Gai-Jin
Vorschlag.«
»Selbstverständlich, verehrte Prinzessin«, entgegnete Yoshi hastig. »Aber es tut mir leid, Sire, so wichtige Vorbereitungen können unmöglich innerhalb von vier Wochen getroffen werden. Darf ich Ihnen den Rat geben, zu bedenken, daß die Implikationen eines solchen Besuches falsch ausgelegt werden könnten?«
Nobusadas Lächeln erstarb. »Implikationen? Rat? Was für Implikationen? Falsch ausgelegt – von wem? Von ihnen?« gab er grob zurück.
»Nein, Sire, von mir nicht. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, daß noch nie ein Shōgun nach Kyōto gereist ist, um den Kaiser um Rat zu bitten, und daß ein solcher Präzedenzfall sich katastrophal auf Ihre Herrschaft auswirken könnte.«
»Wieso?« fragte Nobusada zornig. »Das verstehe ich nicht.«
»Weil der Shōgun, wie Sie sich erinnern werden, die ererbte Pflicht hat, zusammen mit seinem Ältestenrat und dem Shōgunat dem Kaiser die Entscheidungen abzunehmen.« Yoshi sprach bemüht freundlich. »Das ermöglicht es dem Sohn des Himmels, seine Zeit ausschließlich damit zu verbringen, für uns alle mit den Göttern zu sprechen, und dem Shōgunat, dafür zu sorgen, daß sein wa nicht von weltlichen und niederen Geschehnissen gestört wird.«
Betont liebenswürdig sagte Prinzessin Yazu: »Was Toranaga Yoshi-sama sagt, ist richtig, mein Gatte. Leider haben die Gai-Jin sein wa inzwischen, wie wir alle wissen, bereits gestört, daher würde es eindeutig sowohl höflich als auch familiengerecht sein, meinen Bruder, den Erhabenen, um Rat zu fragen. Das würde keine historischen Rechte verletzen.«
»Jawohl.« Der junge Mann wölbte die Brust. »So ist es beschlossen!«
»Der Rat wird Ihren Wunsch umgehend in Erwägung ziehen.«
Nobusadas Züge verzerrten sich, und er rief erregt: »Wunsch? Es ist mein Entschluß! Unterbreiten Sie ihn, wenn Sie das unbedingt wollen, aber ich habe mich bereits entschieden. Ich bin der Shōgun, nicht Sie! Ich! Ich habe mich entschieden! Ich wurde gewählt, und Sie wurden abgewiesen – von allen loyalen Daimyos. Ich bin der Shōgun, Vetter!«
Alle waren über den Ausbruch entgeistert. Bis auf das junge Mädchen. Sie lächelte in sich hinein und hielt die Augen niedergeschlagen. Gut, sehr gut, dachte sie; endlich beginnt meine Rache.
»Gewiß, Sire«, gab Yoshi ruhig zurück, obwohl ihm die Farbe aus dem Gesicht gewichen war. »Aber ich bin Ihr Vormund und muß Ihnen abraten…«
»Ich will Ihren Rat nicht! Niemand hat mich gefragt, ob ich einen Vormund will. Ich brauche keinen Vormund, Vetter, am allerwenigsten Sie.«
Yoshi musterte den jungen Mann, der vor Wut zitterte. Früher war ich genau wie du, dachte er kalt, eine Marionette, der man dies oder das befahl, von meiner eigenen Familie fortgeschickt, um von einer anderen adoptiert zu werden. Ich wurde verheiratet, verbannt und sechsmal fast ermordet, und das alles nur, weil die Götter beschlossen hatten, mich als Sohn meines Vaters zur Welt kommen zu lassen – genau wie du, erbärmlicher Narr, als Sohn deines Vaters geboren wurdest. Ich bin in vieler Hinsicht wie du, war aber niemals ein Narr, immer ein Schwertkämpfer. Heute bin ich keine Marionette mehr. Sanjiro aus Satsuma weiß es noch nicht, aber er hat mich zum Puppenspieler gemacht. »Solange ich Ihr Vormund bin, werde ich Sie bewachen und beschützen, Sire«, erklärte er. Sein Blick wanderte kurz zu dem jungen Mädchen hinüber, das äußerlich so zierlich und zart wirkte. »Und Ihre Familie.«
Sie erwiderte seinen Blick nicht. Das war nicht nötig. Beide wußten, daß Krieg erklärt worden war. »Wir sind froh über Ihren Schutz, Yoshi-sama.«
»Ich nicht!« kreischte Nobusada. »Du warst mein Rivale, und nun bist du nichts! In zwei Jahren, wenn ich achtzehn bin, werde ich allein regieren, und du…« Mit zitterndem Finger deutete er auf Yoshis gleichmütiges Gesicht, und alle erschraken, bis auf das junge Mädchen. »Wenn du nicht gehorchen lernst, werde ich dich… wirst du für immer auf die Nordinsel verbannt werden. Wir reisen nach Kyōto!«
Er fuhr herum. Hastig stieß ein Wachtposten die Tür auf. Alle verneigten sich, als Nobusada hinausstürzte, und sein Gefolge verließ hinter ihm ebenfalls den Saal. Als sie wieder allein waren, wischte sich Anjo den Schweiß vom Hals. »Sie ist… sie ist die Quelle all dieser… Aufregung und ›Intelligenz‹«, behauptete er säuerlich. »Seit sie hier ist, hat sich dieser Dummkopf noch dämlicher angestellt als vorher.«
Yoshi verbarg seine
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