ihm weckte.
Verdammt, ob sie mich überhaupt noch haben will, nachdem ich mich geweigert habe, sie mit nach England zu nehmen?, frag- te er sich. Aber welche Wahl hatte er gehabt? Rastlos trat Jack zu Trahern an die Reling.
„Bisher noch kein Zeichen der Valiant“, berichtete ihm der Lieutenant und spähte durch sein Fernrohr.
„Nein, ich rechne auch nicht vor dem vierzigsten Breitengrad mit dem alten Herrn“, meinte Jack, auch wenn ihn der Gedanke
an seinen Onkel Lord Arthur Knight zum Lächeln brachte.
Es war tröstlich zu wissen, dass es wenigstens ein Familien- mitglied gab, mit dem er rechnen konnte, vielleicht weil der distinguierte alte Nabob zu seiner Zeit genauso ein schwarzes Schaf der Familie gewesen war wie jetzt Jack.
Vor vielen Jahrzehnten hatte der zweitgeborene Lord Arthur Knight nach einem Streit mit seinem älteren Bruder, dem vori- gen Duke of Hawkscliffe, der Familie den Rücken gekehrt, hatte seine Koffer gepackt und war nach Indien aufgebrochen, wo er ein Vermögen erworben hatte. Dort hatte er durch seinen Ver- stand und die Arbeit seiner Hände seinen Weg gemacht, hatte eine Frau gefunden und eine Familie gegründet mit zwei Söhnen und einer schönen Tochter. Er hatte sich bis an die Spitze der East India Company hochgearbeitet, und nachdem er in den Ru- hestand getreten war, alles, was er nach drei Jahrzehnten in dem halsabschneiderischen Geschäft im Orient gelernt hatte, einge- setzt, um Jack zu helfen, seine Firma zu einer Macht aufzubau- en, mit der man rechnen musste.
Er war für Jack wie ein Vater gewesen.
Arthur und er hatten vereinbart, gemeinsam an die Küste ih- rer alten Heimat zurückzukehren – zur moralischen Unterstüt- zung. Schwer zu sagen, wessen Anblick den Rest der Familie mehr erschrecken
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